Bedingungsloses Grundeinkommen Diese Manager fordern das Grundeinkommen
Das bedingungslose Grundeinkommen könnte bei den Sondierungsgesprächen zur Jamaika-Koalition Thema werden. Die meisten Parteivertreter sind skeptisch. Einige deutsche Manager sehen es hingegen als Voraussetzung einer sozial gerechten Zukunft.

Das bedingungslose Grundeinkommen: Kommt es mit Jamaika?
1000 Euro im Monat für jeden, ohne auch nur eine Stunde dafür gearbeitet zu haben. Das ist das bedingungslose Grundeinkommen. Würde es eingeführt, würden Sozialleistungen wegfallen. Wenige Tage vor Beginn der Sondierungsgespräche von Union, Grünen und FDP haben Chefs großer Unternehmen eine bessere soziale Absicherung der Deutschen gefordert. Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein plant, das bedingungslose Grundeinkommen zu testen. In einer Jamaika-Koalition im Bund dürfte die Idee aber kaum durchzusetzen sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt darauf, dass durch die Digitalisierung mehr gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen. FDP-Chef Christian Lindner hält das Grundeinkommen für zu teuer. Auch die Grünen-Spitze Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckhardt zeigen sich skeptisch.
Die folgenden Unternehmer sehen das bedingungslose Grundeinkommen jedoch als Bestandteil der Arbeitswelt der Zukunft:
Bild: dpa

dm-Gründer Götz Werner: „Mit dem Grundeinkommen haben Sie die Freiheit, Nein zu sagen:“
Der Gründer der Drogeriemarktkette dm, Götz Werner, wünscht sich ein Deutschland, in dem jeder nur noch arbeitet, weil er es aus eigenen Stücken will. Auf die Kritik, dass dann vielleicht viele Menschen gar nicht mehr arbeiten würden, reagiert er folgendermaßen: „Gerade durch das Grundeinkommen entsteht Leistungsvermögen. Wenn ich mir keine Sorgen um meine Existenz machen muss, kann ich mich an neue Ideen wagen.“ So werde viel mehr Unternehmertum geschaffen. Jobs, die dann weniger Menschen machen wollen, die aber trotzdem gebraucht werden, sollen besser entlohnt oder automatisiert werden.
Bild: dpa

Siemens-Chef Joe Kaeser: „Eine Art Grundeinkommen wird völlig unvermeidlich sein.“
Laut der Bundesagentur für Arbeit werden bis 2025 circa 1,5 Millionen traditionelle Arbeitsplätze in Deutschland verschwinden. Siemens-Chef Joe Kaeser findet es absehbar, dass „einige auf der Strecke bleiben, weil sie mit der Geschwindigkeit auf der Welt einfach nicht mitkommen.“ Damit deutsche Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen können, müssen sie in künstliche Intelligenz und Fortschritt investieren. Die Gesellschaft müsse dafür sorgen, dass die Menschen, die sich nicht in Windeseile fortbilden können, versorgt sind“, sagt Kaeser.
Bild: AP

Telekom-Chef Timotheus Höttges: „Eine Gewinnbesteuerung ist wahrscheinlich der richtige Weg.“
Telekom-Chef Höttges erwartet ebenso einen Wegfall von Arbeitsplätzen durch das Voranschreiten der Digitalisierung. „Wir müssen unsere Gesellschaft absichern“, sagt er. Doch woher soll das Geld für ein bedingungsloses Grundeinkommen kommen? „Die Besteuerung könnte stärker auf den Gewinnen aufbauen, die durch Datenauswertung und den Einsatz von Maschinen entstehen.“ Höttges räumt aber auch ein, dass die Besteuerung von beispielsweise großen Internetkonzernen problematisch sein kann, „weil die ihre Plattformen irgendwo auf der Welt errichten.“
Bild: dpa

SAP-Vorstand Bernd Leukert (2.v.r.): „Ein Grundeinkommen hilft allen.“
Leukert sieht Jobs im mittleren Management beispielsweise in Steuerabteilungen oder Banken in Gefahr. „Die Informationstechnologie wird viele der heutigen Aufgaben übernehmen können“, sagt der SAP-Vorstand. Wichtig sei bei einem bedingungslosen Grundeinkommen, dass die Menschen trotzdem noch Anreize haben, um etwas durch Arbeit zu erreichen.
Bild: dpa
Infosys-Chef Vishal Sikka: „Es braucht einen Puffer, der den Menschen Zeit gibt.“
Der Chef des weltweit tätigen IT-Unternehmens Infosys mahnt: Das Tempo, in dem Menschen sich qualifizieren müssen, beschleunige sich. Die Fähigkeit der Menschen, sich Kenntnisse anzueignen, bleibe jedoch gleich. „Es braucht einen Puffer, der den Menschen Zeit gibt.“
Bild: REUTERS
Albert Wenger (Partner bei Union Square Ventures): „Das bedingungslose Grundeinkommen ist der Schlüssel für unsere Zukunft“
Auch der Risikokapitalgeber Wenger spricht sich für das Grundeinkommen aus. „Deutschland ist von allen Ländern der Idee am nächsten“, sagte er am Rande einer Digitalkonferenz. Die Wahl von Donald Trump und der Brexit zeigten, dass es nicht so weiter gehen könne. Die Welt dürfe nicht so tun, als gäbe es keine Veränderungen auf den Märkten. Für ihn ist das bedingungslose Grundeinkommen die logische Reaktion auf die voranschreitende Automatisierung.
Bild: dpa
- Artikel teilen per:
- Artikel teilen per: