




Mitte Dezember parkt ein VW-Bus mit Surfbrettern auf dem Dach im australischen Melbourne. Auf den ersten Blick nicht weiter verwunderlich, schließlich ist auf der Südhalbkugel gerade Sommer. Doch der Bulli steht nicht am Strand, sondern mitten in der City der nach Sidney zweitgrößten Stadt Australiens. Auf einem Schild daneben ist zu lesen: „Ups. Hätte ein Samsung Galaxy S3 nehmen sollen. Mit Navigation, der man vertrauen kann.“
Ein Seitenhieb auf das Kartendesaster von Apple: Die Amerikaner hatten bei der Ende September veröffentlichten Neuauflage ihres Smartphone-Betriebssystems iOS 6 die vorher verwendeten Google-Karten durch einen eigenen Kartendienst ersetzt – und die Häme der Nutzer weltweit auf sich gezogen, weil die Apple-Karten nur so vor Fehlern strotzten. Derlei Selbstbewusstsein kann sich Samsung mittlerweile leisten – auch und gerade gegenüber dem einst als unangreifbar geglaubten Smartphone-Pionier Apple mit seinem Verkaufshit iPhone.
Denn inzwischen sind die Südkoreaner die Taktgeber im heiß umkämpften Markt mit intelligenten Handys und Tablet-Rechnern. Allein im dritten Quartal 2012 hat Samsung weltweit rund 56 Millionen Smartphones verkauft – fast doppelt so viele wie Erzrivale Apple. Pro Minute verkaufte der Elektronikriese am Jahresende geschätzt annähernd 500 Handys weltweit.
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In diesen Sparten ist Samsung aktiv
Produkte: Kondensatoren, passive Elektronikbauteile
Umsatz (2011): 4,3 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 25.000
Produkte: Kreditkartengesellschaft, Brokerhaus, Venture Capital
Umsatz (2011): 2,3 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 3.100
Produkte: Megatanker, Containerschiffe
Umsatz (2011): 9,6 Milliarden Euro
Nettogewinn (2011): 347 Millionen Euro
Mitarbeiter: 13.000
Produkte: Textilien, Mode, Farbstoffe zum Beispiel für Hausgeräte, Chemikalien
Umsatz (2011): 4 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 3.900
Produkte: Bau- und Handelsgesellschaft, spektakuläre Hochhäuser wie Burj Khalifa in Dubai
Umsatz (2011): 15,4 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 10.500
Produkte: LC- und OLED-Bildschirme, weltweit Nr. 1
Umsatz (2011): 20,9 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 39.000
Produkte: Großanlagen für Chemie-, Stahl-, Erdgas- und Bergbauindustrie, Kraftwerke
Umsatz (2011): 6,6 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 8.300
Produkte: Artillerie, Videoüberwachung, Militärroboter
Umsatz (2010): 5,370 Milliarden Euro
Produkte: Freizeitpark
Umsatz (2011): 1,8 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 4.800; heimliche Holding, 54 % im Besitz der Familie Lee
Produkte: Auto-, Unternehmens und Lebensversicherungen
Umsatz (2011): 29,3 Milliarden Euro
Mitarbeiter: 11.700
Antriebsmotor des Erfolgs ist jenes Flaggschiffgerät Galaxy S3, das seit dem Marktstart Ende Mai bis Anfang November vergangenen Jahres weltweit 30 Millionen Mal über die Ladentheken ging.
Bis Ende 2012 dürften es nach Schätzungen knapp 50 Millionen Stück gewesen sein. Damit ist das Galaxy mittlerweile das weltweit meistverkaufte Smartphone. Dieser Erfolg im Mobilgeschäft ist verantwortlich dafür, dass der weltgrößte Hersteller von Speicherchips und Fernsehern in diesem Jahr den Best Brands Award für die beste Wachstumsmarke erhält.
Poleposition in Deutschland
Damit gelingt Samsung das Kunststück, die Auszeichnung nach 2010 bereits zum zweiten Mal zu ergattern, seinerzeit vor allem befeuert durch das erfolgreiche Geschäft mit Flachbildfernsehern. Wie sehr der Konzern auch in Deutschland von seinem boomenden Handygeschäft profitiert, lässt sich an den jüngsten, Mitte Dezember veröffentlichten Zahlen des US-Marktforschungshauses Comscore ablesen.
Demnach hat Samsung seinen hiesigen Marktanteil bei Smartphones zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012 von 18,2 auf nunmehr 32 Prozent gesteigert. Das ist ein Plus von fast 14 Prozentpunkten binnen eines Jahres. Zugleich rangieren die Koreaner damit erstmals auf der Poleposition im deutschen Markt. „Samsung hat Apple das Leben sehr schwer gemacht. Das Modell Galaxy ist für viele Verbraucher die wirklich ernst zu nehmende Alternative zu Apple“, lobt Siegfried Högl, Manager beim Marktforschungshaus GfK in Nürnberg und mitverantwortlich für den Best Brands Award.
Entsprechend selbstbewusst gibt man sich in der Deutschland-Zentrale des Elektronikgiganten im hessischen Schwalbach. „Samsung ist in Deutschland laut einer Umfrage des britischen Marktforschungshauses Strategy Analytics vom vergangenen Jahr die beliebteste Marke für Unterhaltungselektronik“, sagt Hans Wienands, der seit 2011 die hiesigen Geschäfte leitet.