
Der Musik-Dienst Spotify könnte laut übereinstimmenden Medienberichten bald auch im Video-Geschäft mitmischen und damit Plattformen wie der Google-Tochter YouTube Konkurrenz machen. Die schwedische Firma arbeite an Plänen für den Einstieg in den umkämpften Wachstumsmarkt, berichtete das „Wall Street Journal“ am Donnerstag unter Berufung auf eingeweihte Kreise.
Spotify habe sich an verschiedene Akteure gewandt, die auf Video-Streaming spezialisiert seien. Auch zu bekannten traditionellen Medienunternehmen habe die Firma Kontakt gesucht. Der Service werde wahrscheinlich nicht nur für Abonnenten angeboten und könne auch Werbung umfassen, hieß es in dem Bericht weiter. Die „Financial Times“ berichtet, das Angebot werde nicht in Konkurrenz zu Netflix treten, das gegen eine monatliche gebühr Zugriff auf eine große Bibliothek an Filmen, TV-Serien und Eigenproduktionen erlaubt. Die Spotify-Videos sollen stattdessen eine Erweitungen des Musikdienstes sein.
Von Spotify selbst gibt es bislang keine Stellungnahme. Am 20. Mai wolle man Neuigkeiten verkünden, heißt es. Ganz neu sind die Videostreaming-Pläne nicht. Bereits vor zwei Jahren kursierten Gerüchte, Spotify liebäugle mit dem Einstieg in den Videomarkt. Es könnte der Versuch sein, sich mit einem Alleinstellungsmerkmal deutlicher von der Konkurrenz abzugrenzen – und neue Kunden anzulocken.
Obwohl Spotify mit insgesamt 60 Millionen Nutzern, von denen rund 15 Millionen zahlende Premiumkunden sind, klarer Branchenprimus unter den Musikstreamern ist, wirft das Unternehmen bislang keinen Gewinn ab.
Wer am Musikstreaming verdient
Wirtschaftsexperten von Ernst & Young haben im Auftrag des Verbandes der französischen Musikindustrie SNEP exemplarisch ausgerechnet, wieviel die einzelnen Parteien von jenen 9,99 Euro erhalten, die ein Premiumabo bei Diensten wie Spotify und Deezer kostet.
… behält demnach 2,08 Euro .
… bekommt 1,67 Euro insbesondere durch die Umsatzsteuer.
… bekommen einen Anteil von 1 Euro.
… behalten 4,56 Euro.
… bleiben am Ende 0,68 Euro. Die werden nach Häufigkeit der Abrufe unter den Musikern aufgeteilt. Unbekanntere Bands erhalten entsprechend wenig.
Mit dem Markteintritt großer Techkonzerne wie Google und Amazon wird der Verdrängungswettbewerb im Musikstreamingbereich immer härter. Wohl im Juni wird zudem Apple seinen Dienst Beats an den Start gehen. Branchenkenner rechnen damit, dass viele Anbieter in den kommenden Jahren vom Markt verschwinden werden. Erst vor wenigen Tagen gab der bekannte deutsche Anbieter Simfy auf.
Auch der Markt der Videostreamer ist allerdings von einem harten Verdrängungswettbewerb geprägt. Platzhirsch Youtube bietet kostenlosen Zugriff auf Millionen von Videos, darunter viele Musikclips. Das Portal kämpft aber mittlerweile mit Sozialen Netzwerken wie Facebook um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Mit Filmen, TV-Serien und hochwertigen Eigenproduktionen versuchen Flatrate-Angebote wie Netflix oder Amazon Prime Instant Video Nutzer zum Abschluss eines Abonnements zu bewegen.
Mit Material von dpa