
Activision Blizzard, einer der größten Hersteller von Videospiel-Blockbustern wie WarCraft, StarCraft, Diablo oder Call of Duty, ist nun auch der größte Publisher für mobile Games. Fast 6 Milliarden Euro hat das Entwicklerstudio aus Kalifornien für das britische Unternehmen King Digital Entertainment gezahlt.
King Digital ist vor allem für seine Candy Crush Saga bekannt, ein Puzzle-Videospiel bei dem der Spieler bunte Steinchen in die richtige Reihenfolge bringen muss. Bei Facebook und als App ist das Spiel ein Hit, schon 2014 knackte Candy Crush Saga die Grenze von 50 Millionen Nutzern pro Monat.
Die zehn größten IT-Übernahmen weltweit nach Kaufpreis
Im Jahr 2010 schluckte Microsoft die norwegische Suchmaschine Fast. Das 1997 gegründete Unternehmen ist auf Suchmaschinenprogramme für Firmenkunden spezialisiert. Der Kaufpreis soll 1,2 Milliarden US-Dollar betragen haben.
Quelle: Statista
2006 übernahm Google Youtube für 1,65 Milliarden US-Dollar. Youtube, damals noch ein defizitäres Start-Up-Unternehmen, war für Google zu diesem Zeitpunkt der teuerste Kauf in der achtjährigen Firmengeschichte.
2014 überrasche Facebook Branchenkenner mit dem Kauf von von Oculus VR. Zwei Milliarden US-Dollar zahlte Facebook für den Hersteller von VR-Brillen, die speziell für PC-Spiele ausgelegt sind. Mit dem Unternehmen hat Mark Zuckerberg großes vor. „Oculus hat die Chance, die sozialste Plattform überhaupt zu werden“, sagte er anlässlich der Übernahme.
Nur ein Jahr nach der Youtube-Übernahme kaufte Google für sage und schreibe 3,1 Milliarden US—Dollar den Anzeigenriesen Doubleclick. Auch Microsoft, AOL und Yahoo waren interessiert, hatten allerdings das Nachsehen. Schon vor dem Zukauf hatte Google die führende Stellung im Geschäft mit der Internet-Werbung inne. Mit der Übernahme konnte Google diese Position noch weiter ausbauen.
Ähnlich viel wie für Doubleclick zahlte Google für den Kauf Nest Labs: 3,2 Milliarden US-Dollar. Die Firma, die smarte Thermostate und Rauchmelder herstellt hat für Google ein ganz besonderes Potenzial: Sie ermöglicht Google das Sammeln von Daten in der analogen Welt.
Nur einen Monat, nachdem Google Microsoft Doubleclick vor der Nase weg kaufte, legte Microsoft 2007 nach und kaufte für 6,3 Milliarden US-Dollar Aquantive – einen Wettbewerber Doubleclick. Für Microsoft war das bis dato der größte Zukauf der Firmengeschichte. Letztendlich war es ein Flop für Microsoft.
Im Jahr 2013 kaufte Microsoft für 5,4 Milliarden US-Dollar die Handysparte von Nokia. Bereits seit 2011 hatten beide Unternehmen zusammengearbeitet – Nokia war der wichtigste Hersteller für Smartphone mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone.
2011 tätigte Microsoft den bis dato teuersten Kauf seiner Firmengeschichte: Für 8,5 Milliarden US-Dollar übernahm Microsoft den Online-Telefondienst Skype. Rentiert hat sich das bis heute nicht. Skype fehlt es an zahlenden Kunden.
Im August 2011 kündigte Google an, den Mobilfunk-Pionier Motorola Mobility zu übernehmen. Insgesamt 12,5 Milliarden US-Dollar zahlte Google dafür. Interessant seien für Google nach eigenen Angaben vor allem das 17.000 Eintragungen umfassende Patentportfolio Motorolas gewesen. Die Liasion hielt nicht lange. 2014 verkaufte Google das Unternehmen für knapp drei Milliarden US-Dollar an Lenovo.
Im Februar 2014 kündigte Facebook an, den Messanger-Dienst Whatsapp zu übernehmen. Der damalige Kaufpreis: 19 Milliarden US-Dollar. Facebook hat Whatsapp wegen des schnell Nutzerzuwachs übernommen. Mittlerweile hat Whatsapp 700 Millionen Nutzer weltweit.
Der Mega-Deal ist ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass die Gaming-Industrie derzeit einen enormen Boom erlebt. Schon vergangenes Jahr reihte sich eine Schlagzeile an die nächste: Im März 2014 übernimmt Facebook das Virtual Reality Projekt „Oculus VR“ für 2 Milliarden Dollar. Im August schnappt sich Amazon die Streamingplattform Twitch für 970 Millionen Dollar – und lässt mit dem Gebot sogar Mitbewerber Google hinter sich. Im September 2014 legt Microsoft 2,5 Milliarden Dollar für den Minecraft-Entwickler Mojang hin.





Activision Blizzard sorgte selbst für einen der größten Deals in der Geschichte der Gaming-Branche. Schon 2008 fusionierte das Unternehmen aus Activision und Blizzard – ein Geschäft, dass von Experten auf fast 19 Milliarden Dollar geschätzt wurde. Dass Activision Blizzard sich nun neben dem PC- und Konsolenmarkt noch den Mobile Games zuwendet, ist naheliegend. Gaming auf Smartphone und Tablet liegen voll im Trend.
Den Markt teilen sich die drei Plattformen zu jeweils gut einem Drittel auf, wobei PCs weiterhin an der Spitze stehen (37 Prozent), gefolgt von Mobile (33 Prozent) und zuletzt den Konsolen (28 Prozent).
Free-to-Play auf dem Vormarsch
„Mit den kombinierten Umsätzen und Gewinnen festigen wir unsere Position als größtes und profitabelstes Einzelunternehmen in der interaktiven Unterhaltungsindustrie,“ erklärt Activision Blizzard Firmenchef Bobby Kotick den Deal. Damit erweitert Activision Blizzard auch das eigene Geschäftsmodell. Ihre Spiele-Blockbuster verkauft die Firma nämlich bisher nach dem Prinzip: Einmal zahlen und dann spielen. Activision Blizzards neuster Titel Call of Duty Black Ops 3 kostet für den PC beispielsweise rund 60 Euro. Der Käufer erhält ein vollwertiges, in sich abgeschlossenes Spiel.





King Digital Entertainment setzt dagegen auf das sogenannte Free-to-Play-Modell: Spieler haben kostenfrei Zugriff auf eine Basisvariante des Spiels, Erweiterungen und virtuelle Güter, die dem Spieler Vorteile verschaffen, kosten hingegen Geld.
Insbesondere im Bereich dieser Mikrotransaktionen und dazugehöriger Bezahlmethoden für virtuelle Gegenstände kennt sich King Digital Entertainment also aus. Für Activision Blizzard eine sinnvolle Ergänzung, denn Free-to-Play ist auf dem Vormarsch.
Konkurrent Riot Games zeigt beispielsweise mit League of Legends, dem meistgespielten Videospiel der Welt, das dieses Geschäftsmodell von Erfolg gekrönt ist.
Sowohl King Digital Entertainment als auch Activision Blizzard führt das auf den Gamesmarkt spezialisierte Forschungsinstitut Newzoo in den Top 10 der Videospielfirmen der Welt. Die Übernahme lässt sich also ohne Umschweife als der größte Deal des Jahres in der boomenden Games-Industrie bezeichnen.