Bundesliga bei Sky Die zwei Verlierer des Fußball-Pokers

Wie werden Sky und die Fans darauf reagieren? Live-Spiele der Fußball-Bundesliga könnten von der Saison 2017/18 an nicht mehr bei nur einem Pay-TV-Anbieter zu sehen sein. Millionen Fußballfans bräuchten dann zwei Abos.

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Bisher brauchen Fußball-Fans nur ein Bezahlfernseh-Abo, wenn sie alle Spiele der Bundesliga live sehen wollen. Das wird sich künftig ändern. Quelle: dpa

Frankfurt Der Aufschrei von Millionen Fußball-Fans ist nur eine Frage der Zeit: Von Mitte 2017 an brauchen sie aller Voraussicht nach zwei Bezahlfernseh-Abos, wenn sie weiter alle Spiele der Bundesliga live sehen wollen. Denn wenn die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in den nächsten Wochen die Übertragungsrechte für die TV-Rechte ausschreibt, darf sie nicht mehr allein Sky den Zuschlag für das Pay-TV geben.

Das Bundeskartellamt und die DFL sind sich nach Angaben mehrerer mit den Verhandlungen vertrauter Personen darin einig, dass die Pay-TV-Rechte nicht mehr nur an einen Bieter vergeben werden sollen („No-Single-Buyer“). Das ist für die Zuschauer, die künftig wohl mehr zahlen müssen, eine schlechte Nachricht. Auch Sky muss tiefer in die Tasche greifen - für weniger Spiele.

Die Liveübertragung der Bundesliga-Partien ist das stärkste Verkaufsargument für die Pay-TV-Plattform. Nur dank ihr konnte der Medienmogul Rupert Murdoch die Zahl der Abonnenten in Deutschland auf 4,5 Millionen steigern und nach jahrelangen Verlusten Gewinne schreiben.

DFL-Chef Christian Seifert setzt darauf, dass Murdoch den langen Atem behält, mit dem er den deutschen Sky-Ableger zum Erfolg führen will. Vorbild ist der britische Schwestersender, der satte Gewinne abwirft - weil die Zuschauer akzeptiert haben, dass Live-Fußball viel Geld kostet.

Seifert hat sich zum Ziel gesetzt, die Einnahmen aus der TV-Rechte-Verwertung von 2017 an auf mindestens eine Milliarde Euro pro Jahr zu erhöhen, um den finanziellen Abstand zur englischen Premier League zu verkürzen.


Ausschreibung ist ein Balanceakt

In der kommenden Saison bringen die Fernsehrechte der Bundesliga 835 Millionen Euro, fast ein Drittel des Umsatzes der 18 Klubs. Zum Vergleich: Die Premier League bekommt mehr als zwei Milliarden Euro. Dafür dürfen Sky und BT nicht einmal die Hälfte aller Premier-League-Spiele live zeigen; kassieren von den Fans allerdings deutlich mehr als in Deutschland.

Im besten Fall seien für die Bundesliga 1,5 Milliarden drin, hofft Seifert. Doch nur mit Sky schafft er das nicht. "Es reicht nicht, zu sagen: Jetzt muss Sky ein bisschen mehr bezahlen, die sollen dafür sorgen, dass uns die Engländer nicht davonlaufen", sagte der DFL-Chef.

Für Seifert ist die Ausschreibung ein Balanceakt: Er darf Sky nicht zu sehr schwächen, braucht aber für einen echten Wettbewerb eigentlich drei Bieter. Er hofft, dass das Kartellamt sich damit begnügt, die rund 50 Freitags- und Montagsspiele an einen zweiten Anbieter vergeben zu lassen. Vor allem der mächtige Bundesliga-Primus FC Bayern München hatte bei den Wettbewerbshütern für mehr Konkurrenz plädiert.

Anfang Juni, rechtzeitig vor der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich, soll die Rechteauktion abgeschlossen sein. Doch bei Sky schrillen bereits jetzt die Alarmglocken: "Auch wenn das Kartellamt für die 'No-Single-Buyer'-Regel entscheidet, kann man das noch anfechten - notfalls vor Gericht", heißt es im Umfeld des Konzerns. Doch eine Klage dürfte Jahre dauern - das können sich weder die Bundesliga noch Sky leisten.


Neue Spieler

Objektiv ist die Ausgangslage für die DFL weit besser als bei der letzten Rechtevergabe 2012. Denn die Unterscheidung zwischen Fernsehen, Web-TV und Internet hat sich inzwischen erübrigt, weil sich die Technik weiterentwickelt hat. Diesmal soll die Ausschreibung "technologieneutral" erfolgen. Das führt zu mehr Wettbewerb, weil es mehr Anbieter gibt, die ein Stück vom Kuchen wollen.

Zugleich hat sich auf dem deutschen Fernsehmarkt viel getan. "Sport 1"-Eigentümer Constantin Medien ist mit seinem wohlhabenden Aufsichtsratschef Dieter Hahn stärker geworden und hat einen eigenen Pay-TV-Kanal am Start. "Constantin wird bei der Rechtevergabe eine Rolle spielen", sagt ein Insider.

Eurosport hat mit dem US-Medienkonzern Discovery einen neuen Eigentümer: Investor John Malone hat seine Ambitionen unterstrichen, indem er den Öffentlich-Rechtlichen kürzlich die Rechte an den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 weggeschnappt hat. "Wir schauen uns alle Rechte von Fall zu Fall an", sagt eine Sprecherin. Malone gehört auch der zweitgrößte deutsche Kabelanbieter Unitymedia.

Auch der britisch-russische Investor Len Blavatnik hat mit seiner Perform Group (spox.com, sportal.com) Ambitionen im Fußball. Die arabische Al-Jazeera tummelt sich mit "BeIn" schon in der französischen Liga. Und selbst Amazon -Chef Jeff Bezos hält ein Engagement in der Bundesliga nicht für unmöglich. Dagegen gibt sich die Deutsche Telekom, die ihr Bundesliga-Angebot im Internet vor zweieinhalb Jahren nach der Niederlage gegen Sky eingestellt hatte, bedeckt. Bislang jedenfalls.

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