
Erst am Dienstag noch hat die weltgrößte IT-Messe Cebit mit einer Positivmeldung für Schlagzeilen gesorgt: Wie die WirtschaftsWoche exklusiv berichtete, hat der Veranstalter Deutsche Messe AG aus Hannover für die Cebit 2017 Japan als Partnerland gewinnen können – ein prominenter und PR-trächtiger Schachzug.
Parallel dazu muss die Deutsche Messe einen herben Rückschlag verkraften: Nach Informationen der WirtschaftsWoche wird der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft im kommenden Jahr erstmals nicht mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten sein.
„Für die Cebit 2017 haben wir entschieden, unsere Beteiligung neu aufzusetzen“, schreibt Klaus von Rottkay, der in der Microsoft-Geschäftsführung die Bereiche Marketing & Operations leitet, in einem Intranet-Beitrag an die Beschäftigten in Deutschland, welcher der WirtschaftsWoche vorliegt. „Einen Stand in der Halle 4 wird es 2017 nicht mehr geben.“
Stattdessen wolle Microsoft über Partnerunternehmen in verschiedenen Hallen und Themenbereichen vertreten sein. Der teilweise Abschied von der Cebit kommt für Marktbeobachter nicht überraschend: „Microsoft wollte den Schritt schon 2016 vollziehen, hat sich dann aber Ende Oktober 2015 in allerletzter Sekunde doch noch für eine Teilnahme entschieden“, sagt ein Kenner des Unternehmens, der ungenannt bleiben will.
Einer der Hintergründe: Zwar ist die Cebit weiterhin die weltgrößte IT-Messe der Welt und konnte die Besucherzahlen auf zuletzt um die 200.000 Menschen stabilisieren. Durch Trendthemen wie die digitale Transformation und dem Internet der Dinge verliert die Messe aber als reine Ausstellerschau an Bedeutung. Denn die Digitalisierung zieht sich mittlerweile quer durch alle Branchen – und ist daher auch ein Megathema auf der kurz nach der Cebit stattfindenden Hannover Messe als führender Leitmesse für die Industrie.
Damit hat Microsoft 2015 am meisten umgesetzt
Der Gesamtumsatz von Microsoft im Geschäftsjahr 2015 betrug 93,6 Mrd. Dollar.
Quelle: Microsoft
Ganze 41 Mrd. Dollar des Gesamtumsatzes entfielen auf Softwarelizenzen für Unternehmen wie die Datenbank-Management-Software SQL Server oder die Unternehmenssoftware Dynamics.
15 Milliarden Dollar kamen aus Softwarelizenzen für PC-Hersteller und Endkunden.
"Sonstige" Unternehmenserlöse (etwa die Cloud-Plattform Azure, das Cloud-Paket Office 365) brachten dem Konzern 11,1 Milliarden Dollar Umsatz.
10,2 Milliarden Dollar Umsatz generierte Microsoft aus dem Verkauf von Computer- und Spiele-Hardware (Xbox-Spielkonsole, Surface-Tablet)
Der App-Shop Windows Store und das Cloud-Paket Office 365 etwa, also sonstige Geräte- und Endkundenerlöse, brachten Microsoft 8,8 Milliarden Dollar Umsatz.
Die Lumia-Smartphones, also Microsofts Mobiltelefone, trugen 7,5 Milliarden Dollar zum Umsatz bei.
Genau dem will nun auch Microsoft Rechnung tragen: „Mit der Corporation haben wir verabredet, unsere Präsenz auf der Hannover Messe deutlich auszuweiten und über mehrere Jahre abzusichern“, schreibt der deutsche Marketing-Chef von Rottkay.
Ein Indiz für die gestiegene Bedeutung der Industriemesse hat Microsoft bereits im Frühjahr geliefert: Als Vertreter des Hannover-Messe-Partnerlandes USA hielt Microsoft-CEO Satya Nadella eine Keynote – und hat der „WirtschaftsWoche“ sein erstes Interview mit einem europäischem Medium überhaupt gegeben.





Bei der Deutschen Messe will man von dem Verlust eines derart renommierten Unternehmens wie Microsoft nichts wissen: „Wir können bestätigen, dass Microsoft die Beteiligung an der Cebit ändern wird“, heißt es in Hannover auf Anfrage. „Durch die geplante Präsenz in mehreren Themenfeldern wird die Marke Microsoft an vielen Stellen der CeBIT visibel sein, sich quasi wie ein Netz über die CeBIT legen und somit noch sichtbarer werden als bislang.“
Was ein bisserl wie das Pfeifen im Walde klingt. Kritische Stimmen über die Zukunft der Cebit als eigenständige Messe werden in Zukunft vermutlich eher noch lauter werden als verstummen – bis hin zur Forderung, man möge die IT-Schau doch gleich wieder da integrieren, wo sie anno 1986 mal herausgelöst wurde: Zurück in die Hannover Messe nämlich.