CES-Chef Gary Shapiro „Trump-Unterstützer sind keine schlechten Amerikaner“

Er ist der Direktor eines Zirkus: Gary Shapiro leitet seit mehr als 30 Jahren die Technologiemesse CES – und er unterstützt die Republikaner. Begegnung mit einem politischen Showman.

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Las Vegas Gary Shapiro liebt die Bühne. Das Einstecktuch perfekt in der Anzugtasche drapiert, mit festem Schritt und durchgedrücktem Rücken, spaziert der Chef der Consumer Electronics Show (CES) jedes Jahr vor dem Publikum auf und ab, um die größte Technologiemesse der Welt zu eröffnen, die traditionell die Trends für die kommenden zwölf Monate setzt. Seit mehr als 30 Jahren spielt Shapiro die Rolle des Zirkusdirektors eines Technologie-Tollhauses, das vergangenes Jahr knapp 200.000 Besucher in die Wüste Nevadas zog und in seiner schieren Größe von fast 300.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und 4000 Ausstellern selbst Traditionsbesucher überfordert.

„Noch nie war die CES so großartig wie in diesem Jahr“: Wenn der Chef seine Konferenz anpreist klingt seine Stimme euphorisch. „Wir zeigen die wichtigsten Trends, die besten Firmen, die aussichtsreichsten Start-ups.“ Die überdrehte Gutgelauntheit passt zum Ambiente von Las Vegas mit den kitschigen Casinos, den klirrenden Eisbrocken im Gin-Glas der Zocker vor den einarmigen Banditen. Sie wetteifert mit den Automaten, die permanent nach Aufmerksamkeit schreien.

Abseits des Scheinwerferlichts macht Shapiro Politik. Der Unterstützer der Republikaner berät das US-Außenministerium und zählt zu den wichtigsten Digital-Lobbyisten in Washington. Shapiro glaubt, dass die Digitalisierung die Neuauflage des amerikanischen Traums ist, dem Thema widmete er ein ganzes Buch. Im US-Wahlkampf unterstützte er den unterlegenen republikanischen Kandidaten Marco Rubio. In den Jahren zuvor setzte er sich für Mitt Romney und George W. Bush ein.

Seine Haltung zum Präsidenten der Vereinigten Staaten Donald Trump änderte er komplett, nachdem dieser ins Weiße Haus eingezogen war. Zuvor bezeichnete der CES-Chef Trump mal als „Anti-Tech-Guy“, als Technikfeind also, inzwischen behauptet er das Gegenteil.

„Die Trump-Regierung hat einen guten Job gemacht“, sagt Shapiro. Der Präsident habe sich für wichtige Technologien wie Robotik, selbstfahrende Autos und Drohnen stark gemacht. Dass Trump mehrfach durch Attacken auf Technologiekonzern wie Apple oder Amazon auffiel, ist für ihn kein Widerspruch. Er werde immer den Kandidaten unterstützen, der Innovationen fördere, sagt Shapiro. „Unter der Trump-Regierung beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum und wir sehen mehr Innovationen.“

Selbst dass der Präsident den aktuellen Wirtschaftsboom zumindest teilweise Vorgänger Barack Obama verdankt, von dem er eine starke US-Wirtschaft mit einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote erbte, ficht ihn nicht an. „Man kann darüber streiten, ob das alles nur ein günstiger Zufall ist“, meint er. Doch der CES-Chef übt auch Kritik am Weißen Haus, vor allem an den erlassenen Einreiseverboten und Visa-Einschränkungen. Die Trump-Regierung solle sich mehr darauf konzentrieren, „dass wir in einer globalen Welt leben, in der gute Handelsbeziehungen und die Einwanderung gut ausgebildeter Menschen sehr wichtig sind.“

Nach seiner 180-Grad-Wende in punkto Trump war im Silicon Valley die Vermutung laut geworden, der Präsident habe den einflussreichen Tech-Lobbyisten für ein Amt verpflichten wollen. Dem widerspricht Shapiro. „Nein, sie haben mir nie einen Job angeboten.“

Für ihn resultieren solche Vorwürfe eher aus der beschränkten Weltsicht der Westküste: „Das Silicon Valley ist sehr links und hat ehrlich gesagt immer nur die Demokraten unterstützt, bis auf wenige Ausnahmen wie John Chambers von Cisco, Meg Whitman oder Peter Thiel“, kritisiert der CES-Chef. „Es fühlt sich nicht nur unwohl mit den Republikanern, sondern auch mit jemandem wie Donald Trump, der sehr unvorhersehbar wirkt und nicht den Regeln folgt, denen die letzten Präsidenten gefolgt sind.“

Die CEOs von Apple, Alphabet und Co. redeten nur mit ihresgleichen, so schon vor der Wahl. Das Silicon Valley sei eine Echokammer, daran habe sich wenig geändert. „Trump-Unterstützer sind keine schlechten Amerikaner, sie haben Angst und Sorge um Amerikas Zukunft.“

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