Champions League nur noch im Pay-TV Das Gejammer läuft ins Abseits

Ab der Saison 2018/2019 ist die Champions League nur noch im Pay-TV zu sehen. Damit zieht die UEFA das durch, was in anderen Ländern längst Alltag ist. Und auch hierzulande wird die Kritik schnell wieder verstummen.

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Champions League Quelle: dpa

Eine Überraschung ist es zwar nicht mehr, eine Zäsur ist es dennoch: Ab Herbst 2018 verschwinden die Spiele der Champions League aus dem Programm des ZDF. Sky und der Streaminganbieter Dazn haben sich nach ungewöhnlich langen Verhandlungen um die TV-Rechte durchgesetzt.

Real Madrid gegen den FC Bayern gibt es dann nur noch gegen Zusatzkosten. Klar ist, was jetzt geschieht: Die einen werden über die gierige UEFA und die nicht minder gierigen Klubs schimpfen, die den Hals nicht vollkriegen können und ihre treuen Fans künftig aussperren. Und die anderen motzen über das ZDF, weil die allen Beitragsmillionen zum Trotz sich haben ausbooten lassen.

Klar ist aber auch: Das Gejammer und Geschimpfe läuft schlicht ins Abseits. Nur mal kurz als Gedächtnisstütze: Erinnert sich noch jemand daran, was los war, als das ZDF vor ein paar Jahren die Rechte kaufte? Die Mainzer wurden abgewatscht für die Frechheit, das Geld der Gebührenzahler den millionenschweren Kickern in den Rachen zu stopfen. Auch jetzt wieder hat das ZDF mitgeboten, kam aber trotz eines sogar angehobenen Angebotes nicht zum Zuge.

Was wäre wohl los gewesen, wenn sie sich durchgesetzt hätten? ZDF-Intendant Thomas Bellut wäre garantiert mal wieder angegangen worden, Geld zu verpulvern und Inhalte zu kaufen, die genauso gut bei den Privaten laufen könnten. Bei RTL und Co. also, die schon gute Gründe haben dürften, sich nicht am Millionenpoker beteiligt zu haben.

Und die UEFA? Die zieht nun auch in Deutschland durch, was in anderen Märkten längst Alltag ist. Damit dokumentiert sie zugleich, was eh klar ist: die Königsklasse ist ein Produkt und wer es sich leisten will, muss dafür zahlen.

Welche Folgen das für die Akzeptanz durch die Fans hat, steht auf einem ganz anderen Blatt. Tatsächlich lassen es sich knapp fünf Millionen Kunden jetzt schon mehr als 30 Euro im Monat kosten, Fußball bei Sky zu schauen; mit Dazn haben sie künftig auch eine preisgünstigere Alternative. Die UEFA und die Klubs werden knallhart gerechnet haben – wie groß der Schwund am Ende sein wird und ob er nicht durch höhere Rechteerlöse wettgemacht werden kann, muss sich zeigen.

Ähnliches gilt für Sponsoren und Ausrüster wie Adidas, Puma und Nike – natürlich wollen sie sich ihre Schuhe und Trikots vor so vielen Zuschauern wie möglich auf dem Rasen sehen. Aber auch hier gilt: Vereine und UEFA machen eine Gesamtrechnung auf. Lohnt es sich unter dem Strich, machen sie es.

Bleibt die Frage, wie lange Fans das Spiel mitmachen. Wie lange wird es der Fußball sein, der die Massen zieht? Zeigt das Beispiel Nationalelf schon die ersten Risse die in der Hochglanz-Fassade? Können andere Sportarten "König Fußball" auf die Pelle rücken?

Es ist zu wünschen, sie hätten es verdient. Wahrscheinlich ist es aber nicht. So werden viele Fans jetzt schimpfen.

Wenn der Ball dann aber wieder rollt, werden sie den Ärger wieder verdrängt haben.

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