Chinas Techriese Weltweites Misstrauen setzt Huawei unter Druck

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Ein „offener Technologie-Krieg“ in Arbeit

Damit ist das Geschäft politisch hochsensibel. Die Einsatzmöglichkeiten erhöhen die potenziellen Kosten von Sicherheitslücken und erfordern Vertrauen in die Anbieter. Selbst ein „wirklich winziges“ Risiko könne einen Anbieter ausschließen, sagt Andrew Kitson, Forschungsleiter Technologiebranche bei Fitch Solutions.

Hinter den Vorwürfen gegen Huawei vermutet er wirtschaftliche Motive: Viele kämen von europäischen und US-Anbietern, die zurzeit Marktanteile an chinesische Wettbewerber verlieren. „Es gab nie wirklich Beweise“, sagt Kitson. „Sie müssen nur ein paar Andeutungen machen, damit andere Regierungen denken, es sei ein zu großes Risiko.“

Die Festnahme von Finanzchefin Meng Wanzhou am 1. Dezember im kanadischen Vancouver war ein neuer Schlag für Huawei - die USA werfen ihr Verstöße gegen das Handelsembargo gegen den Iran vor. Huawei ist politisch bedeutsamer als sein chinesischer Konkurrent ZTE Corp., der fast aus dem Markt gedrängt wurde, nachdem Washington ihm wegen Exporten in den Iran und nach Nordkorea US-Technologie verweigert hatte. US-Präsident Donald Trump hob das Verbot auf, nachdem ZTE eine Geldstrafe von einer Milliarde Dollar bezahlt hatte, seine führenden Manager ausgewechselt und von den USA ausgewählte Compliance-Beauftragte eingestellt hatte.

Nach einem Bericht der politischen Risikoberatung Eurasia Group würde ein solches Vorgehen bei Huawei nicht funktionieren, der Konzern stehe „im Mittelpunkt der Ambitionen Pekings“, beim 5G-Netzausbau Weltmarktführer zu werden. Chinas Führung würde daher den Versuch, bei Huawei Kontrollen wie bei ZTE durchzusetzen, als „offenen Technologie-Krieg“ betrachten.

Huawei beliefert Telefongesellschaften in Asien, Afrika und Europa. Nach eigenen Angaben beliefert der Konzern 45 der 50 größten globalen Telekommunikationsanbieter. Sein weltweiter Umsatz stieg 2017 um 16 Prozent auf 92,5 Milliarden Dollar, während die Gewinne um 28 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar zulegten.

Das chinesische Außenministerium klagt, Kritiker würden „so genannte Bedrohungen hypen“, um Huaweis Geschäft zu behindern, ohne dass Beweise vorlägen. Auf die Frage nach den Auswirkungen der Spionagevorwürfe im 5G-Geschäft teilte Huawei mit, sein Jahresumsatz - der auch die drittgrößte Smartphone-Marke weltweit und eine Unternehmenssparte umfasst – sollte in diesem Jahr 100 Milliarden Dollar überschreiten. Das wäre eine Zunahme von acht Prozent im Vergleich zu 2017.

Washington dringt bei Verbündeten auf einen Bann von Huawei als Handelspartner, doch Deutschland, Frankreich und Irland erklärten, sie hätten nicht vor, Netzausrüster auszuschließen. Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte am 7. Dezember nach Medienberichten, Huawei habe „einen wichtigen Platz in Frankreich“ und seine Investitionen seien willkommen.

Ein Ausschluss von Huawei, so warnte Bhatra vom Marktforschungsunternehmen IDC, beschränke den Wettbewerb auf die zwei großen 5G-Ausrüster Ericsson und Nokia, was die Preise hochtreibe und möglicherweise das Innovationstempo verlangsame. Nach Einschätzung von Branchenanalysten sind die Kosten für Telekommunikationsausrüstung ohne günstigere chinesische Konkurrenz höher. Bhatra warnt: „Es gibt ziemlich weitreichende Auswirkungen.“

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