Eine weitere Zeitenwende vollzieht sich im PC-Geschäft. Zwar wächst der Absatz der traditionellen PCs noch immer, vor allem in Asien. Doch in der Käufergunst haben sie verloren, vor allem in den gut mit Geräten ausgestatteten Industrieländern. „Für Privatkäufer ist der PC mittlerweile so etwas wie ein Haushaltsgerät, das nur ersetzt wird, wenn es kaputt ist“, sagt JP-Morgan-Analyst Mark Moskovitz.
Bisher hat diese Entwicklung Intel zwar noch nicht die Bilanz verhagelt: 2011 war Intels bisher bestes Jahr mit 54 Milliarden Dollar Umsatz und einem Gewinn nach Steuern von fast 13 Milliarden Dollar.
Wachstum dank Expansion
Beflügelt wird Intels Geschäft vom Ausbau der Internet-Infrastruktur, vor allem den Datenzentren von Google, Amazon und Facebook. In deren Servern ticken vornehmlich Intel-Prozessoren. Doch auch das PC-Geschäft wuchs beim Umsatz um 17 Prozent. Das gelang vor allem dank der Expansion nach China und Brasilien.
Während in Deutschland mehr als 80 Prozent aller Haushalte über einen Computer verfügen, sind es in China nur 35 Prozent. Fast der gesamte Zuwachs im PC-Geschäft stammt aus solch unterversorgten Ländern. China wird in diesem Jahr die USA nach Stückzahlen als größten PC-Markt der Welt überholen.
Doch der Erfolg ist trügerisch. Geringeres Wachstum im Reich der Mitte schlägt umso stärker auf Intel durch. Und mit sinkenden Preisen könnten bald auch Konsumenten in den Schwellenländern lieber gleich zu Tablets oder Smartphones greifen. Sind diese ähnlich leistungsfähig und bedienbar wie PCs und zugleich günstiger, könnten sie auch dort zur Überholung ansetzen, so Patrick Moorhead, Chef der US-Beratung Moor Insights & Strategy: „Ende 2014 könnte es so weit sein.“
Intel muss reagieren
Dieses Risiko ist der Grund, weshalb die Intel-Aktie immer noch weniger als die Hälfte ihres Höchststandes im August 2000 wert ist, während der im Smartphone-Geschäft dominante Konkurrent Qualcomm sich in Richtung eines Allzeithochs bewegt.
Otellini bleibt nicht viel Zeit. Intern hat er die Parole ausgegeben, seinen Smartphone-Prozessor Medfield und den Tablet-Chip Clover Trail-W mit allen Mitteln in den Markt zu drücken. Ende Januar bestellte er den Lieferkettenspezialisten Brian Krzanich zum neuen Operativchef. Der bereitet Intels Fabriken auf massive Nachfrage von Tablet- und Smartphone-Herstellern vor. Für die Aufträge soll vor allem Kirk Skaugen sorgen, der mithalf, den Umsatz der Datencentersparte von 2009 bis 2011 von 6,5 auf über 10 Milliarden Dollar zu steigern. Nun leitet er die PC-Sparte.