Chipriese Intel schrumpft Die Krise auf dem PC-Markt

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Die Industrie geht auf Einkaufstour

Daher entsteht ein Verdrängungswettbewerb. Um dennoch zu wachsen, geht die ganze Industrie auf Einkaufstour. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Hersteller weltweit mehr als 90 Milliarden Dollar ausgegeben, um Wettbewerber zu schlucken.
Intel mischt an vorderster Front mit: Für 16,7 Milliarden Dollar hat der Konzern Ende Dezember den Halbleiteranbieter Altera übernommen. Die Firma bringt zwar nur rund zwei Milliarden Dollar Umsatz mit. Doch Intel interessiert sich vor allem für das Know-how: Die Stärke des Altera-Prinzips ist, dass die Chips von den Kunden nachträglich für spezielle Aufgaben angepasst werden können, indem sie einzelne Schaltkreise aktivieren. Sie werden vor allem in Rechenzentren eingesetzt.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Immer häufiger entwickeln sich sogar regelrechte Bietergefechte. Eines davon wurde am Donnerstagabend entschieden. Microchip Technology aus Arizona schluckt den amerikanischen Wettbewerber Atmel. Ursprünglich wollte der deutsch-britische Apple-Lieferant Dialog Semiconductor den US-Konkurrenten Atmel für 4,6 Milliarden Dollar kaufen. Doch die Firma mit operativem Sitz im schwäbischen Kirchheim/Teck zog letztlich gegen Microchip den Kürzeren.
Andere europäische Hersteller waren zuletzt erfolgreicher in Amerika. NXP aus Eindhoven hat sich für zwölf Milliarden Dollar den US-Wettbewerber Freescale geschnappt. Deutschlands größter Halbleiterhersteller, Infineon, hat sich demgegenüber International Rectifier aus Kalifornien einverleibt. Der Preis: drei Milliarden Dollar.
Die rapide Konsolidierung der Branche spiegelt sich inzwischen auch in den Umsatzstatistiken wider: Die 25 größten Hersteller vereinnahmten den Gartner-Daten zufolge zuletzt 73,2 Prozent des Gesamtumsatzes, ein Jahr zuvor waren es noch 71,7 Prozent. Dieses Jahr dürfte der Wert noch einmal kräftig steigen.

Intel sucht sich aber auch ganz neue Geschäftsfelder. Erst Anfang des Jahres haben die Amerikaner ein bayerisches Start-up gekauft: Ascending-Technoligies baut Drohnen für den professionellen zivilen Einsatz. Diese kommen beispielsweise bei der Wartung von Pipelines oder Stromleitungen zum Einsatz. Auch zahlreiche Universitäten arbeiten mit der Plattform. Die Stärke der Fluggeräte liegt in der robusten Flugregelungstechnik, die aufgrund redundanter Systeme besonders ausfallsicher sein soll.

Das Kalkül hinter dem für Intel-Verhältnisse kleinen Deal: Drohnen seien dabei, sich als „eine wichtige Computerplattform der Zukunft“ zu etablieren, erklärte Intel-Manager Josh Walden - sie vereine Prozessoren, Sensoren und Cloud-Technologie. Die Geräte bieten Chancen in verschiedensten Branchen, von Katastropheneinsätzen über die Inspektion von Infrastruktur bis zur Lieferung von Produkten. Schon vergangenes Jahr hatten die Amerikaner in China einen Drohnenproduzenten erworben, Yuneec International aus Schanghai.

Im gerade begonnenen Jahr soll es wieder bergauf gehen bei Intel, allerdings ist kein großer Sprung zu erwarten. Der Umsatz werde um fünf bis neun Prozent klettern, kündigte Krzanich an. Würde der Manager das untere Ende dieser Vorhersage erreichen, wäre Intel aus eigener Kraft kaum gewachsen, sondern vor allem durch Altera. Die Marge werde vermutlich etwas niedriger ausfallen als 2015.
Für großen Optimismus wird diese Prognose unter Investoren und in der Chipbranche bestimmt nicht sorgen.

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