Auch für Unternehmen mit Milliardenumsatz ist interessant, was AWS zum Start-up-Mekka machte. Die Datenmigration ist einfach, die Services umfangreich, stabil und vergleichsweise sicher, die Preise niedrig. Dass Amazon Rechenzentren auf der ganzen Welt hat, hilft Unternehmen dabei, IT-Lösungen international auszurollen. Auf Knopfdruck von der Firmenzentrale aus.
Zudem steht der Konzern nicht still. Amazon sei mit AWS "ein Vordenker", urteilen die Technologie-Berater von Gartner nach einer großen Marktanalyse. "Es ist außerordentlich innovativ, außergewöhnlich agil und arbeitet sehr kundenorientiert."
Beispiel: Um der Angst vor Datenmissbrauch zu begegnen, eröffnete Amazon im vergangenen Jahr als einer der ersten ein Datenzentrum in Deutschland. Das schützt zwar auch nicht vor Hackern und US-Behörden, gibt aber das gute Gefühl, die Daten im eigenen Land zu halten und ein Stück weit mehr Rechtssicherheit zu halten.
Wo AWS Schwächen hat
Trotz seiner Stärken ist das Cloud-Geschäft für Amazon kein Selbstläufer. Die Hürden für die Markteroberung sind gerade in Deutschland hoch. "Amazon hat trotz seiner Innovationsführerschaft einen schweren Stand beim mächtigen deutschen Mittelstand", glaubt René Büst. Für mittelständische Unternehmen ist die komplexe Nutzung der Cloud-Infrastruktur noch immer einer der Hauptgründe sich gegen die Public Cloud zu entscheiden.
AWS kann kompliziert zu verwalten sein, bestätigt die Gartner-Analyse. Die niedrigen Preise sind zwar verlockend, doch im Dschungel von optionalen Elementen und Zusatzdienstleistungen kann sich ein Neuling schnell verlieren. Zugleich stellt AWS permanent neue Services vor. Viele von ihnen sind sehr erfolgreich. Diejenigen, die schlechter laufen, bekommen weniger Aufmerksamkeit von den Entwicklern.
Trotz der Prioritätensetzung wird das Cloud-Geschäft für Amazon teurer: Die rasche Expansion bringt AWS immer mehr in Konkurrenzkampf mit den traditionellen IT-Anbietern. Das erhöht den Wettbewerbsdruck und "die Notwendigkeit, massiv in die Entwicklung zu investieren."
Im Geschäft mit der Unternehmens-Cloud heißt der große Gegner dabei Microsoft. Der Konzern aus Redmond bündelt unter der Marke Azure Cloud-Services, die Amazon Konkurrenz machen können. Microsoft stellt ebenfalls neben der Infrastruktur AWS- ähnliche Services zur Verfügung - und erfüllt damit die Anforderungen vieler Entwickler und Unternehmen. Das Ergebnis: In seinem Cloud-Infrastruktur-Geschäft wuchs Microsoft laut Synergy Research 2014 um 96 Prozent und ist die unangefochtene Nummer zwei am Markt.
Der Windows-Hersteller hat noch einen entscheidenden Vorteil: "Microsoft sitzt schon genau dort, wo AWS erst noch hinwill", sagt Büst. "Microsoft ist mit seinen Lösungen wie Exchange bereits in vielen Unternehmen verankert. Es müsste eigentlich relativ einfach sein, die Kunden vom Wechsel in die Microsoft-Cloud zu überzeugen."
Gegen wen Amazon noch bestehen muss
Abgesehen von Microsoft Azure hat AWS auf den ersten Blick wenig zu fürchten: Obwohl Goolge ein wahrer Cloud-Gigant ist, ist der Konzern im Geschäft eher schwach aufgestellt. Andere Größen wie IBM und VMware fangen gerade erst an, ihre Infrastrukturdienst mit zusätzlichen Services anzureichern. Amazons Vorsprung ist groß.
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