Abolhassan hat besonders ehrgeizige Pläne: „Wir wollen Amazon angreifen“, hatte er seinen Anspruch formuliert. Amazon ist über seine Tochter Amazon Web Services (AWS) derzeit Marktführer im Cloud-Geschäft. Der Anspruch der Telekom ist es, im Cloud-Geschäft 20 Prozent im Jahr zu wachsen. Das scheint sie in diesem Jahr zu schaffen. In den ersten sechs Monaten stieg der Umsatz um 22 Prozent auf rund 700 Millionen Euro.
T-Systems-Chef und Telekom-Vorstand Reinhard Clemens betrachtet diese Zahlen dennoch mit gemischten Gefühlen. Er sei zwar zufrieden, sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt, aber „ich glaube, da geht mehr. Wir können das noch größer machen. Da müssen wir jetzt dranbleiben."
Dabei will er besonders an zwei Stellschrauben drehen: „Wir verbessern die Vertriebsschiene noch weiter und müssen Produkte noch stärker vom Kunden her denken“, erklärt der Manager. Denen macht er Geschmack auf die Cloud, indem er ihnen Mehrwert durch die Vernetzung ihrer Daten verspricht: „Daten zu sammeln macht nur Sinn, wenn man das an einem zentralen Ort tut, an dem sie auch ausgewertet werden können.“ Das würden viele Unternehmen jedoch noch nicht tun, wobei kleinere sich bei der Digitalisierung leichter tun würden, „weil die Prozesse übersichtlicher sind und Entscheidungen schnell und konsequent umgesetzt werden.“ Allerdings macht er auch auf einen Punkt aufmerksam: „Cloud-Dienste werden nicht in erster Linie zum Geldsparen eingesetzt.“ Dabei ginge es vielmehr um Vereinfachung und auch um Sicherheit.
Die Sicherheit beginnt in Biere am Zaun mit Übersteigschutz. Durch das Drehkreuz am Eingang kommt nur, wer vorher mit dem Pförtner gesprochen hat. Auf die grüne Wiese vor den Gebäuden sind Nachtsichtkameras und Bewegungsmelder gerichtet. Im Haus selber kommt nur weiter, wer eine Karte hat und das Passwort eingibt. T-Systems Manager Krafczyk hält seine weiße Plastikkarte vor das Lesegerät und behindert geübt den Blick Außenstehender mit dem Rücken, während er den Code eingibt.
Sicherheit, das habe auch etwas mit Gefühlen zu tun, Vertrauen, erklärt er, besonders bei mittelständischen Unternehmen. „Man muss die Sorgen der Mittelständler verstehen“, sagt er. Sie seien anders als die der Großkonzerne. „Sie lagern Ihre Prozesse und sensible Daten nicht einfach so aus. Das hat auch viel mit Emotionen zu tun.“ Krafczyk öffnet eine schwere Tür, die aufschwingt und den Blick auf die Brücke freigibt, die zwei Gebäude miteinander verbindet. Sie ist der einzige Weg in das Innere des Rechenzentrums, das gerne als „Fort Knox für Daten“ bezeichnet wird. Wer zu den Servern gelangen will, muss hier rüber. Alle anderen Türen nach draußen lassen sich nur von Innen öffnen.