CompuGroup Geplatzter Agfa-Kauf erleichtert Anleger

Nach dem Bekanntwerden der gescheiterten Verhandlungen legte der CompuGroup-Kurs leicht zu – die Agfa-Aktie brach deutlich ein. Die Gespräche dauerten nur drei Wochen an, wurden von Beginn an aber skeptisch betrachtet.

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Nach nur drei Wochen steht fest: Der Kauf von Agfa durch die CompuGroup kommt nicht zustande. Quelle: picture alliance

Frankfurt Aktionäre der Medizinsoftware-Schmiede CompuGroup Medical atmen nach dem Platzen der Übernahme von Agfa-Gevaert auf. Die Titel des Koblenzer Unternehmens legten am Freitag um ein Prozent zu, nachdem CompuGroup das Aus für die Gespräche mit dem belgischen Druck- und Grafik-Spezialisten verkündet hatte. Agfa-Aktien brachen dagegen um 18 Prozent ein. Investoren hätten der geplanten Übernahme des weit größeren Unternehmens von Beginn an skeptisch gegenübergestanden und befürchtet, dass die hohen Pensionsverpflichtungen von Agfa eine Bürde für CompuGroup werden, sagte ein Börsianer. Eine vollständige Übernahme wäre für CompuGroup strategisch unsinnig gewesen, erklärten die Analysten von KBC Securities. Agfa wäre aber wohl nicht bereit gewesen, mit der Medizintechnik-Sparte sein renditeträchtigstes Geschäft allein abzugeben.

Beide Unternehmen äußerten sich nicht zu den Gründen für das Scheitern. CompuGroup war auch am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Das Unternehmen gehört zu fast 47 Prozent der Familie von Vorstandschef Frank Gotthardt. Die Gespräche waren früh durchgesickert. Agfa hatte sich erst vor drei Wochen auf Verhandlungen mit dem deutschen Interessenten eingelassen, sich aber vorbehalten, gleichzeitig nach anderen Käufern Ausschau zu halten. CompuGroup bekam daher nur begrenzten Einblick in die Agfa-Bücher.

Das in Deutschland als „Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrication“ (Agfa) gegründete, mittlerweile im belgischen Mortsel ansässige Unternehmen ist nach dem Scheitern des Verkaufs an der Börse nur noch rund 600 Millionen Euro wert. CompuGroup kommt auf einen Börsenwert von zwei Milliarden Euro.

Der Spezialist für Software für Ärzte und Apotheker mit 4300 Mitarbeitern war Ende Oktober auf die deutlich umsatzstärkere Agfa zugegangen. Agfa-Gevaert kam in den ersten neun Monaten auf einen Umsatz von 1,87 Milliarden Euro (minus fünf Prozent). Das Geschäft mit der Gesundheitsbranche, das zu CompuGroup gepasst hätte, macht davon aber nur 800 Millionen Euro aus. CompuGroup erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen einen Umsatz auf 407 Millionen Euro, ist aber deutlich profitabler.

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