
Wenn es einer neuerlichen Begründung dafür bedurft hätte, warum Michael Dell beabsichtig, den von ihm gegründeten und geleiteten Computerhersteller Dell von der Börse zu nehmen – Dienstagabend nach US-Börsenschluss hat er sie in Form seiner jüngsten Quartalszahlen selber geliefert.
So hat der amerikanische IT-Riese im Ende Dezember abgelaufenen vierten Quartal des Geschäftsjahres 2012 einen Umsatz von 14,3 Milliarden Dollar eingefahren, ein Minus um stolze elf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Beim Nettogewinn ging es gar um fast ein Drittel auf nunmehr 530 Millionen Dollar in den Keller. Auf Jahressicht sieht es ähnlich düster aus: Umsatz 56,9 Milliarden Dollar (minus 8 Prozent), Gewinn 2,4 Milliarden Dollar (minus 30 Prozent).
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Geschäftsentwicklung von Dell
Stagnierende Umsätze
Geschäftsjahr* / Umsatz
2007 57,4 Mrd. Dollar
2008 61,1 Mrd. Dollar
2009 61,1 Mrd. Dollar
2010 52,9 Mrd. Dollar
2011 61,4 Mrd. Dollar
2012 62,0 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers; * jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Starke Abhängigkeit von Hardware
Umsatzmix Dell
PC und Laptops: 2007: 61% / 2012: 54%
Server und Speicher: 2007: 14% / 2012: 16%
Software und Zubehör: 2007: 16% / 2012: 17%
Dienstleistungen : 2007: 9% / 2012: 13%
Solide Gewinne
Geschäftsjahr* / Gewinn
2007 2,6 Mrd. Dollar
2008 2,9 Mrd. Dollar
2009 2,4 Mrd. Dollar
2010 1,4 Mrd. Dollar
2011 2,6 Mrd. Dollar
2012 3,4 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers; * jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Gefallener Börsenstar
Geschäftsjahr / Börsenwert**
2007 42,5 Mrd. Dollar
2008 17,5 Mrd. Dollar
2009 24,5 Mrd. Dollar
2010 23,2 Mrd. Dollar
2011 25,0 Mrd. Dollar
2012 17,6 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers, **jeweils letzter Handelstag im Jahr, jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Dennoch lässt Dell-Finanzchef Brian Gladden in bester Politbüro-Manier zitieren, das Unternehmen habe im vierten Quartal weiter seine Langfriststrategie abgearbeitet und im Übrigen einen „6-prozentigen Anstieg in unserem Enterprise- und Dienstleistungs-Geschäft“ realisiert.
So weit, so schlecht: Denn um welche Strategie es sich dabei genau handelt – außer eben dem De-Listing, um dadurch Ruhe vor ständig nölenden Aktionären zu erhalten, dazu haben sich weder Gladden noch Dell geäußert.





Im Kampf gegen rückläufige Verkäufe
Seit Jahren kämpft die Riege der IT-Hersteller, allen voran Dell und sein US-Rivale Hewlett-Packard (HP), gegen rückläufige Verkäufe im Kerngeschäft mit PCs, weil viele Verbraucher, aber zunehmend auch Unternehmenskunden, stattdessen lieber zu Smartphones und Tablet-Rechnern greifen. Experten wie etwa das US-Marktforschungsunternehmen IDC haben im PC-Geschäft inzwischen einen grundlegenden strukturellen Wandel ausgemacht.
Eine Antwort auf die Herausforderungen dieser Nach-PC-Ära haben bis heute weder Dell noch HP gefunden. Vor diesem Hintergrund halten Finanzanalysten den geplanten Rückkauf von Dell durch ein Konsortium um seinen Gründer für einen richtigen Schritt – auch wenn viele den Kaufpreis von umgerechnet 24,4 Milliarden Dollar als zu gering erachten: „Am Ende haben sie aber keine wirklichen Alternativen“, sagt etwa Brian Marshall von der amerikanischen Investmentbank ISI Group.
Einer kann das Gerangel indes bereits gelassen sehen – Michael Dell. Wie die WirtschaftsWoche bereits Anfang Februar in einer großen Geschichte analysiert hat: Dank seiner eigenen unternehmerischen Fehlentscheidungen kann er sein eigenes Unternehmen nun zum Schnäppchenpreis zurückkaufen. Michael Dell gewinnt immer.