Daraz-Deal mit Alibaba Was hinter der Verkaufstour von Rocket Internet steckt

Rocket Internet verkauft die Online-Shopping Plattform Daraz an Alibaba. Der Deal heizt die Spekulationen über die Ausrichtung des Konzerns weiter an.

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Der jüngste Verkauf aus dem Samwer-Reich spült weiteres Geld in die prallen Rocket-Kassen. Quelle: dpa

Düsseldorf Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer ist in Verkaufslaune: Nach dem überraschenden Ausstieg aus der Beteiligung am Kochboxversender Hello Fresh verkauft das Unternehmen nun seine südasiatische Ecommerce-Plattform Daraz an den chinesischen Tech-Giganten Alibaba.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner mit den Chinesen zusammen kommen: 2016 übernahm der Amazon-Rivale die Rocket-Beteiligung am südostasiatischen Einzelhändler Lazada für 243 Millionen.

Wie viel Rocket Internet durch den Daraz-Verkauf einnimmt, bleibt unklar. Doch der Deal lässt die milliardenschwere Barreserve der Berliner Start-up-Schmiede weiter anschwellen. Die Verkaufswelle nährt daher Spekulationen über die zukünftige Ausrichtung des Konzerns.

Daraz wurde 2012 in Pakistan gegründet und hat sich seither nach Unternehmensangaben zur beliebtesten Online Shopping-Destination des Landes entwickelt. Mittlerweile sind auch Online Marktplätze in Bangladesch, Myanmar, Sri Lanka and Nepal hinzugekommen.

„Der Verkauf von Daraz an Alibaba zeigt erneut Rocket Internets Fähigkeit, erfolgreich marktführende Unternehmen aufzubauen und Gewinn bringend zu veräußern“, ließ sich Rocket-CEO Oliver Samwer in der Pressemitteilung zitieren.

Doch die Zeiten, in denen der Konzern wie am Fließband neue Unternehmen auf den Markt schmiss, sind vorbei. Das nächste Zalando ist nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Mit den Börsengängen von Delivery Hero, Hello Fresh und bald auch Home 24 wird es dünner im Rocket-Portfolio, zudem soll laut Medienberichten auch die Afrika-Beteiligung Jumia an die Börse streben.

Deshalb wächst bei Rocket derzeit vor allem der Bargeldbestand: Bei Vorlage der Jahreszahlen kam das Unternehmen auf rund 2,7 Milliarden Euro. Hinzu kommen 150 Millionen Euro aus dem Verkauf der Hello-Fresh-Anteile.

Bei dem Kochboxversender soll der Verkauf zumindest für Irritationen gesorgt haben – weder Rocket Internet noch Hello Fresh kommentierten den Deal. Klar ist jedoch: Samwer handelte nicht aus Not. Geld ist schließlich genug da.

Investoren stellen sich vermehrt die Frage, in welche Richtung Oliver Samwer den Konzern weiterentwickelt. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass Rocket zum reinen Risikokapitalgeber oder gar zu einem Private-Equity-Konzern mutiert.

Dafür allerdings müsste das Rocket-Management nach Ansicht von Unternehmenskennern vor allem eines Lernen: Geduld. Bislang ging es Samwer vor allem um das schnelle Geschäft – gerade im E-Commerce-Markt war das ein Wachstumsgarant. Hinzu kommt: Kürzlich verneinte Samwer die Frage, ob er Rocket zu einem klassischen Risikokapitalfonds wandeln will.

Wofür sich die Milliarden auf der hohen Kante ausgeben lassen, zeigte der Konzern Mitte April: Da startete Rocket den Rückkauf von zehn Millionen Aktien. Im Zuge des Rückkaufprogramms reduzierte die philippinische Telekomfirma PLDT ihren Anteil um knapp siebzig Prozent.

Am Dienstag wurde zudem bekanntgegeben, dass Rocket-Aufsichtsrat Christopher Young sein Aktienpaket im Gesamtwert von 163,2 Millionen Euro an Rocket verkauft hat. Young scheidet zur Hauptversammlung im Juni im Zuge einer Verkleinerung des Gremiums aus dem Aufsichtsrat aus.

Damit hält Rocket Internet hält nun insgesamt 10.765.906 eigene Aktien, was 6,52 Prozent des eingetragenen Grundkapitals der Gesellschaft entspricht. Die zurückgekauften Aktien sollen eingezogen werden.

Damit betreibt Rocket Kurspflege – und dämmt den Einfluss des unliebsamen Großaktionär PLDT ein. Manche Beobachter sehen in dem Rückkaufprogramm gar den Auftakt für den langsamen Börsenrückzug von Rocket.

Immerhin: Bei Aktionärsvertretern kommen die jüngsten Deals und die Aktienkäufe gut an: Die Maßnahmen entsprächen der Strategie, starke Unternehmen zu bauen und sie an die Börse zu bringen.

Sie zeigen zudem Verständnis dafür, dass Rocket nicht jedes Start-up-Investment lautstark ankündige. Doch auch die Aktionäre wissen: Bis Rocket den Zalando-Erfolg wiederholt, wird es noch dauern.

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