Datenskandal Facebook lotet Akzeptanz von Bezahlversion aus

Durch den Datenskandal wird bei Facebook bisher Undenkbares möglich – vielleicht sogar eine werbefreie Bezahlversion des Netzwerks.

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San Francisco Facebook hat laut einem Medienbericht in den vergangenen Wochen erforschen lassen, wie eine werbefreie Bezahlversion bei den Nutzern des sozialen Netzwerks ankommen würde. Das berichtet der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Insider. Getestet wurde, ob eine solche Version mehr neue Nutzer anlocken würde.

Das Unternehmen hat eine solche Option bereits früher erwogen. Doch durch den Datenskandal ist der Druck auf den Konzern gestiegen. Laut den Insidern sind die Pläne noch nicht ausgereift und könnten auch wieder gekippt werden.

Facebook wollte sich über eine mögliche Bezahlversion nicht äußern. Gründer Mark Zuckerberg und die für das Tagesgeschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg nutzen die Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen in der vergangenen Woche vor allem, um die Vorzüge des werbebasierten Netzwerks anzupreisen. Dadurch könne das Unternehmen die meisten Menschen in jeder Einkommensschicht erreichen.

Dies sei jedoch nicht das einzig mögliche Geschäftsmodell für Facebook. „Wir haben über viele andere Formen der Monetarisierung etwa durch Abonnements nachgedacht, und wir werden weiter alles in Betracht ziehen“, sagte Sandberg.

Bei seiner Anhörung vor dem US-Kongress behielt sich Facebook-Chef Zuckerberg kürzlich die Option für Bezahlmodelle ausdrücklich vor. „Es wird aber immer eine Gratis-Version von Facebook geben“, sagte er.

Zuckerberg erwägt schon länger eine Alternative zum aktuellen Modell. Dabei soll vor allem verhindert werden, dass Nutzer sich wegen der Geschäftspraktiken des Konzerns abmelden.

Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr praktisch seinen gesamten Umsatz von 41 Milliarden US-Dollar mit gezielten Anzeigen verdient, die auf Nutzerdaten basieren. Interne Untersuchungen zeigten dabei in der Vergangenheit immer, dass die Nutzer eine Bezahlvariante ablehnten.

Jetzt könnte sich die Stimmung der Nutzer allerdings gedreht haben. Facebook steckt in einer Vertrauenskrise, nachdem ein Entwickler persönliche Daten von Millionen Menschen an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergegeben hatte. Diese arbeitet auch für die Präsidentschaftskampagne von Donald Trump im Jahr 2016.

Der Skandal löste Diskussionen darüber aus, welche Daten Facebook für Werbeanzeigen sammelt und ob die Nutzer sich darüber im Klaren sind, in welchem Ausmaß ihre Aktivitäten verfolgt werden und welche Werbung sie ausgespielt bekommen.

Facebook hat dabei seine Geschäftspraktiken grundlegend hinterfragt, um Sicherheitslücken aufzudecken und das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen. Dabei sind nun Dinge möglich, die vor einem Jahr undenkbar waren – so zum Beispiel die Einstufung von Medienquellen oder die Bewertung von Kommentaren.

Die Manager mussten sich dabei auch kritischen Fragen von Mitarbeitern stellen – etwa, ob Facebook überhaupt politische Werbung anbieten sollte. Sandberg hatte dazu kürzlich erklärt, politische Werbung falle unter die Meinungsfreiheit.

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