Datenskandal So will Facebook-Chef Zuckerberg den US-Kongress überzeugen

Vor der Anhörung im Senat und im Abgeordnetenhaus hat der US-Kongress die vorbereitete Ansprache des Facebook-CEOs veröffentlicht. Die wichtigsten Punkte.

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New York Facebook-Chef Mark Zuckerberg muss sich wegen des Datenskandals in dieser Woche gleich zwei Mal dem US-Kongress stellen. Obwohl das soziale Netzwerk den Zugriff auf Nutzerdaten von Drittanbietern eingedämmt hat, muss sich der Milliardär auf kritische Fragen sowohl von demokratischen als auch republikanischen Abgeordneten einstellen.

Das sind die Kern-Argumente des Facebook-Gründers und CEOs, die in seinem vorbereiteten Statement enthalten sind, das am Montag veröffentlicht wurde:

Das Gute in Facebook

Mark Zuckerberg wird sich als einzigen Verantwortlichen bezeichnen: „Es war mein Fehler und es tut mir leid. Ich habe Facebook gestartet, ich manage es und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert“, heißt es in seinem Plädoyer.

Aber er wird auch auf das Gute des Netzwerks hinweisen, das Menschen verbindet, das die #Metoo-Bewegung möglich gemacht hat ebenso wie die Spenden für Hurricane-Opfer. „Facebook ist ein idealistisches und ein optimistisches Unternehmen“ wird er die Politiker zu überzeugen versuchen.

Cambridge Analytica – was passiert ist

Zuckerberg erklärt, dass 2013 der Universitäts-Forscher Aleksandr Kogan eine App mit einem Persönlichkeitstest bei 300.000 informierten Nutzern installiert hat. Über diese App kam Kogan auch an die Daten der Freunde dieser Menschen und erreichte so laut Zuckerberg „zig Millionen“ Personen. Bereits seit 2014 dürften solche Apps nicht mehr ungefragt auf Daten Dritter zugreifen.

Erst 2015 habe Facebook durch den Guardian erfahren, dass Kogans Daten an Cambridge Analytica weitergegeben worden waren. Kogan und Cambridge Analytica haben daraufhin schriftlich zusichern müssen, dass diese Daten gelöscht wurden. Erst vor einem Monat habe Facebook wieder aus den Medien erfahren, dass diese Daten offensichtlich nicht gelöscht worden waren.

Cambridge Analytica – was Facebook nun macht

Zuckerberg wird den Senatoren verschiedene Schritte illustrieren. Dazu gehören neue Sicherheitsvorkehrungen, damit Entwickler nicht mehr an so viele Nutzer-Daten kommen. Außerdem werden App-Entwickler keinen Zugriff mehr auf die Daten haben, wenn die Facebook-Mitglieder diese Apps mehr als drei Monate nicht mehr benutzt haben.

Darüber hinaus können Nutzer die Informationen, die sie für eine App preisgeben wollen, auf Name, Foto und E-Mail beschränken. Alle Apps werden laut Zuckerberg auf den Prüfstand gestellt. Außerdem wird es einfacher für Nutzer zu sehen, welchen Apps sie Zugang gewährt haben.

Russland und die Wahlen – was passiert ist

Zuckerberg pocht auf die „tiefen demokratischen Werte“, für die Facebook stehe und räumt ein, dass sein Unternehmen zu langsam war, „die russische Einmischung in die Wahl zu sehen und zu reagieren“. Man arbeite mit der Regierung zusammen, dass komplette Ausmaß der Einmischung zu verstehen.

Wahlen seien immer besonders sensible Zeiten für das Sicherheitsteam von Facebook. 2016 habe Facebook verschiedene Angriffe mit russischem Hintergrund bemerkt – auch von der Gruppe APT28, die laut US-Regierung Verbindungen zu russischen Geheimdiensten hat.

Dazu gehörten auch Accounts, die Journalisten gestohlene Dokumente über bestimmte Politiker oder Themen zuspielten. Außerdem habe die russische Internet Research Agency versucht, Nutzer zu manipulieren. Zuckerberg schätzt, dass 126 Millionen Nutzer Inhalte dieser IRA-Agentur gesehen haben. Die IRA-Accounts seien im August 2017 geschlossen worden.

Russland und die Wahlen – was Facebook macht

Zuckerberg erklärt, dass sein Unternehmen neue Technologien entwickelt, um Daten-Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Bei den Wahlen in Frankreich habe Facebook dank dieser neuen Methoden 30.000 Fake-Accounts geschlossen. Bei den Bundestagswahlen in Deutschland habe Facebook mit den Wahlkommissionen direkt zusammengearbeitet. Und auch bei den Wahlen in Alabama habe Facebook dank künstlicher Intelligenz Accounts aus Mazedonien stoppen können.

Schon jetzt arbeiten laut Zuckerberg 15.000 Mitarbeiter in der Sicherheit und der Kontrolle der Inhalte. Bis Ende des Jahres sollen es 20.000 sein.

Außerdem soll es in Zukunft ein Tool geben, mit dem man bei einer politischen Werbung nachschauen kann, wer dahinter steht und welche anderen Anzeigen von dem gleichen Anbieter geschaltet werden. In Kanada werde das bereits getestet.

Fazit

Zum Schluss zeigt sich Zuckerberg wieder reuig: „Mir ist klar, dass diese Probleme, über die wir heute reden, nicht nur Probleme für Facebook oder unsere Gemeinschaft sind – sie sind Herausforderungen für uns alle als Amerikaner. Danke, dass ich hier sein darf und ich bin bereit, Ihre Fragen anzunehmen.“

Dann kommt der schwere Teil für den sonst öffentlichkeitsscheuen Facebook-Gründer.

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