Datenskandal Zuckerberg entschuldigt sich für Datenaffäre – und begrüßt Regulierungen

Facebook-CEO Mark Zuckerberg Quelle: REUTERS

Facebooks CEO äußerst sich zur Datenaffäre und kündigt Veränderungen an. Neben einer Entschuldigung zeigt er sich offen für Regulierungen.

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Lange hat Mark Zuckerberg zur Datenaffäre rund um Cambridge Analytica geschwiegen. Am Mittwoch äußerste sich der Facebook-Chef erstmals öffentlich. „Es ist unsere Verantwortung, eure Daten zu schützen“, schrieb er in dem sozialen Netzwerk an die Facebook-Gemeinschaft. „Und wenn wir dazu nicht in der Lage sind, dann haben wir es nicht verdient, euch zu dienen.“

Zwar zeigte der Facebook-Chef in seinem Post Reue, eine Entschuldigung blieb er den Nutzern seiner Plattform zunächst aber schuldig. Die kam erst ein paar Stunden später.

„Das war ein schwerer Vertrauensbruch, und es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist“, sagte Zuckerberg am Abend in einem Interview mit CNN. Eine Beeinflussung der US-Kongresswahl im November sowie der Wahlen in Indien und Brasilien wolle er verhindern.

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Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica sich unerlaubt Zugang zu Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern verschaffen konnte. Die Firma soll im US-Wahlkampf entscheidend dabei geholfen haben, Facebook-Anhänger des heutigen US-Präsidenten Donald Trump zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen.

Im Gespräch mit CNN-Reporterin Laurie Segall ging es auch um das Thema Regulierung. Zuckerberg sagte dazu, dass es nicht so sehr die Frage sei, ob Facebook reguliert werden sollte, sondern wie das am besten geschehen könnte. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht reguliert werden sollten“, sagte Zuckerberg etwas umständlich. „Es gibt Dinge wie die Regulierung der Anzeigentransparenz, die ich gerne sehen würde.“

Zuckerberg spielte damit auf den sogenannten „Honest Ads Act“ an. Die gemeinsame Gesetzesinitiative von demokratischen und republikanischen Senats-Abgeordneten soll für mehr Transparenz bei der politischen Online-Werbung sorgen.

Mit auf den Weg gebracht wurde der Entwurf von der demokratischen Senatorin Amy Klobuchar. Die zeigte sich via Twitter überrascht darüber, dass Zuckerberg den Entwurf unterstützt.

Durch die Enthüllungen der Zeitungen „New York Times“ und „Observer“ ist Zuckerberg zuletzt stark unter Druck geraten. Ranghohe Demokraten im US-Senat wollen ihn zu der Datenaffäre befragen. Darauf angesprochen sagte Zuckerberg, „Ich mache das gerne, wenn es das Richtige ist“. Facebook versuche diejenige Person zu schicken, die das meiste Wissen dazu habe. „Sollte das ich sein, gehe ich gerne.“

Auch Deutschland verlangt nach Antworten: „Das europäische Facebook-Management muss zu diesem Skandal umfassend gegenüber der Bundesregierung Stellung beziehen“, sagte Justiz- und Verbraucherschutzministerin Katarina Barley den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Dafür wolle sie Vertreterinnen und Vertreter des Unternehmens ins Bundesjustizministerium laden.

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Bereits am Dienstag reichten Investoren eine Sammelklage gegen den Konzern ein. Sie werfen Facebook unter anderem vor, „falsche oder irreführende“ Angaben zum Datenschutz gemacht zu haben.

Von vielen Seiten wurde Zuckerberg vorgeworfen, dass er sich nicht schneller öffentlich zu der Datenaffäre geäußert hat. Als er das dann am Mittwoch auf seiner Plattform tat, nannte er drei Maßnahmen, mit denen sein Konzern auf den Datenskandal reagieren will:

Apps werden untersucht

  • Facebook will alle Apps unter die Lupe nehmen, die Zugang zu großen Mengen an Nutzerdaten hatten, bevor das soziale Netzwerk den Zugriff auf diese im Jahr 2014 zurückgeschraubt hatte.
  • Alle Apps mit verdächtigen Aktivitäten sollen vollumfänglich überprüft werden. Entwicklern, die einer Untersuchung nicht zustimmen, will Facebook den Zugang zu seiner Plattform verweigern.

Datenzugriff für Entwickler soll weiter eingeschränkt werden

Bereits 2014 hat Facebook seine Datenschutzrichtlinien verschärft. Nun sollen sie noch weiter angepasst werden, um künftigen Missbrauch zu verhindern.

  • Facebook will die Daten seiner Mitglieder, die über Facebook andere Apps nutzen, nicht mehr an deren Entwickler übermitteln, wenn die Programme seit drei Monaten nicht mehr benutzt wurden.
  • Beim Einloggen in Apps per Facebook-Account sollen in Zukunft nur noch Name, Profilfoto und E-Mailadresse geteilt werden.

Mehr Transparenz

  • Ab April sollen Facebook-Nutzer oben in ihrem Newsfeed sehen, welchen Apps sie Zugriff auf ihre Daten gestatten.
  • Dort sollen sie auch die Zugriffsrechte der Programme direkt deaktivieren können. Laut Zuckerberg gibt es solch ein Tool bereits in den Privatsphäre-Einstellungen. Wo genau, schrieb er jedoch nicht.

Nach seinem Facebook-Post zeigten sich zumindest die Anleger erleichtert. Die Aktie des Konzerns verteuerte sich zwischenzeitlich um mehr als vier Prozent und ging mit einem Plus von 0,7 Prozent aus dem Handel. Seit dem Wochenende war sie deutlich abgestürzt und Facebook verlor zeitweise rund 50 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Die Facebook-Community reagierte indes höchst unterschiedlich auf die Nachricht. Einige dankten Zuckerberg für seine Stellungnahme und hielten ihm öffentlich die Treue. Viele jedoch äußerten Kritik. „Diese Antwort ist zu dürftig, Mark“, kommentierte eine Nutzerin Zuckerbergs Post und fügte hinzu. „Du bist immer noch nicht ehrlich mit den amerikanischen Bürgern. Es kann nicht sein, dass du nicht wusstest, dass sie (Cambridge Analytica) unsere Daten hatten.“

Eine andere Nutzerin schrieb: „Du erwartest von uns Transparenz, ABER wir brauchen Transparenz von dir.“

Senatorin Klobuchar kommentierte auch Zuckerbergs Post auf Twitter: „Die Schritte, die Facebook unternommen hat, um seine Benutzer zu schützen, sind ein Anfang, aber Zuckerberg muss dennoch aussagen.“

Auch die Nummer zwei des Konzerns, Sheryl Sandberg, äußerste sich erstmals am Mittwoch öffentlich zu der Affäre – ebenfalls auf Facebook. Dabei wiederholte sie jedoch nur das, was Zuckerberg bereits geschrieben hatte.

Sandberg nannte die Vorkommnisse eine riesige Verletzung des Vertrauens der Menschen. Sie bereue, dass Facebook nicht genug getan habe, um das Problem anzugehen. Eine Entschuldigung gab es von ihr bislang.

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