Die Deutsche Telekom nimmt Abschied von der Vision des Global Players und konzentriert sich ganz auf den alten Kontinent. Mehrfach hebt Höttges in seiner Antrittsrede hervor, dass sein Fokus ausschließlich auf Europa gerichtet ist. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, der führende europäische Telekommunikationskonzern zu werden“, schwört der Nachfolger von René Obermann seine Mannschaft ein. Das Versprechen lässt sich nur einlösen, wenn Umsatz, Gewinn und Börsenwert gleichermaßen steigen. Schon heute ist die Deutsche Telekom in 14 europäischen Ländern präsent, doch mit dem vorhandenen Beteiligungsportfolio ist Höttges längst nicht zufrieden. Ihm schwebt der Bau eines integrierten Telekommunikationskonzerns vor, der im Festnetz und Mobilfunk die beste und schnellste Infrastruktur kontrolliert und nicht nur Privatkunden, sondern auch verstärkt auch Geschäftskunden die besten Internetzugänge bieten kann. „Dafür müssen wir uns neu aufstellen“, kündigt Höttges an. „Der Kunde interessiert sich überhaupt nicht dafür, ob ein Signal aus dem Mobilfunk, aus dem Festnetz oder aus dem Hotspot bekommt. Der Kunde will überall den schnellsten Zugang haben. Deshalb müssen wir die Netze integrieren. Dann haben wir einen Riesenvorteil gegenüber reinen Mobilfunkbetreibern und den TV-Kabelnetzbetreibern.“
In welchen Ländern die Deutsche Telekom ein pan-europäisches Netz aus Mobilfunk, Festnetz und Hotspots ausrollt, dass soll sich noch in diesem Jahr entscheiden. In einigen Ländern wie Deutschland, Ungarn, der Slowakei und Griechenland ist die Telekom mit Mehrheitsbeteiligungen an ausländischen Ex-Monopolisten bereits integriert aufgestellt. Andere Länder wie Großbritannien, die Niederlande oder Österreich, wo die Telekom nur Mobilfunk-Töchter besitzt, stehen dagegen auf dem Prüfstand. „Wir müssen unsere Beteiligungsstruktur an dieses Geschäftsmodell anpassen und ausbauen“, kündigt Höttges an. „Das heißt übrigens nicht verkaufen, wo wir nicht integriert sind. Das ist nur die ultima ratio. Wir wollen uns Schritt für Schritt verstärken in unseren Ländern, um ein paneuropäisches Netz aufzubauen.“
Wie wichtig das Projekt für den neuen Konzernchef ist, zeigt sich auch an der Beförderung der maßgeblich daran beteiligten Telekom-Manager.
An den Vorstandssitzungen nimmt ab sofort auch ein neues „Executive Committee“, kurz ExCom, teil, das den Bau des pan-europäischen Netzes in all seinen Facetten koordinieren und künftig schneller mit dem Vorstand abstimmen soll. Dem neuen Gremium gehören der Chief Technology Officer Bruno Jacobfeuerborn, der Chief Innovation Officer Thomas Kiessling, der für die IT-Systeme zuständige Chief Information Officer Markus Müller, der für Zu- und Verkäufe zuständige Leiter des Bereichs Unternehmensentwicklung Thorsten Langheim sowie der für Transformation zuständige neue Büroleiter von Höttges, Raphael Kübler, an.
Der zu erwartende Milliardenerlös auf dem Verkauf von T-Mobile in den USA, so viel scheint jetzt schon festzustehen, soll zum größten Teil in den Aus- und Umbau superschneller Internet-Infrastrukturen in Europa fließen. Das hat Höttges jetzt zur Chefsache erklärt und das steht ganz oben auf seiner Agenda.