
Vorstandschef Timotheus Höttges sagte im Gespräch mit der WirtschaftsWoche, der Konzern wolle in Zukunftsbereichen mehr Mitarbeiter ausbilden, in anderen Bereichen weniger. „Wir arbeiten derzeit an einem neuen zukunftsgerichteten Konzept für unsere Ausbildung. Darüber werden wir auch mit dem Sozialpartner diskutieren“, so Höttges.
„Wir fragen uns, in welchen Berufen wir in Zukunft ausbilden wollen? In welchen brauchen wir mehr junge Menschen als bisher – bei der IT-Sicherheit, in der Netztechnik für softwaredefinierte Netze – und wo haben moderne Großunternehmen womöglich weniger Bedarf als heute?“, so Höttges. Der Bonner General-Anzeiger hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass der Konzern die Zahl der Ausbildungsplätze von jetzt 2900 auf 1700 reduzieren wolle. Die Ausbildungsquote soll, gemessen an der Zahl der in Deutschland Beschäftigten Telekom-Mitarbeiter, von jetzt 2,9 auf 1,8 Prozent sinken. Damit soll auch die Zahl der jetzt 33 Ausbildungszentren reduziert werden.
Das Zehn-Punkte-Programm der Telekom zur Cyber-Sicherheit
Die Erkenntnisse, die Edward Snowden zur Verfügung gestellt hat, müssen vollständig offengelegt und zugänglich gemacht werden. Nur so können mögliche Schwachstellen im Netz identifiziert und unverzüglich geschlossen werden.
Innerhalb der EU sollten die Mitgliedsländer auf gegenseitiges Ausspionieren des Telekommunikations- und Internetverkehrs verzichten. Auch mit den USA sollte weiterhin ein Abkommen über einen Spionage-Verzicht angestrebt werden.
Sicherheitsbehörden sollten transparent machen, welche Informationen sie über Telekommunikations- und Internetnutzer abfragen. Dazu gehören Anzahl und Art der erfolgten Anfragen und Auskünfte sowie der überwachten Anschlüsse.
Unternehmen müssen Transparenz über Sicherheitsstandards und erfolgte Angriffe schaffen. Nur durch gegenseitige Ergänzung wird ein möglichst umfassender Schutz vor Cyberangriffen erreicht. Die Telekom hat ihre technischen Sicherheitsstandards unter www.telekom.com/sicherheit veröffentlicht und macht Cyberangriffe unter www.sicherheitstacho.eu transparent.
Forschung und Bildung zu Cybersicherheitsthemen müssen verstärkt werden. Die Telekom richtet einen Lehrstuhl für Datenschutz und Datensicherheit an der Hochschule für Telekommunikation in Leipzig ein. Mit der Plattform Teachtoday.de stellt die Telekom zudem Unterrichtsmaterialien für Schulen zum Themenkomplex Sicherheit und Datenschutz bereit.
Analytik und Forensik zur Netzsicherheit müssen verstärkt werden. Dafür sollten die Cyber Emergency Response Teams (CERT) in den Unternehmen ausgebaut und enger verzahnt werden. Neben der Verstärkung ihres Teams fördert die Telekom die Ausbildung von Spezialisten: Gemeinsam mit der IHK Köln wurde 2014 ein neues Qualifikationsprogramm „Cyber Security Professional“ geschaffen. Die Telekom wird in den nächsten Jahren mehrere hundert Mitarbeiter zu IT-Sicherheitsexperten weiterqualifizieren.
Perspektivisch sollten die Inhalte auf dem Übertragungsweg Ende zu Ende verschlüsselt werden. Hier sind Hersteller, Netzbetreiber und Diensteanbieter gleichermaßen gefordert, einfache Lösungen für Kunden zu entwickeln. Die Telekom setzt sich bei den Standardisierungsgremien für einheitliche Verschlüsselungstechniken ein.
Netzbetreiber dürfen sich nicht von einzelnen Herstellern kritischer Infrastrukturkomponenten abhängig machen. Die Telekom führt für diese Elemente eine so genannte georedundante Dual-Vendor-Strategie ein. Bei kritischen Komponenten setzt die Telekom Produkte von mindestens zwei Herstellern aus unterschiedlichen geographischen Regionen ein.
Hersteller von Hard- und Software müssen genauso wie Netz- und Diensteanbieter bekannte Schwachstellen unverzüglich beseitigen. Die Telekom wird ihre Zulieferer dazu verpflichten. Bei besonders kritischen Komponenten sollte die Sicherheit der Produkte durch eine unabhängige Prüfstelle nachgewiesen werden. Das IT-Sicherheitsgesetz sowie die entsprechende Richtlinie der EU sollten das aufgreifen.
Daten dürfen beim Transport durch das Internet keine Umwege durch andere Rechtsräume nehmen. Im Telekom-Netz ist das Internet der kurzen Wege bereits realisiert. Diesen Ansatz will die Telekom mit einer Selbstverpflichtung aller Internetprovider weiter vorantreiben. Damit würde ein unberechtigter Zugriff auf die in Europa transportierten Daten von außerhalb deutlich erschwert.
Telekom-Chef baut um: IT-Sicherheit in neuem Geschäftsbereich
Die Deutsche Telekom will alle Mitarbeiter, die sich mit IT-Sicherheit beschäftigen, in einem neuen Geschäftsbereich bündeln. Das kündigte der Vorstandschef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche an. „Wir wollen Security als Produkt viel stärker vermarkten“, sagte Höttges dem Magazin. „Die Nachfrage nach Sicherheitslösungen wächst derzeit enorm.“
Noch seien die Kompetenzen über den gesamten Konzern verteilt. „Fast 1500 Menschen arbeiten an verschiedenen Stellen an diesem Thema, etwa bei unserer IT-Tochter T-Systems, bei der Telekom Deutschland und auch in unserer eigenen Sicherheitsabteilung. Wir haben entschieden, sie alle in einem neuen Geschäftsbereich zu bündeln.“ Den neuen Bereich leitet künftig Markus Müller, der für die IT im Konzern verantwortlich ist.
Um marktfähige Sicherheitsprodukte entwickeln zu können, hält Höttges ein einheitliches Datenrecht in ganz Europa für notwendig. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen sollten so sein, dass wir sie nicht einer amerikanischen Doktrin unterwerfen. Unsere europäische Historie sollte in eine europäische Datenschutzverordnung münden“, betont Höttges. „Ein gleiches Modell für alle, die hier aktiv sind, aber mit einer europäischen Identität, das wünschen wir uns.“ Dabei macht der Telekom-Chef eine Anleihe im Grundgesetz. „Artikel eins des Grundgesetzes sagt: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Auch die digitale Würde ist unantastbar.