Höttges will die gesamte Produktion, dazu zählen Netze, IT und Innovationen, in der Hand eines Vorstands bündeln und auf einen Schlag die internen Reibungsflächen auflösen, die bisher den Start neuer Produkte verzögerten. Neue Geschäftsfelder wie das autonome Fahren können nur funktionieren, wenn Mobilfunk, Festnetz und IT-Systeme perfekt aufeinander abgestimmt sind, heißt es aus Telekom-Kreisen. Dafür soll Nemat die Grundlagen schaffen.
Damit sie zur Königin der Netze und IT-Systeme aufsteigen kann, müssen die beiden Vorstände Niek Jan van Damme und Reinhard Clemens einen Teil ihrer Macht abgeben.
Van Damme bleibt offenbar Deutschlandchef, verliert aber den Bereich Innovationen an Nemat. Der Vertrag von T-Systems-Chef Clemens, der 2017 ausläuft, wird wahrscheinlich um weitere fünf Jahre verlängert. Clemens soll sich künftig aber ausschließlich um die Unternehmenskunden kümmern und nicht mehr um die IT.
Die Bereiche IT und Innovationen mit zusammen mehr als 10.000 Mitarbeitern bekommen dann Nemat als neue Chefin. Eine Managerin, die ihre Ideen meist freundlich lächelnd vorträgt, aber knallhart umzusetzen weiß.
Nemat kam 2011 von der Unternehmensberatung McKinsey zur Telekom und gilt als „hervorragende Projektmanagerin“. Bisher war sie in Personalunion für die europäischen Auslandstöchter und die Technik verantwortlich und entwarf den Masterplan für die europaweite Einführung internetbasierter Übertragungstechniken (IP) im Festnetz. Bis 2018 will die Telekom alle Analog- und ISDN-Anschlüsse abstellen und auf die viel kostengünstigere IP-Technik umstellen. Das Projekt läuft zwar nicht ganz ohne Pannen, aber Experten hatten weit mehr Netzausfälle bei den Kunden befürchtet.
Völlig offen ist bislang, wer Nemats Job als Europavorstand übernimmt. Möglich ist aber, dass sie nicht länger die einzige Frau im Telekom-Vorstand bleibt. Bis 2020 soll eine zweite Frau in den Vorstand einziehen, hatte der Aufsichtsrat schon 2015 beschlossen. Die Suche habe bereits begonnen, heißt es aus dem Kontrollgremium.