Deutsche Telekom T-Mobile US zieht nicht in den Vorstand ein

Nach der Vollendung der Fusion zwischen T-Mobile und Sprint steigt das US-Geschäft zur alles überragenden Sparte auf, die jetzt knapp knapp zwei Drittel des Konzernumsatzes beisteuert. Quelle: AP

Nach der Übernahme von Sprint steigt T-Mobile US zur alles überragenden Sparte bei der Deutschen Telekom auf. Nur im Konzernvorstand sollen sich die neuen Kräfteverhältnisse nicht widerspiegeln.

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Die Deutsche Telekom will vorerst nicht ihre Führungsstruktur den neuen Kräfteverhältnissen im Konzern anpassen. „Es gibt keinen Grund für eine Veränderung“, heißt es aus der Bonner Zentrale. Die Telekom beendet damit interne Diskussionen, die eine stärkere Verankerung des US-Geschäfts im Telekom-Vorstand angeregt hatten.

Nach der Vollendung der Fusion zwischen T-Mobile und Sprint steigt das US-Geschäft zur alles überragenden Sparte auf, die jetzt knapp knapp zwei Drittel des Konzernumsatzes beisteuert. Im Vorstand trägt aber bisher nur Thorsten Langheim, der vor seinem Wechsel zur Telekom beim US-Finanzinvestor Blackstone und bei der Investmentbank J.P. Morgan tätig war, die Verantwortung für den US-Markt.

Das soll wohl so bleiben. Dem neuen Chef von T-Mobile US, Mike Sievert, will Telekom-Chef Timotheus Höttges nicht auch noch die zeitintensive Vorstandsarbeit aufhalsen. Außer dem Chef der IT-Sparte T-Systems, der im Vorstand traditionell eine Sonderrolle spielt, sind die operativen Zuständigkeiten in den beiden Privatkunden-Geschäftsfeldern Festnetz und Mobilfunk bisher lediglich auf die Regionen Deutschland und Europa aufgeteilt. Der Deutschland-Chef - im Moment noch Dirk Wössner - und der Europa-Chef - seit Januar 2017 Srini Gopalan - haben einen Sitz im siebenköpfigen Vorstand. Dagegen bekam der erst kürzlich ausgeschiedene T-Mobile-Chef John Legere diesen Posten nie. Sein Jahresgehalt war auch so höher als das der anderen Vorstandsmitglieder.

Bei den beiden größten europäischen Konkurrenten, Vodafone und Telefónica, ist das anders. Dort sind auch die Chefs der größten Tochtergesellschaften in Europa und auf anderen Kontinenten im Executive Team vertreten. Die beiden Konzerne haben damit gute Erfahrungen gemacht.

Telefónica löste 2014 die Vorstandszuständigkeiten nach Regionen auf und beförderte Vertreter der vier größten Landesgesellschaften direkt ins Executive Team. Die Chefs in Brasilien, Spanien, Großbritannien und Deutschland, die mehr als 80 Prozent des Ergebnisses liefern, gehören seitdem dem höchsten Entscheidungsgremium an. Das habe den Vorteil, heißt es bei Telefónica, dass sich die Länderchefs viel effizienter untereinander austauschen und trotz vieler regionaler Eigenarten und unterschiedlicher Kundenvorlieben schneller erfolgreiche Strategien und gute Produktideen aus anderen Landesgesellschaften aufgreifen können.

Der britische Mobilfunkriese Vodafone hat das Telefónica-Modell ein Jahr später kopiert und die wichtigsten Landeschefs ebenfalls ins Executive Team gehievt. Dort nehmen jetzt die Vodafone-Chefs aus Großbritannien, Italien, Deutschland, Spanien und Afrika (Vodacom) an allen Vorstandssitzungen teil. Die engere Verzahnung hat auch dazu geführt, dass die Landesgesellschaften ihre früher stark ausgeprägte Autonomie schrittweise aufgaben und sich nun stärker als früher mit der Konzernzentrale in London abstimmen.

Aktionärsschützer Frederik Beckendorff von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kann die Zurückhaltung der Telekom nachvollziehen, dass sie nicht sofort den T-Mobile-Chef in den Konzernvorstand beruft. Nach der Fusion mit Sprint werde T-Mobile US zwar voll in der Telekom-Bilanz konsolidiert. Die Telekom halte aber „nur noch 43 Prozent der Anteile“. Der zweite Großaktionär Sprint (24 Prozent) „dürfte etwas gegen eine noch stärkere Verzahnung von Telekom und T-Mobile US haben“, meint Beckendorff.

Grund zur Besorgnis ist das für den Aktionärsschützer nicht. Nach dem Zusammenschluss stellt die Telekom neun von vierzehn Mitgliedern im T-Mobile-Aufsichtsrat, dem Board of Directors. Mit Tim Höttges auch weiterhin den Chairman. „Damit dürften aus meiner Sicht auch weiterhin genug Kontrolle und Einfluss auf die Geschäftspolitik gewährleistet sein.“

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