Deutsche Telekom Wie die Telekom um Internet-Kunden kämpft

Der Preiskampf bei schnellen Internetanschlüssen wird immer härter. Die Telekom heizt ihn mit neuen Rabatten an. Chef Höttges will mit der Preisoffensive einen gefährlichen Trend stoppen – den Verlust von Marktanteilen.

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Gegen Kundenschwund in Städten: Telekom-Chef Höttges senkt die Einstiegspreise Quelle: dpa

Timotheus Höttges redet am liebsten schön. Bei großen Teilen seiner Bilanz, wie etwa dem gestiegenen Umsatz, hat der Chef der Telekom auch durchaus Grund dazu. Wenn er Schwächen schon mal offen anspricht, brennt es meist lichterloh.

Vor zwei Wochen war es soweit. Ungewöhnlich laut kritisierte Höttges bei Vorlage der Halbjahreszahlen den schwindenden Erfolg im an sich wachsenden Geschäft mit schnellen Internetanschlüssen. Lediglich 126.000 Breitband-Kunden hatte die Telekom im ersten Halbjahr netto dazu gewonnen, vor einem Jahr waren es noch 157.000.

Nur jeder fünfte Neukunde entschied sich für einen Anschluss aus Bonn. „Das muss mehr werden“, forderte Höttges seinen Deutschland-Chef Niek Jan van Damme zur Aufholjagd auf. „Wir wollen 2016 mehr Neukunden gewinnen als 2015.“

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Leicht wird das nicht: Konkurrenten wie Vodafone und Kabelnetzbetreiber wie Unitymedia haben den Wettbewerb mit Billigtarifen angeheizt. Stärker als in den Vorjahren hat sich die Telekom selbst am Preiskampf beteiligt. Erfolgreich war sie damit nicht. Insbesondere in den Großstädten tut sich der Konzern schwer. Die Marktführerschaft hat er hier schon verloren.

Regional-Rabatte nutzen nur wenigen Kunden

Dabei hat die Telekom sich gerade hier besonders bemüht. In Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln und Stuttgart bekamen Neukunden im Juni über das Vergleichsportal Check24 deutliche Rabatte. Leicht zu durchschauen waren die jedoch nicht: Bei einem Anschluss mit mindestens 16 Megabit pro Sekunde erhielten Neukunden neben einem Bonus von zwölf mal zehn Euro (120 Euro) noch eine Bargeld-Gutschrift in gleicher Höhe. „Umgerechnet auf die ersten zwei Vertragsjahre sank dadurch die effektiv gezahlte Monatsgebühr auf 19,33 Euro“, rechnete Check24 für die WirtschaftsWoche aus. Im T-Shop kosten die Anschlüsse je nach Leistung monatlich zwischen 34,95 Euro und 44,95 Euro.

Vodafone hat ebenfalls Regional-Rabatte eingeführt und im Mai in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg Kunden mit einem einfachen Willkommens-Bonus von 50 Euro gelockt. Mit Erfolg: „Seit der Einführung haben sich die Vertragsabschlüsse um rund zehn Prozent verbessert“, sagt Check24-Geschäftsführer Erwin Biebrich.

Ähnliches will nun auch Höttges schaffen. Mit dem Slogan „So gut war das Original noch nie, so günstig auch nicht“ startet er die nächste Vertriebsoffensive. Das neue Angebot ist leicht durchschaubar: Unabhängig von der Leistung kosten Internet-Anschlüsse im ersten Jahr 19,95 Euro pro Monat.

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Richtig günstig ist das aber auch nicht: Der Konkurrenz 1&1 bietet seine All-Net-Flat zehn Euro preiswerter an. In der ersten zwölf Monaten kostet sie derzeit nur 9,99 Euro und ab dem  13. Monat 24,99 Euro. Und der TV-Kabelnetzbetreiber Unitymedia lockt Neukunden ebenfalls mit einem Einsteigertarif von 19,99 Euro für die ersten zehn Monate, dafür bekommt er aber bereits einen Internet-Anschluss mit bis zu 400 Megabit pro Sekunde, also vier Mal mehr als die bei der Telekom zum gleichen Preis verfügbare Maximalgeschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde.

Höttges will mit der Preisoffensive einen gefährlichen Trend stoppen. Je schneller die Internetanschlüsse sind, umso weniger Kunden gewinnt die Deutschen Telekom. Bei den traditionellen Analoganschlüssen versorgt die Deutschen Telekom laut jüngster Markterhebungen der Bundesnetzagentur noch 92,2 Prozent aller Kunden. Beim ebenfalls in die Jahre gekommenen  ISDN zählt die Telekom 67,9 Prozent aller Haushalte zu ihren Kunden.

Doch bei den zukunftsträchtigen Breitbandanschlüssen, darunter fallen auch alle DSL- und VDSL-Kunden sind es derzeit nur 41 Prozent aller Kunden. Und bei den etwa zwei Millionen Haushalten, die die schon einen Glasfaseranschluss im Keller liegen haben, sinkt der Telekom-Marktanteil sogar auf 14 Prozent, wie eine neue Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) in Bad Honnef ermittelte. In einigen Großstädten wie Köln und München hat die Telekom längst den Status des Platzhirschen verloren und liegt in den Ranglisten der erfolgreichsten Anbieter nur noch auf Platz drei oder vier.

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