Die Erfolgsgeschichte von Drillisch Vom Discounter zum T-Mobile-Herausforderer

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Den Kundenbestand verfünffachen

Im Verhandlungsmarathon mit Telefónica gaben die Choulidis-Brüder offenbar die besseren Abnahmegarantien ab. Auch United Internet und Freenet hätten gern ein Viertel der Netzkapazitäten der O2-/E-Plus-Gruppe abgenommen. Sie wollten aber auch Klauseln im Vertrag aufnehmen, die einen Teil der damit verbundenen wirtschaftlichen Risiken abfedern.

Denn wie bei jedem Prozentwert hängt die tatsächliche Höhe der von O2/E-Plus abzugebenden Übertragungskapazitäten von den künftigen Netzausbauplänen ab. „Wenn Telefónica stärker investiert und die Netzkapazitäten erweitert, müsste der neue Partner auch mehr abnehmen“, berichtet ein Teilnehmer aus den Verhandlungen. Und da habe Drillisch offenbar die verbindlicheren Zusagen gemacht.

Warum der Ausbau des Internets für die Deutsche Telekom so teuer ist

Ausgerechnet Drillisch. Seit Jahren verlassen sich die Choulidis-Brüder allein darauf, dass preisbewusste Kunden im Internet den günstigsten Flatrate-Tarif finden und dann zu ihnen wechseln. Zwölf der rund 50 in Deutschland aktiven Discount-Marken haben die beiden aufgelegt. Die meisten tragen skurril anmutende Namen wie Maxxim, Discotel, hellomobil, McSim, Phonex oder DeutschlandSIM.

„Wichtig ist“, erzählen sie freimütig, „die Präsenz unserer Marken im Internet und dass wir in den Ranglisten der Vergleichsportale die Top-Positionen mit unseren Marken besetzen.“ Da die Konkurrenz oft nur mit einem Produkt auf den hinteren Plätzen vertreten ist, stehen die Drillisch-Marken als günstigste Anbieter da: „Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Interessenten ein Produkt von uns kaufen.“

Mit dieser Masche gewinnt Drillisch rund 50.000 Neukunden pro Quartal. Die derzeit erfolgreichsten Discounter Alditalk, blau.de und Congstar glänzen allerdings mit weit höheren Zuwachsraten. Die Folge: Selbst gemeinsam kommen alle zwölf Drillisch-Marken nur auf 1,8 Millionen Kunden. Congstar, die Discount-Tochter der Telekom, zählt alleine 3,4 Millionen Nutzer.

Quasi über Nacht müssen die Choulidis-Brüder jetzt beweisen, dass sie schneller Marktanteile gewinnen können. Mit dem Zugriff auf bis zu 30 Prozent der Netzkapazitäten ließen sich gut zehn Millionen Mobilfunkkunden bedienen. Rund acht Millionen Kunden muss Drillisch also in den nächsten Jahren hinzugewinnen.

Denn richtig profitabel ist der Deal mit Telefónica erst, wenn die zur Verfügung gestellten Kapazitäten voll ausgelastet werden. Binnen weniger Jahre den Kundenbestand verfünffachen, das ist in einem mit mehr als 116 Millionen aktiven Mobilgeräten (1,4 pro Einwohner) fast schon gesättigten Markt ein ehrgeiziges Unterfangen.

Strategie auf den Kopf stellen

Möglich ist das nur, wenn die Choulidis-Brüder ihre Strategie auf den Kopf stellen. Bisher verzichten sie auf alles, was Geld kostet. Kein eigenes Netz, keine Shops, keine Werbung – das war die in Stein gemeißelte Firmenphilosophie.

Die gilt jetzt nicht mehr. Die ersten Shops sollen Anfang 2015 öffnen, kündigt Vlasios Choulidis an. Unter welcher Marke sie firmieren, ist noch offen. Auch die Produktpalette wird überarbeitet.

Eine eigene Premiummarke soll künftig auch in den Kampf um die Smartphones und Tablets viel surfender Geschäftskunden eingreifen.

Auch die ganz auf die Choulidis-Brüder ausgerichtete Führungsstruktur von Drillisch steht auf dem Prüfstand. Mit dem Aufstieg in die Beletage des deutschen Mobilfunks finde auch die traute Zweisamkeit im Vorstand, so heißt es aus dem Drillisch-Umfeld, ein baldiges Ende.

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