
Die Brüder Paschalis und Vlasios Choulidis schauen manchmal etwas neidisch auf die glanzvollen Karrieren einiger Weggefährten. Vor mehr als 20 Jahren, in der Gründerphase des Mobilfunks, gehörten auch Kai-Uwe Ricke und René Obermann dem Club der Chefs kleiner Telefonfirmen an, die ihr erstes Geld mit dem Verkauf von Handys und Mobilfunkverträgen verdienten.
Für Ricke und Obermann war das aber nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach ganz oben. Die beiden wechselten zur Telekom, machten gemeinsam Riesensprünge auf der Karriereleiter und schafften nacheinander innerhalb weniger Jahre den Sprung an die Spitze des Magenta-Riesen.
Die Choulidis-Brüder, wie sie in der Branche gerne genannt werden, blieben dagegen, was sie immer waren: Vorstände und Gesellschafter des wenig bekannten Mobilfunkhändlers Drillisch – einem winzigen Discounter, dem nie der große Durchbruch gelang. Im Haifischbecken der Mobilfunker ist Drillisch nur ein kleiner Fisch: Mit 356 Mitarbeitern und rund 290 Millionen Euro Umsatz kommt das Unternehmen lediglich auf einen Marktanteil von 1,2 Prozent.
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Ehemalige Weggefährten senkten deshalb bis vor Kurzem etwas hochnäsig den Daumen. Das Unternehmen sei „viel zu klein und unbedeutend“, setze auf das „falsche Geschäftsmodell“, besitze „nicht den Hauch einer Überlebenschance“ und werde deshalb „ganz schnell wieder vom Markt verschwinden“.
Sticheleien der Konkurrenz
An diese Sticheleien hatten sich Vorstandssprecher Paschalis und sein für Marketing und Vertrieb verantwortlicher Bruder Vlasios Choulidis fast schon gewöhnt: „Wir sind die ewig Totgesagten“, frotzeln sie heute und fügen hinzu: „Und die leben bekanntlich länger.“
Noch vor wenigen Monaten hätte sich keiner der beiden getraut, mit solch kecken Sprüchen die Konkurrenz zu provozieren. Bei der Suche nach den besten Einkaufskonditionen waren die Choulidis-Brüder auch vom Wohlwollen der Netzbetreiber abhängig. Da hält man sich lieber zurück.
Preise drücken
Jetzt aber sitzt das Brüderpaar in der Drillisch-Zentrale im hessischen Maintal und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. Sie haben jetzt den Durchbruch erkämpft: „Wir sind der vierte Mobilfunkbetreiber in Deutschland“, sagt Paschalis Choulidis und strahlt. „Wir erhalten alle Freiheiten und können unsere Produkte und Tarife künftig so gestalten, wie wir wollen.“

Fast aussichtslos gingen die im politischen Lobbying relativ unerfahrenen Brüder ins Rennen, als Telefónica (Marke: O2) vor gut einem Jahr ein Übernahmeangebot in Höhe von 8,7 Milliarden Euro für den Konkurrenten E-Plus vorlegte. Die beiden wussten nur, dass sich eine einmalige Chance auftut: Der neue Mobilfunkriese mit insgesamt 45 Millionen Kunden bekommt den Segen der Brüsseler Wettbewerbshüter nur unter harten Auflagen. Drei etwa gleich starke Telekomkonzerne – Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica/E-Plus – hätten sonst ihre Marktmacht ausgespielt und ihre Preiskämpfe eingestellt.
Ausgerechnet dem kleinsten Mobilfunker vertraut Brüssel jetzt die große Aufgabe an, den Wettbewerb auf dem deutschen Markt zu beleben. Nach langen Verhandlungen, so heißt es, habe Drillisch die verbindlicheren Zusagen gemacht. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia setzte am 29. August seine Unterschrift unter einen Vertrag, mit dem Drillisch Zugriff auf ein Viertel der Netzkapazitäten der fusionierten Telefónica-/E-Plus-Gruppe bekommt und sich aus einem Korb von 600 O2-/E-Plus-Shops die besten aussuchen darf. Das alles gibt es zu „hervorragenden Einkaufskonditionen“, damit Drillisch die Rolle des Preisbrechers übernehmen kann.