Die Macher hinter Rocket Internet Das Samwer-Imperium ist nur eine riskante Wette

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"Erfolgsgeschichte made in Germany"

Falls die Aktienmärkte mitspielen, könnte Rocket Internet schon im Herbst an die Börse preschen. Zuvor soll Rocket Internet noch von einer deutschen in eine europäische Aktiengesellschaft umgewandelt werden, heißt es in Finanzkreisen. Anschließend stünde eine Notierung am unregulierten Markt in Frankfurt an.

Oliver Samwer schweigt dazu. Doch im Hintergrund läuft längst die Werbemelodie, die den Gang aufs Parkett intoniert. Als „Erfolgsgeschichte made in Germany“ preist er Rocket Internet. Ein Sammelbecken für „unternehmerisches Talent und Wissen“ sei das Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Online-Geschäftsmodelle aufzuspüren, zu kopieren und global auszurollen. Ein neuer, ein digitaler Mittelständler, der mit Fleiß, Disziplin und operativem Geschick geführt werde, sei Rocket Internet. Ganz nach Art des schwäbischen Schrauben- und Montagetechnik-Milliardärs Reinhold Würth – nur halt im Netz.

Das hört sich gut an. Doch der Beweis dafür, dass die Unternehmen, die Rocket Internet gründete, auch Geld verdienen wie bei soliden Mittelständlern eigentlich üblich, der fehlt bisher.

Die operativen Verluste von zehn zentralen Rocket-Ablegern, darunter der Möbelhändler Home24 und die russische Zalando-Kopie Lamoda, summierten sich 2013 auf rund 431 Millionen Euro.

Bekannte Investments der Samwers

Allerdings sind die Zahlen nur ein kleiner Ausschnitt. Wie es um das komplette Rocket-Intenet-Reich bestellt ist, lässt sich allenfalls erahnen. Insgesamt rund 1500 Einzelgesellschaften umfasst das Gebilde, teilweise untergebracht in Luxemburg und im US-Bundesstaat Delaware, jenen Hotspots der Welt, die vor allem für ihr steuermildes Klima bekannt sind – auch wenn derlei Aspekte nach Unternehmensangaben nie im Vordergrund stünden. „Das Ganze ist eine Blackbox“, sagt Jörg Funder, Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms, über Rocket Internet. „Teilweise fehlen sogar die Jahresabschlüsse im Handelsregister.“

E-Commerce-Ableger von Rocket Internet

Die Lage wird nicht übersichtlicher durch einen Passus in Oliver Samwers Vertrag als Vorstandschef mit Rocket Internet. Dort ist neben der Laufzeit bis 15. Juni 2019 auch eine teilweise Befreiung vom Wettbewerbsverbot fixiert, das Top-Managern üblicherweise untersagt, für andere Unternehmen tätig zu sein. So darf der Rocket-Chef nebenher weiter die Geschäfte des European Founders Fund führen. Das Münchner Unternehmen, das kürzlich in Global Founders umgetauft wurde, gehört den Samwer-Brüdern privat. In dem Vehikel haben sie ihre Rocket-Aktien gebündelt ebenso wie ihre Anteile am Modeversender Zalando. Das Problem: Laut Satzung investiert Global Founders Risikokapital in junge Unternehmen teils in den gleichen Geschäftsfeldern, in denen auch Rocket Internet aktiv ist.

Mögliche Interessenkonflikte mag ein Rocket-Sprecher darin nicht erkennen. Global Founders verfüge über ein eigenes Investmentteam, „Oliver Samwers Fokus liegt zu 99,9 Prozent auf Rocket Internet“, heißt es offiziell.

Doch wie wird sich der Rocket-Internet-Chef entscheiden, wenn er auf das nächste große Ding im Netz stößt? Kopiert er das Geschäftsmodell im Interesse seiner Aktionäre, oder beteiligt er sich über Global Founders zum eigenen und brüderlichen Wohle? Und was machen die Brüder mit Nieten im Privat-Portfolio? Reichen sie die im Zweifel an Rocket Internet durch?

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