Schon heute ist Windows Phone besser als sein Marktanteil. Das von Microsoft entwickelte Bedienungskonzept der sogenannten Live-Tiles war wegweisend und wurde inzwischen sowohl von Apple als auch von Google in die eigenen Programme übernommen. Bei Live-Tiles handelt es sich um individuell anpassbarer Programm-Symbole auf der Startseite, die sich dynamisch aktualisieren und so - auch ohne Aufruf der eigentlichen Anwendungen – Informationen über eingegangene Nachrichten, Kalendereinträge oder Status-Updates aus Sozialen Netzen ermöglichen.
Auch das für die Plattform verfügbare App-Angebot umfasst inzwischen rund 165.000 Programme zum Nachladen aus dem Windows-Phone-Store. Sehr viele der beliebtesten Apps, die es für iOS und Android gibt, sind inzwischen auch für Windows Phone 8 verfügbar. Allerdings hapert es an manchen Stellen noch. So blockiert etwa Google aktuell die Youtube-App für Windows Phone wegen angeblicher Verletzung der Nutzungsbedingungen. Auch sind die Apps zwar vorhanden, aber in ihrer Steuerung noch lange nicht so ausgereift, wie die Produkte aus dem Apple- oder Google-Store. Ein unmittelbarer Gewinn an Konkurrenzfähigkeit ist daher durch den Kauf nicht zu erwarten.
Wird Stephen Elop Microsoft-Chef?
Schon vor der Ankündigung des Kaufs galt Stephen Elop als einer der Favoriten für die Nachfolge von Microsoft-Boss Steve Ballmer. Immerhin hat der Ex-Microsoft-Manager Elop jahrelang unter Ballmer gearbeitet und kennt den Konzern bestens. Wie eng die beiden auch in den vergangenen Jahren zusammen gearbeitet haben, zeigt sich an der Milliardensumme, die Ballmer jedes Jahr als Marketing- und Forschungszuschuss ins finnische Espoo überwiesen hat.
Neben den 32.000 Nokia-Mitarbeitern in der Handy-Sparte wechselt auch Elop zu Microsoft – das dürfte seine Chancen auf den Microsoft-Chefsessel weiter erhöhen. Auch, dass er nicht nur bei Microsoft das Businessgeschäft höchst erfolgreich geführt und ausgebaut hat, sondern inzwischen ebenso exzellent mit dem für den Konzern so zukunftskritischen Geschäft mit Smartphones vertraut ist, spricht für seine – zumindest mittelfristige – Beförderung an die Spitze.
Doch noch bleibt etwas Zeit. Steve Ballmer will im Laufe der kommenden zwölf Monate vom Posten des Microsoft-Chefs zurücktreten. Der Aufsichtsrat hat angekündigt, dass sowohl interne als auch externe Kandidaten für die Nachfolge berücksichtigt werden.
Was wird aus Nokia?
Nokias Aufsichtsratschef Risto Siilasmaa wird kommissarisch die Leistung des Konzerns übernehmen. Ihm bleiben noch drei Sparten: NSN (Nokia-Siemens-Networks), Netzwerk-Infrastruktur und –Services, Here, Karten- und Ortungs-Services und Advanced Technologies, Technologie-Entwicklung und –Lizensierung.
NSN wird künftig das Kernstück des Unternehmens, und am meisten Arbeit machen. Gerade erst hatte Nokia die 50-Prozent-Anteile von Siemens übernommen. Die Sparte erholt sich zwar langsam, fährt aber unter dem Druck asiatischer Billiganbieter weiter Verluste ein. Geplant ist der weitere Ausbau des LTE-Netzes in Europa – und was auch immer danach kommt. Um Zukunftstechnologien wird sich die Sparte Advanced Technologies kümmern. Hier wollen die Finnen neue Geschäftsmodelle ausloten und in den Bereichen Vernetzung, Sensortechnik und Material forschen.
Alle Hoffnungen auf Profit liegen auf dem Kartendienst „Here“. Die Karten werden nicht nur Smartphones sondern auch in GPS- und Navigationsgeräten verbaut. Für etliche Autobauer ist Nokia auf diesem Bereich zu einem interessanten Partner geworden. Entsprechend interessiert war Steve Ballmer auch daran, die Sparte gleich mit zu übernehmen, um sie vermutlich mit der Suchmaschine Bing zu verknüpfen, die ebenfalls zu Microsoft gehört. Am Ende blieb der Kartendienst bei den Finnen, und Microsoft der wichtigste Kunde, die bestehende Zusammenarbeit wird aber fortgesetzt. Dafür fließen laufende Lizenzzahlungen.