Dish und T-Mobile USA Zwei schwierige Manager und der 70-Milliarden-Deal

T-Mobile USA und Dish sollen fusionieren, ein Deal im Wert von fast 70 Milliarden Dollar. Strategisch macht er Sinn, vor allem für die Deutsche Telekom. Doch der Abschluss hängt an zwei schwierigen Persönlichkeiten.

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T-Mobile USA und Dish sollen fusionieren Quelle: dpa

John Legere ist kein Kind von Traurigkeit. Gerne in Jeans, T-Shirt und Lederjacke gekleidet, gibt sich der amerikanische T-Mobile-Chef trotz seiner 56 Jahre gerne als Rebell – und wirft mit Schimpfwörtern nur so um sich. „Wir prügeln der Branche die **** aus dem Leib“, sagte er beispielsweise vor wenigen Monaten auf der Fachkonferenz Code/Mobile im kalifornischen Half Moon Bay. Die Konkurrenten seien „unfähig“, vor allem die US-Marktführer AT&T und Verizon bekamen ihr Fett ab.

Alles nur Show. Das Selbstbewusstsein ist gespielt, die große Freiheit sucht Legere nicht – sondern will seine Firma so schnell wie möglich verkaufen. Er weiß nur zu gut: Seine Erfolge der vergangenen Jahre stehen auf tönernen Füßen.

Es stehen Investitionen in Milliardenhöhe ins Netzwerk an. Das Wettrennen um den besten Empfang in den Staaten gewinnen auf Dauer die Platzhirsche AT&T und Verizon mit ihren prall gefüllten Geldbörsen. Erst vor wenigen Monaten sprach Legere mit dem Marktdritten Sprint über eine Fusion, allerdings senkten die US-Aufsichtsbehörden frühzeitig den Daumen – sie wollen mehr Wettbewerb.

Jetzt wird bekannt: Seit September vergangenen Jahres verhandelt Legere mit Dish Networks, ein Zusammenschluss ist laut dem „Wall Street Journal“ möglich. Dish wäre ein idealer Partner, die Aktien von beiden Unternehmen legten als Reaktion auf den Bericht deutlich zu.

Der Anbieter von Satelliten-TV kommt aus einer anderen Branche, die Wettbewerbshüter dürften dem Deal zustimmen. Noch wichtiger: Dish kaufte in den vergangenen Jahren in zahlreichen Auktionen der US-Regierung Mobilfunk-Lizenzen auf. Dish-Gründer und Vorstandschef Charles Ergen spekulierte mit dem Kauf richtig: Die Frequenzen werden immer mehr gebraucht, weil die Menschen sich Videos oder andere datenschwere Anwendungen auf ihren Handys ansehen.

Schon seit Jahren fragen sich Analysten: Was will Ergen mit den Frequenzen? Sein Stammgeschäft ist in der Krise, weil es schwer ist, per Satellit neben dem Fernsehprogramm auch ein schnelles Breitband-Internet anzubieten. Das fordern aber Kunden zunehmend, die immer mehr Fernsehen über das Internet – wie mit Netflix oder Amazon – schauen. Ein Einstieg in ein neues Geschäftsfeld wie Mobilfunk macht laut den Experten Sinn.

So versuchte Dish vor zwei Jahren Sprint und den Regionalanbieter Clearwire zu kaufen, zog aber gegen andere Bieter wie dem japanischen IT-Konzern Softbank den Kürzeren. Ein Grund für das Scheitern: Ergen ist ein unberechenbarer und schwieriger Verhandlungspartner. Darin dürfte auch das größte Fragezeichen bei den Verhandlungen sein: Wie kommen Ergen und Legere klar?

Ergen soll laut dem Wall Street Journal Chairman des Unternehmens werden, während Legere Vorstandschef wird. Beide könnten kaum unterschiedlicher sein. Ergen ist ein grauhaariger Manager aus Denver, immer im Anzug, sehr verschwiegen. Selbst Analysten und Aktionäre bekommen den Mann aus Denver kaum zu Gesicht.

Die Schwachstellen der Telekom

Legere dagegen ist ein bunter Vogel, der kaum seinen Mund halten kann und jeden Tag wie wild auf dem Kurznachrichtendienst Twitter sein Leben schildert. Bei einem Besuch im Februar bei seinem Hauptaktionär, der Deutschen Telekom in Bonn, knipste er ein Foto von seiner Bleibe mit dem Kommentar: „Das ist mein Hotel in Deutschland…und nicht ein Bordell in Las Vegas“.

Die Präsentation dürften die Manager von der Deutschen Telekom gerne gesehen haben. Die Kundenzahl steigt, T-Mobile ist ein attraktiver Übernahmekandidat. Schon seit Jahren will der Bonner Konzern seine US-Tochter abstoßen, um Geld für notwendige Netzwerkinvestitionen in Europa frei zu schaufeln. Mit deren Börsengang 2013 durch die Übernahme des Regionalanbieters Metro PCS verkleinerte die Telekom ihren Anteil auf 66 Prozent. Jetzt könnte auch der Anteil per Fusion mit Dish verkauft werden.

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