DLD München 2018 Das Digitale zurückerobern

Für die Teilnehmer an der DLD-Konferenz in München gehört die digitale Vernetzung dazu. Quelle: dpa

Auf dem DLD in München treffen sich traditionell Investoren, Unternehmer und die Vordenker der Digitalisierung, Kunst und Kultur. Das Motto der diesjährigen Zusammenkunft suggeriert da schon fast Besinnlichkeit.

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Was haben Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, die Schauspielerin Rose McGowan oder der Uber-Chef Dara Khosrowshahi gemeinsam? Auf den ersten Blick ausgesprochen wenig. Doch sowohl Gabriel, McGowan als auch Khosrowshahi werden dieser Tage in München erwartet – sie alle sind Sprecher auf der diesjährigen DLD (Digital, Life, Design)-Konferenz, zusammen mit Künstlerinnen wie Hito Steyerl, Investoren wie Klaus Hommels oder Unternehmenschefs wie Timotheus Höttges. Sie alle könnten wohl unterschiedlicher kaum sein – doch die Macher der DLD vereinen sie unter einem Motto.

Reconquer, also Wiedererobern, ist der Leitsatz der diesjährigen Konferenz. So spricht dann auch Telekom-Chef Höttges über seine Breitband-Ambitionen oder Investor Hommels über die Wiederentdeckung Europas. Das Motto stünde für den optimistischen Blick auf die Chancen des digital getriebenen Wandels, der viele neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven eröffnet habe, sagt Steffi Czerny, Mitbegründerin der DLD: „Er hat zahlreiche Umbrüche vorangetrieben oder gar ermöglicht. Gleichzeitig stellt uns dieser konstante Prozess vor neue Fragen und Herausforderungen.“ Um diesen begegnen zu können, dürfe der Blick nicht immer nur nach vorne gerichtet sein, erklärt Czerny: „Mit dem Motto Reconquer rufen wir bei der DLD dazu auf, den Wandel als Chance zu begreifen, Neues zu gestalten, ohne dabei alles, was uns lieb und teuer ist, über Bord zu werfen.“ Dazu brauche es einen ganzheitlichen, interdisziplinären Blick auf die Welt, der neue Impulse gebe.

Die vom Medienkonzern Hubert Burda Media veranstaltete Konferenz versteht sich dann auch nicht als Konferenz für Wirtschaftsbosse oder Investoren, sondern als interdisziplinäre Plattform für Kultur, Politik und Wirtschaft. Es gibt sie nicht nur in München, sondern auch in Tel Aviv, New York oder Brüssel. Bei der diesjährigen Auflage (20. bis 22. Januar) in München treten unter anderem Zalando-Chef Robert Gentz, der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, und der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, auf. Eine Mischung, die sehr ungewöhnlich ist.

Dabei will die diesjährige Konferenz auch ein Zeichen setzen: Wer sich das Programm genauer anschaue, werde feststellen, dass die Konferenz das Motto „Reconquer!“ stark auf Europa beziehe, meint Mitgründerin Czerny: „Wir wollen mit „Reconquer!“ dazu aufrufen, dass sich Europa auf die Stärken und Werte zurückbesinnt, für die es steht.“

Deshalb träten bei der Konferenz beispielsweise die Gründer von Zalando, Auto1 und Delivery Hero als „Unicorns made in Germany“ auf. Auch die Themen Cybersecurity, künstliche Intelligenz, Kryptowährungen und Blockchain stünden ganz oben auf der diesjährigen Agenda, so Czerny. Auch die #metoo-Debatte wird durch die US-Schauspielerin und Aktivistin Rose McGowan ein wichtiges Thema sein.

Jedes Jahr schaffen es die Veranstalter auch bedeutende Größen aus der US-amerikanischen Tech-Szene nach München zu holen: So sprachen in der bayerischen Landeshauptstadt unter anderen schon Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder Microsoft-Chef Satya Nadella. In diesem Jahr wird der neue Uber-Chef Khosrowshahi auf der Bühne erwartet.

Für kaum ein Unternehmen passe das Motto besser als für den angeschlagenen Konzern Uber, meint Czerny: „Der Firmengründer und ehemalige CEO Travis Kalanick ist bereits vor drei Jahren bei uns als Speaker aufgetreten, um das Image von Uber in Europa aufzupolieren.“ Jetzt stünde sein Nachfolger Dara Khosrowshahi vor der Herausforderung, den stark in die Kritik geratenen Konzern wieder auf Kurs zu bringen, sagt Czerny.

Khosrowshahis Vorgänger fuhr eine aggressive globale Expansion und legte sich mit Taxiunternehmen und Behörden angelegt. Kalanick hatte bei seinem DLD-Auftritt vor drei Jahren versucht, mit einem Partnerschaftsangebot eine Brücke zu großen europäischen Städten zu schlagen, was jedoch nicht gelang.

Uber sei sich durchaus bewusst, dass neben allen Erfolgen, die das Unternehmen seit der Gründung feiern konnte, auch vieles falsch gelaufen sei, meint indes Czerny: „Dara wird im Gespräch mit der Bild-Chefredakteurin Tanit Koch erklären, wie er die Kultur und Unternehmensführung des Unternehmens, aber auch die Partnerschaften zu Fahrern und Städten verbessern will.“

Vom Uber-Angebot könnten sich die Konferenzteilnehmer gleich persönlich überzeugen. München ist eine die einzige Stadt in Deutschland, in denen Uber gleich mit drei Services vertreten ist: dem Mietwagen-Service UberX, dem Limousinen-Service UberBlack und dem Großraum-Service UberVan.

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