Ixquick setzte aus ganz pragmatischen Gründen auf Datenschutz: „2006 erhielten wir so viele Suchanfragen, dass die Serverkapazitäten ausgelastet waren“, erzählt Jörg Bauer, der bei Ixquick für die Kommunikation zuständig ist.
Da die Betreiber Daten nicht an Dritte weitergaben, waren sie für das Unternehmen reiner Ballast. Also löschten sie sämtliche Daten, die Nutzer identifizierten. Der nächste logische Schritt: „Danach richteten wir die Suchmaschine komplett auf Datenschutz aus“, sagt Bauer.
Ixquick
Ixquick wurde 1998 gegründet. Seit 2000 gehört die Suchmaschine zur Niederländischen Surfboard Holding BV.
Ixquick beschäftigt aktuell 25 Mitarbeiter und bearbeitet täglich fünf Millionen Suchanfragen – davon stammt ein Großteil aus Deutschland.
Ixquick bewirbt sich selbst als die sicherste Suchmaschine der Welt. Sie wurde mit dem Europäischen Datenschutz-Gütesiegel ausgezeichnet. Ixquick überträgt seine Daten verschlüsselt und speichert nach eigener Aussage keine Daten auf den eigenen Servern.
Ixquick betreibt eigene Server, die in Europa und zum Teil in den USA stehen. Allerdings werden Nutzer in Europa standardmäßig über die europäischen Server geleitet. Auch US-Nutzer können via Option auswählen, über die europäischen Server geleitet zu werden.
Er sieht die Arbeit seines Teams als politisches Statement. „Zugunsten der Wirtschaft und der totalen Überwachung wird der Datenschutz immer weiter zurückgedrängt“, sagt er. „Unsere Systeme helfen, dem Datenschutz wieder Geltung zu verleihen.“
Das geschäftliche Potenzial
Andreas Wiebe, Gründer von Swisscows, ist da pragmatischer. „Wenn wir das rein wirtschaftlich betrachten, ist die sichere Suche aktuell ein Markt, der extrem wächst.“ Aktuell nehmen die Suchanfragen bei Swisscows monatlich um 20 Prozent zu – allerdings bearbeiten die Schweizer monatlich auch lediglich vier Millionen Suchanfragen, stecken also noch in den Kinderschuhen.
Dass die datensichere Suche durchaus Wachstumspotenzial hat, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center. Sie analysiert, welche Auswirkungen der NSA-Skandal auf die Amerikaner heute hat. Die repräsentative Studie ergab, dass jeder Dritte sich bemüht, seine Spuren im Netz zu verbergen.
DuckDuckGo
Im September 2008 gründete Gabriel Weinberg DuckDuuckGo, „die Suchmaschine, die Sie nicht verfolgt“, wie das Unternehmen wirbt.
30 Mitarbeiter, acht Millionen Suchanfragen täglich – davon rund die Hälfte in Deutschland.
DuckDuckGo verschlüsselt die Datenübertragung via SSL und versichert, keine personenspezifischen Nutzerdaten zu sammeln. Sie betreibt kein Tracking und verwendet keine Cookies.
Als US-Unternehmen unterliegt DuckDuckGo allerdings dem amerikanischen Recht. So kann der Betreiber ohne weiteres von US-Gerichten gezwungen werden Nutzerdaten aufzuzeichnen – ohne, dass er seine Nutzer darüber in Kenntnis setzen darf.
DuckDuckGo betreibt keine eigenen Server, sondern mietet Kapazitäten auf den Amazon-Servern. Als US-Unternehmen kann auch Amazon gezwungen werden, der NSA seine Server zugänglich zu machen.
Das sind potenzielle Kunden für Swisscows, Ixquick oder auch die US-Suchmaschine DuckDuckGo. Deren Gründer Gabriel Weinberg sagt: „Die Menschen wollen nicht auf Schritt und Tritt im Netz verfolgt werden. Sie wollen eine effektive Online-Suche und den Schutz ihrer Privatsphäre.“
Erst recht nach der Snowden-Affäre: Die Suchanfragen, die bei DuckDuckGo eingingen, stiegen von 1,5 Millionen täglich vor den Enthüllungen auf mittlerweile über acht Millionen pro Tag. MetaGer konnte seine Suchanfragen binnen weniger Wochen nach den Enthüllungen auf knapp 100.000 verdoppeln; bei Ixquick stieg die Zahl von 2,5 Millionen auf über fünf Millionen.
Eine Frage der Einstellung
Die Anbieter konnten das Niveau nach dem NSA-Skandal halten, die Zahl der Nutzer wuchs danach aber nur minimal weiter. Verglichen mit Google sind die Alternativen allerdings allesamt kleine Fische. Google erreicht im weltweiten Schnitt einen Marktanteil von 70 Prozent – die alternativen Suchmaschinen tauchen nicht einmal in den Rankings auf.
Die meisten Amerikaner interessieren sich nicht für Datenschutz
53% der US-Amerikaner nutzen keine Suchmaschinen, die auf eine Verfolgung der Suchanfragen und Browseraktivitäten verzichten. 13% wissen gar nicht, dass solche Alternativen existieren.
46% der Amerikaner verwenden keine E-Mail-Verschlüsselungsprogramme (etwa Pretty Good Privacy (PGP)), oder haben eine Nutzung in Erwägung gezogen. 31% der Befragten wissen nicht, dass solche Programme existieren.
43% der Befragten verzichten auf Browser-Erweiterungen, die zum Schutz der Privatsphäre beitragen können, wie etwa DoNotTrackMe (Blur) oder Privacy Badger. 31% der Amerikaner haben noch nie etwas von solchen Erweiterungen gehört.
Mit Hilfe eines Proxyservers lässt sich beispielsweise die eigene IP-Adresse verschleiern, um anonym surfen zu können. 41% der US-Amerikaner verwenden keine Proxyserver zum Schutz ihrer Privatsphäre oder ziehen eine Nutzung nicht in Erwägung. 33% haben noch nie etwas von einem solchen Service gehört.
40% der Amerikaner verzichten auf Netzwerke zur Anonymisierung von Verbindungsdaten, wie etwa TOR. 39% haben noch nie etwas von TOR gehört.
Dazu passt, dass mehr als die Hälfte der vom Pew Research Center befragten Amerikaner angab, nie darüber nachgedacht zu haben, sichere Suchmaschinen zu nutzen – 13 weitere Prozent sagten, sie hätten noch nie etwas von solchen Suchmaschinen gehört.