Erste Anbieter starten Zweitmarkt Ein Flohmarkt für E-Books und Co.

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Gebrauchtmarkt als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Ein iPad Tablet mit einer Bücherwand auf dem Bildschirm Quelle: dpa

"Der Grund für die Klage ist klar", sagt der ReDigi-Chef. "Es soll keinen Gebrauchtmarkt für digitale Güter geben." Dabei könnte genau der auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor werden. Denn bisherige Erfahrungen zeigen, dass Verkaufserlöse von Gebrauchtgütern oft dazu dienen, neue Waren zu kaufen – unter anderem auch Dinge, die man sich sonst nicht leisten könnte.

Ein Beispiel ist Gamestop, der größte Händler für gebrauchte, physische Computerspiele: Fast zehn Milliarden Dollar setzte das börsennotierte Unternehmen im Vorjahr um. "Es gibt zu wenig Verständnis dafür, dass der Handel gut für die Branche ist", sagt Gamestop-Chef Paul Raines. Schließlich steckten Verkäufer gebrauchter Spiele 70 Prozent ihres erhaltenen Geldes wieder in neue Games, rechnet Raines vor.

Bücher werden meist nur einmal gelesen

"Auch die Expansion des E-Book-Marktes wird durch den fehlenden Wiederverkaufswert gebremst", sagt Ossenmacher, der daher künftig auch elektronische Bücher auf seinem Digitalflohmarkt handeln will. Derzeit läuft ein Test, bis Anfang November sollen alle Nutzer E-Books kaufen und verkaufen können.

eBücher ohne Blättern
Kindle Fire Quelle: Presse
Amazon Kindle Quelle: Presse
Oyo Reader Quelle: Presse
Apple iPad 2 Quelle: Presse
Story iRiver Quelle: Presse
Sony Reader WiFi Quelle: Presse

Tatsächlich spielen E-Books eine Schlüsselrolle in dem Streit: Während Musik immer wieder angehört wird, werden Bücher meist nur einmal gelesen. Sie sind prädestiniert, weitergegeben zu werden. Elektronische Bücher noch mehr, da sie nach der Lektüre nicht einmal das Wohnzimmerregal schmücken. Der intellektuelle Prestigegewinn durch einen vollgestopften Kindle-Speicher ist schließlich nicht vergleichbar.

So überlegen sich viele potenzielle Leser zweimal, ob sie Bücher tatsächlich elektronisch kaufen. Besonders in Deutschland, wo die elektronischen Ausgaben wegen der Buchpreisbindung kaum weniger kosten. Viele weichen daher auf Angebote wie die Onleihe-App der Bibliotheken aus.

Kopien wären Segen und Fluch zugleich

Doch wer den Dienst ausprobiert, findet meist nur ein gelbes Symbol und die Information: "ausgeliehen". Denn auch fürs E-Book gilt: "Man kann es nur ausleihen, wenn kein anderer es gerade hat", erklärt Monika Ziller, Vorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands. Dabei bräuchte es das leidige Problem vergriffener Bücher nicht mehr zu geben, weil sich elektronische Medien beliebig oft kopieren lassen. Genau das fürchten jedoch die Verlage, so gilt auch in elektronischen Bibliotheken das Prinzip begrenzter Stückzahlen.

Einige Verleger versuchen die traditionelle Buchwelt ins elektronische Zeitalter zu übertragen, andere verweigern sich dem Thema noch ganz. Der zu Rupert Murdochs News Corp. gehörende Großverlag HarperCollins etwa erlaubt es Bibliotheken, jedes lizenzierte Exemplar 26 Mal auszuleihen. Das entspräche der durchschnittlichen Lebensdauer eines gedruckten Buches, argumentiert der Verlagsriese.

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