Expansion im Shopping-Geschäft Wie Google Amazon auf die Pelle rücken will

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Einkaufen über YouTube-Videos soll kommen

In den USA lässt Heckmann derweil eine Funktion testen, über die seit einer Dekade immer wieder spekuliert wird: das Einkaufen von Produkten direkt aus YouTube-Videos heraus. Demnächst soll es nun Realität werden. Welche YouTube-Anbieter es nutzen können und zu welchen Konditionen, darüber schweigt sich Heckmann noch aus.

Stattdessen lässt Google keine Gelegenheit aus, um seine Fortschritte beim maschinellen Lernen und der Künstlichen Intelligenz zu bewerben. Wie die sogenannten „Smart Shopping Campaigns“. Bei diesen schlägt Google vor, wie die Anzeigen innerhalb des Google-Imperiums am besten platziert werden und wo sie die besten Erträge bringen. Das hat der Konzern zwar schon im vergangenen Jahr angekündigt. Laut Schindler hat sich die Funktion nun aber durchgesetzt. Sie soll demnächst auch genutzt werden, um Kunden in Ladengeschäfte zu bringen – durch das Anzeigen von Produkten, die in der Nähe des Interessenten sofort verfügbar sind.

Für die Händler sind die Angebote zweischneidig. Sie haben mehr Möglichkeiten, ihre Offerten über Googles Reich zu publizieren. Doch das kostet und macht sie von ihrem Werbepartner noch abhängiger. Vor allem, wenn dieser nicht nur erste Anlaufstelle für die Käufer ist, sondern sogar die Abwicklung des Kaufs übernimmt. Der Händler wird damit noch stärker zum Logistiker oder zur Warenabholstelle und Rücknahme.

Andererseits ist es gut, wenn Amazon beim Shopping finanzkräftige und technologiestarke Konkurrenz bekommt.

Klar ist: Wie seine Werbekunden muss auch Google Wachstum vorweisen. Der Suchkonzern hat zusätzliche Einnahmequellen nötig. Neue Android-Telefone, selbstfahrende Autos, die Expansion der Google Cloud, Künstliche Intelligenz und Therapien gegen vorzeitige Alterung mögen die Schlagzeilen bestimmen. Die finanzielle Grundlage für all das liefern jedoch noch immer die Klassiker. Etwa 85 Prozent des Umsatzes von Google stammt aus Einkünften mit Werbung, hauptsächlich von der Suchmaschine Google und dem Video-Netzwerk YouTube. Es ist ein zyklisch anfälliges Geschäft. Wenn das Wirtschaftswachstum schwächelt, werden oft als erstes die Werbeausgaben gekürzt. In der Vergangenheit wirkte sich das auf Google kaum aus, denn bei digitaler Werbung führte kein Weg an Google und YouTube vorbei. Nun wird der Kuchen neu aufgeteilt, auch wenn die größten Stücke weiterhin an Google, Facebook und Amazon wandern und sich der Rest des Marktes um die Krümel balgt.

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