
Der weltgrößte Hersteller von Speicherchips will umgerechnet 11,7 Milliarden Euro in den Bau einer neuen Halbleiterfabrik investieren. Samsung kündigte am Montag in Seoul an, die Produktionsstätte werde in der Stadt Pyeongtaek entstehen und solle im zweiten Halbjahr 2017 fertiggestellt sein. Die Anlage könne Speicherchips oder Logikchips herstellen. Weitere Angaben, etwa zur geplanten Kapazität, machte das Unternehmen nicht.
Die Chip-Sparte wird Analysten zufolge bei der bevorstehenden Präsentation der Quartalszahlen zu den positiven Kennziffern des Unternehmens zählen. Die Smartphone-Sparte verliert derzeit Marktanteile, da die neuen iPhone-Modelle von Apple dem Weltmarktführer am oberen und die preiswerten Smartphones von Xiaomi am unteren Ende des Angebots Kunden streitig machen. Analysten gehen davon aus, dass die Verkäufe im dritten Quartal um 15 Prozent, das Betriebsergebnis sogar um 47 Prozent fallen werden.
Die Geschichte von Samsung
Smartphones, Fernseher, Computer, Kameras, und und und: Samsung ist einer der größten Elektronikhersteller der Welt. Die Geschichte des südkoreanischen Mischkonzerns begann Ende der 30er Jahre.
Den Grundstein des Konzerns legte der Südkoreaner Lee Byung Chul bereits 1938 mit gerade einmal 25 US-Dollar in der Tasche. Er verkaufte Trockennahrung nach China. Nur ein Jahrzehnt später hatte sein anfangs kleines Unternehmen bereits eigene Getreidemühlen und Maschinen zur Herstellung von Konfekt.
Während des Koreakrieges (1950-53) musste Lee Byung Chul die Hauptstadt Seoul verlassen, in Busan eröffnete er eine Zuckerraffinerie. Nach dem Krieg gründete er auch eine Textilienfirma und baute eine Fabrik.
1963 kauft das Unternehmen die Dongbang Lebensversicherungen auf und macht sie zur heutigen Samsung Lebensversicherung. Die Tochtergesellschaft ist größter Versicherer in Südkorea.
Ende der 1960er Jahre fängt Samsung an, Elektronik zu produzieren. So kommt 1970 ein Schwarz-Weiß-Fernseher auf den Markt. Vier Jahre später erweitert der Konzern seine Palette um Waschmaschinen und Kühlschränke.
1980 übernahm Samsung einen Hersteller von Telekommunikationsausrüstung – die Grundlage für das heutige Handygeschäft.
Nach dem Tod von Firmengründer Lee Byung Chul 1987 übernimmt dessen Sohn Lee Kun Hee die Geschäfte. Er teilte den Konzern in vier Gruppen, darunter die heute so bekannte Elektroniksparte.
In den 1980er Jahren brachte Samsung erste Autotelefone heraus. In den 1990er Jahren verkaufte der Konzern Handys, seit den 2000er Jahren auch Smartphones. Inzwischen ist Samsung der größte Anbieter in diesem Segment, noch vor Apple und Nokia.
Apple hat mit dem iPad den Tablet-Markt geschaffen, Samsung macht dem kalifornischen Konzern mit seinen Galaxy-Tab-Geräten aber inzwischen enorm Konkurrenz. Außerdem hat der südkoreanische Hersteller mit der Galaxy Gear eine Smartwatch herausgebracht.
In der neuen Fabrik will Samsung Prozessoren einer neuen Generation fertigen, die höhere Margen versprechen. Mit den lukrativen Prozessoren wollen sich die Koreaner für wachsende Geschäftsfelder wie Wearables, das Smart Home oder das vernetzte Auto positionieren.
„Halbleiter sind Samsungs langjähriges Kerngeschäft, von der Mobil-Sparte kann das Unternehmen nicht mehr ein so starkes Wachstum erwarten“, sagte Analyst Lee Min Hee der Nachrichtenagentur „Bloomberg“. „Der Konzern tätigt jetzt eine enorme Investition in die Zukunft, weil die Mobil-Sparte nicht mehr so stark zu den Gewinnen beitragen wird, wie sie es in der Vergangenheit getan hat.“
Chip-Sparte verdient mehr
Laut einer Analysten-Umfrage von „Bloomberg News“ wird der Gewinn der Chip-Sparte im dritten Quartal bei 2,14 Billionen Won, umgerechnet rund 1,6 Milliarden Euro liegen. Den Anstieg um 700 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal führen die befragten Analysten darauf zurück, dass Samsung zahlreiche Chips für Apples neue iPhone-Modelle liefert. In den vergangenen vier Wochen hatten die Analysten nahezu täglich ihre Gewinnerwartungen für Samsung nach unten korrigiert.





Eine besondere Bedeutung im Kampf um die Vorherrschaft im Smartphone-Geschäft kommt China zu. „Das Wichtigste für Samsung ist es jetzt, seine schnell fallenden Marktanteile zu stoppen, besonders in China“, sagt Claire Kim, Analysten bei Daishin Securities. „Das Samsung-Ergebnis im dritten Quartal wird ziemlich hässlich.“
Samsung hat aus diesem Grund das Galaxy Note 4 in China früher auf den Markt gebracht, um das Feld nicht alleine Apples iPhone 6 zu überlassen. In Deutschland startet das Note 4 am 17. Oktober. Das Modell kostet bei China Mobile 5.199 Yuan, umgerechnet 847 Dollar.
Ein Problem für Apple und Samsung: China Mobile – mit einem Marktanteil von 70 Prozent der größte Mobilfunker in der Volksrepublik -, will seine Subventionen für neue Smartphones von rund zwei Milliarden Dollar extrem kürzen. Damit würden sich die Verbraucherpreise für die Highend-Geräte beinahe verdoppeln.
Ein Grund mehr für Samsung, sich vom Mobil-Geschäft unabhängiger zu machen und mit der neuen Fabrik die zuverlässigere Halbleiter-Sparte zu stärken.