Facebook-Datenaffäre CEO von Cambridge Analytica prahlt damit, Prostituierte und Spione einzusetzen

CEO von Cambridge Analytica prahlt mit Erpressungsversuchen Quelle: Reuters

Cambridge Analytica soll Daten von Facebook-Nutzern missbraucht haben. Vor Undercover-Reportern berichtet CEO Nix über seine Vorgehensweisen.

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Knapp sechs Millionen Dollar hat sich Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampagne die Dienste von Cambridge Analytica kosten lassen. Dafür hat die Firma Daten von mehr als 50 Millionen Facebook-Nutzern ohne deren Wissen abzugreifen und ihnen auf sie zugeschnittene politische Botschaften präsentiert. Auf diese Weise soll Cambridge Analytica Einfluss auf deren Wahlverhalten genommen haben.

Das britische Unternehmen scheint auf solche Kampagnen spezialisiert zu sein. Und ist darauf auch mächtig stolz. So halten geheime Aufnahmen fest, wie Führungskräfte der Firma damit prahlen, dass Prostituierte und Spione dazu benutzt werden könnten, um Politiker zu diskreditieren und Wahlen zu beeinflussen.

Vier Monate verfolgte ein Team von „Channel 4 News“ die Machenschaften von Cambridge Analytica. Dabei sprachen die Führungskräfte auch über ihre illegalen Taktiken zur Beeinflussung von Kampagnen, bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 wie auch beim Brexit-Referendum.

Facebook-Aktien brechen nach Bekanntwerden der Datenaffäre um Cambridge Analytica zum Handelsstart an der Börse ein. Das EU-Parlament will den Fall untersuchen.

Bei einer Begegnung sagte CEO Alexander Nix, sie könnten „einige Mädchen zum Haus des Kandidaten schicken“. Laut Video fügte Nix hinzu: Ukrainische Mädchen seien „sehr schön, ich finde, dass das sehr gut funktioniert“. Die Undercover-Reporter, die sich als potenzielle Kunden ausgaben, hielten die Aussagen des CEO fest. Man sei es gewohnt, „im Schatten zu operieren“, sagte Nix noch. Ganz anders klingt Nix dagegen in offiziellen Interviews. Zu den Vorwürfen, Daten von Facebook-Nutzern abgegriffen zu haben, sagte er bei BBC Newsnight: „Viele der Vorwürfe, die erhoben wurden, sind völlig unbegründet und äußerst unfair.“ Auch in einer Erklärung weist Cambridge Analytica die Behauptung des Daten-Missbrauchs zurück.

Großbritanniens Beauftragte für Informationssicherheit, Elizabeth Denham, gab sich mit dieser Antwort indes nicht zufrieden. Sie kündigte am Montag an, eine gerichtliche Verfügung erwirken zu wollen, um Zugang auf die Server des Unternehmens zu bekommen. Cambridge Analytica habe sich bei Ermittlungen „unkooperativ“ gezeigt. „Wir müssen da rein, wir müssen uns die Datenbanken anschauen, wir müssen verstehen, wie Daten von Cambridge Analytica verarbeitet oder gelöscht wurden“, sagte Denham, die von einer „komplexen und weitreichenden Untersuchung“ sprach.

Auch Facebook steht verstärkt im Zwielicht. Britische Abgeordnete forderten den Chef der Plattform, Mark Zuckerberg, zu einer Aussage vor einem Parlamentskomitee auf. Auch Brüssel ist alarmiert: Der EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani kündigte eine Untersuchung an. Er twitterte, die angebliche missbräuchliche Verwendung von Facebook-Nutzerdaten sei inakzeptabel und verletze Datenschutzrechte der Bürger.

In den USA baten Senator Ron Wyden aus Oregon und den Generalstaatsanwalt von Connecticut, George Jepsen, Facebook um eine schriftliche Stellungnahme. Der US-Staat Massachusetts kündigte zudem Ermittlungen an.

Da Cambridge Analytica unrechtmäßig erhaltene Nutzerdaten entgegen früheren Zusicherungen nicht gelöscht hatte, hatte Facebook das Unternehmen am Wochenende ausgesperrt. Das Online-Netzwerk selbst geriet nach den Enthüllungen auch in schweres Fahrwasser. Die Aktie fiel am Montag um rund sieben Prozent – und das ließ den Börsenwert von Facebook um über 35 Milliarden Dollar schrumpfen. Immer lauter wird gefragt, warum sich bisher Gründer und Chef Mark Zuckerberg nicht zu der Situation geäußert hat.

Zudem berichtete die „New York Times“, dass der angesehene Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos das Unternehmen verlassen wolle. Er habe sich dafür eingesetzt, offener über die russische Einmischung in den US-Präsidentenwahlkampf 2016 zu informieren, sei aber von anderen Managern abgebügelt worden, schrieb die Zeitung.

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