Facebook Neue App erklärt Bilder für Sehbehinderte

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Facebooks Entwicklerkonferenz kommende Woche

Die „automatische Text-Alternative“ gibt ihm nun die zusätzliche Information, dass das Foto „Berge und Bäume enthalten könnte“. Das ist korrekt, allerdings nur im Ansatz.

Denn das Foto zeigt eine verschneite Landschaft. „Das könnte aber auch eine Lichtspiegelung sein“, erklärt Wieland. „Wir wollen keine falschen Eindrücke verbreiten.“ Das nächste Foto verdeutlicht den Nutzen schon besser. „Ich habe mir Sonntagnacht was gegönnt“, beschreibt Facebook-Nutzer Chelsea Kohler. Früher hatte King hier nur raten können, was sie genau meint.

Nun weiß er es: „Bild könnte Pizza und Nahrungsmittel enthalten“, ermittelt die Software korrekt.

Facebook hat den Prototypen mit zehntausend Nutzern getestet, davon die Hälfte blind oder mit sehr eingeschränkten Sehvermögen. Bei den Tests zeigte sich, dass auch Sehbehinderte genau wie andere Facebook-Nutzer das soziale Netzwerk hauptsächlich über Smartphone nutzen. Deshalb hat man damit begonnen. Nach Apples iOS soll als nächstes Android folgen. Zunächst erfasst die Funktion nur Bilder in Facebooks Nachrichtenstrom. Aber Facebooks Bilderdienst Instagram wäre der nächste logische Schritt. Auch, das dahinter stehende System der Allgemeinheit verfügbar zu machen, wie es Microsoft, Google und Facebook schon bei Algorithmen für Künstliche Intelligenz praktizieren. Möglich, dass dies auf der Facebook-Entwicklerkonferenz nächste Woche angekündigt wird.

Selfie schicken

Nun soll die Funktion Schritt für Schritt ausgebaut und mit Zusatzinformationen versehen werden. „Beispielsweise, dass die Menschen auf dem Bild wandern oder gemeinsam essen“, sagt King. Oder auch Farben. Selbst wann man sich Farben nicht mehr erinnert oder sie nie kannte – im Kontext macht es einen großen Unterschied, ob ein Himmel strahlendblau oder grau ist.

Der potenzielle Nutzen ist groß. Weltweit gibt es mindestens eine viertel Milliarde Menschen mit extremer Sehbeschränkung und mehr als 39 Millionen Blinde. IBM arbeitet schon seit Jahrzehnten an Systemen, um ihnen die Aufnahme von Informationen zu erleichtern. Auch Microsoft, Apple und Google unterhalten eigene Entwicklungsabteilungen dafür. Das Smartphone, das ständig mit sich getragen werden kann und die stetig steigende interne oder via Internet zuschaltbare Rechenleistung, eröffnen ganz neue Möglichkeiten.

Nicht nur für das Surfen im Internet oder sozialen Netzwerken.  Denkbar ist auch, dass Blinde und Sehbehinderten, die Fotos mit ihren Smartphones schießen, automatisch beschrieben wird, was die Aufnahme zeigt. King macht beispielsweise regelmäßig Selfies von sich. Einige Leute vergessen ab und an, dass er blind ist. „Sie fragen mich, was ich heute für Kleidung trage“, sagt King. „Ich schicke inzwischen einfach ein Selfie.“

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