Facebook in Großbritannien Ein Millionengeschenk als Steuerspartrick

Die Mitarbeiter von Facebook in Großbritannien können sich auf einen millionenschweren Bonus freuen. Das Geschenk hat aber wohl weniger mit Großzügigkeit zu tun – sondern mit Steueroptimierung ihres Arbeitgebers.

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Ein Millionengeschenk als Steuertrick? Quelle: dpa

London Mark Zuckerberg kann sehr großzügig sein. Zur Geburt seines Kindes hatte der Facebook-Chef Ende vergangenen Jahres angekündigt, 99 Prozent seiner Anteile im Wert von 45 Milliarden Dollar zu spenden. Doch das Millionengeschenk, das der 31-Jährige Amerikaner nun seinen Mitarbeitern in Großbritannien in Aussicht stellt, hat deutlich weniger mit Wohltätigkeit zu tun – als mit Steueroptimierung.

Wie die britische Zeitung „Sunday Times“ berichtete, will der Social-Media-Mogul über die kommenden Jahre insgesamt 280 Millionen Pfund an seine Angestellten verschenken – um so die Abgabenlast des US-Giganten im Königreich deutlich zu senken. Es ist ein Kniff, der für lange Gesichter im britischen Finanzamt sorgen dürfte, aber für Jubel in der Londoner Facebook-Zentrale: Jeder der 361 Mitarbeiter im Königreich bekommt demnach einen etwa 775.00 Pfund schweren Bonus, umgerechnet etwa eine Million Euro.

Mit Anerkennung für besondere Leistungen hat der Bonus tatsächlich wenig zu tun. Stattdessen geht es Zuckerberg offenbar darum, dem Fiskus erneut eine lange Nase zu drehen. Denn als zusätzliche „Personalkosten“ verbucht, kann diese Schenkung die Steuerabgaben des US-Unternehmens massiv senken, wie es heißt. Laut britischen Medien muss Facebook nach seiner Schenkung nur noch vier Millionen Pfund an den Fiskus abführen. „Wir kennen diese Zahlen nicht und wissen auch nicht, wie diese Kalkulationen gemacht wurden“, erklärte eine deutsche Facebook-Sprecherin zu den Zahlen.

Bereits 2014 hatte sich der IT-Konzern fantasievoll gezeigt und intern 50 Millionen Dollar verschenkt. Die Folge: Facebook musste lediglich 4326 Pfund Steuern zahlen. Das ist weniger, als der durchschnittliche britische Erwerbtätige abführen muss. Dabei laufen die Geschäfte von Facebook in Großbritannien glänzend.

Mark Zuckerberg kann sehr großzügig sein. Zur Geburt seines Kindes hatte der Facebook-Chef Ende vergangenen Jahres angekündigt, 99 Prozent seiner Anteile im Wert von 45 Milliarden Dollar zu spenden. Doch das Millionengeschenk, das der 31-Jährige Amerikaner nun seinen Mitarbeitern in Großbritannien in Aussicht stellt, hat deutlich weniger mit Wohltätigkeit zu tun – als mit Steueroptimierung.

Die großzügige Gabe könnte die Debatte im Königreich um die Steuerspartricks der US-Giganten neu entflammen. Erst Anfang März hatte Facebook versucht, den Streit mit dem Versprechen zu entschärfen, seine Strategien zur Steuervermeidung in Großbritannien einzuschränken. Das weltweit größte Internet-Netzwerk kündigte an, künftig die Einnahmen von britischen Werbekunden direkt im Land besteuern zu lassen. Bisher wurden sie über Irland abgerechnet, was deutlich weniger Abgaben für den Internetkonzern bedeutet.

Ähnliches hatte Google bereits im Januar angekündigt und damit auf den zunehmenden Druck der Politik und Finanzbehörde reagiert, fragwürdigen Steuerpraktiken ein Ende zu bereiten. Entsprechend verärgert reagieren Lobbygruppen auf den neuen Kniff. „Diese Praxis hinterlässt einen faden Geschmack im Mund“, kritisierte Stefan Stern, Direktor des High Pay Centre.

Wer glaubte, dass Zuckerberg von seinen Steuervermeidungspraktiken auf der Insel ganz Abschied nimmt, der weiß spätestens jetzt, dass er sich getäuscht hat. Offenbar verschenkt der Social-Media-Gigant sein Geld lieber an die eigenen Mitarbeiter, bevor er es dem Fiskus und damit der Öffentlichkeit in die Hände drückt.

Dennoch müssen sich die Facebook-Mitarbeiter in Großbritannien noch in pekuniärer Geduld üben. Denn Facebook will die Millionenschenkung nicht auf einen Schwung auszahlen, sondern in mehreren Tranchen bis 2018. Angenehmer Nebeneffekt für den US-Riesen: Die Kündigungsrate bei Facebook im Vereinigten Königreich dürfte sich in den nächsten zwei Jahren auf einem ziemlich überschaubaren Niveau bewegen.

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