Facebook-Initiative Zuckerbergs Plan B für Indien

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Facebook hinkt bereits hinterher

Auf die Zurückweisung reagierte man in Kalifornien beleidigt. Marc Andreessen, Mitglied im Aufsichtsrat von Facebook, twitterte: „Anti-Kolonialismus hat sich über Jahrzehnte als ökonomisch katastrophal für die Inder erwiesen. Warum jetzt damit aufhören?“. Zuckerberg sah sich gezwungen, sich für den Satz zu entschuldigen.

Immerhin stößt Facebooks neues Vorhaben mit den Wlan-Hotspots nicht auf Kritik. „Facebook hätte so ein Angebot gleich zu Beginn machen sollen“, sagt Nikhil Pahwa dem Handelsblatt. Pahwa ist Mitgründer Nichtregierungsorganisation Internet Freedom Foundation und war einer der erbittertsten Gegner der Amerikaner. „Ich begrüße jeden Versuch, den Indern einen kompletten Internetzugang zu ermöglichen.“

Facebook hinkt nun allerdings schon einen Schritt hinterher. Google hat bereits ein ähnliches Projekt gestartet. Die Rivalen kooperieren mit der indischen Eisenbahn und stellen bereits rund zwei Dutzend kostenlose Wi-Fi-Hotspots an Bahnhöfen bereit. Die Zahl solle möglichst rasch auf 400 steigen, sagte Google-Chef Sundar Pichai diesen Monat in einem Telefonat mit Analysten.

Noch seien die Projekte aber viel zu klein, sagt Pahwa. „Das Problem ist, dass Unternehmen wie Google und Facebook bisher die Infrastruktur nicht voranbringen“, sagt der Netz-Aktivist. Stattdessen würden sie nur die bestehenden Netze der Provider nutzen. Und die sind schlecht: Dem Software-Unternehmen Akamai Technologies zufolge rangiert Indien beim Breitbandausbau auf Platz 131 von 189 Ländern und hat die langsamste durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit in ganz Asien.

Allerdings arbeiten die US-Unternehmen bereits daran, das zu ändern. Erst im Juli hat Facebooks riesige Solar-Drohne Aquila einen ersten erfolgreichen Testflug absolviert. Die Fluggeräte mit einer Spannweite einer Boeing 737 sollen künftig abgelegene Gebiete aus der Luft mit dem Netz verbinden. Google testet über Indiens Nachbarland Sri Lanka derzeit Ballons, die dem ganzen Land eine flächendeckende 4G-Abdeckung ermöglichen sollen. Auch Microsoft mischt mit: Das Unternehmen versucht mit seinem Projekt „White Space“ ungenutzte Fernsehfrequenzen zu verwenden.

Mit Spannung erwartet das Land außerdem den Start des Mobilfunkanbieters Reliance Jio. In den kommenden Monaten will das indische Unternehmen die 4G-Abdeckung auf einen Schlag deutlich verbessern und dürfte auch den Preiskampf anheizen.

Doch ohne die großen US-Unternehmen werde es trotzdem schwierig, ganz Indien schnell online zu bringen, sagt Pahwa. Und prinzipiell sei das auch nicht schlimm, solange der Wettbewerb nicht untergraben werde. Die neue Initiative von Facebook stimme ihn dabei zuversichtlich: „Dass Facebook jetzt einen komplett offenen Internetzugang anbietet, ist schon einmal ein guter Anfang.“

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