Facebook kauft Whatsapp Das Imperium kauft ein

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Zuckerberg schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe

Der Facebook-Chef bremst so nicht nur die Konkurrenz aus, er schlägt mit dem Einverleiben von Whatsapp sogar gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:

- Er nimmt – ähnlich wie bei Instagram – einen Konkurrenten vom Markt.

- Er bietet dem Kurznachrichtendienst Twitter Paroli, der neben seinen öffentlichen Botschaften seine privaten Kommunikationskanäle stärker ausbauen will. Ausmanövriert sind parallel auch Yahoo und Google, mit denen Facebook um Werbegelder konkurriert.

- Er baut mit dem Erwerb der Whatsapp-Apps seine Präsenz im mobilen Internet aus.

- Er gewinnt eine weitere Einnahmequelle. Denn Whatsapp hat – auch das die große Ausnahme – mit seiner Abogebühr ein funktionierendes Geschäftsmodell: Bislang beträgt die Nutzungsgebühr einen Dollar pro Jahr, wobei das erste Jahr kostenlos ist.

Die spannende Frage ist, ob Zuckerberg letzteres über die Klinge springen lässt. Bei einem Dollar pro Jahr würde es selbst, wenn die Nutzergrenze von einer Milliarde geknackt wird, lange dauern bis auch nur der Kaufpreis wieder drin wäre. Zuckerberg ist zudem überhaupt kein Freund von Nutzungsentgelten. Bei Facebook hat er sogar geschworen, dass der Service auf alle Zeiten kostenlos bleibt. Natürlich ist das soziale Netzwerk nicht gratis. Nutzer bezahlen, indem sie Facebook in ihre Privatsphäre einweihen, was sich das soziale Netzwerk von Werbekunden vergolden lässt. Der große Wert liegt auch bei Whatsapp in der Auswertung von dessen Kommunikationsströmen. Man werde schauen, wie man WhatsApp zu einem wirklich großartigen Geschäft machen könne, sagte Zuckerberg in der Telefonkonferenz. Was genau sich ändern wird, darüber schwiegen sich Koum und Zuckerberg aus.

Aber gut möglich, dass Zuckerberg hier vorsichtig vorgeht und Whatsapp-Chef Koum zunächst nichts am Geschäftsmodell ändern lässt. Denn da die über Whatsapp ausgetauschten Nachrichten in der Regel weitaus sensibler als Facebook-Botschaften sind, würde ein Aufschrei durch dessen Nutzerschar gehen. Wahrscheinlich begleitet von Massenkündigungen. Koum betonte immer wieder, dass Whatsapp keine Nutzerdaten auswerte: "Wir interessieren uns nicht für Informationen über unsere Nutzer“, erklärte er noch im Januar. Fingerspitzengefühl ist deshalb gefragt. Und Zuckerberg kann sich Zeit lassen. Für ihn ist wichtig, dass er sich Whatsapp rechtzeitig gesichert hat. So hat er nun mit einem Schlag Zugang zu 450 Millionen Nutzern, und natürlich auch deren Daten und Adressbüchern.

Bei den Anlegern sorgte die Übernahme bislang nicht für Begeisterungsstürme. Die Facebook-Papiere verloren im nachbörslichen Handel rund drei Prozent.

Der Kauf von Whatsapp ist auch ein Beleg für die wachsende Nervosität im Silicon Valley. Für Twitter gab es über die Jahre Dutzende Kaufinteressenten. Ebenso für Groupon wie auch Yelp. Doch deren Eigner wählten lieber den Börsengang, was zumindest beim Gang aufs Parkett finanziell die richtige Entscheidung war. Doch nun wächst die Unruhe, dass der Börse eine Korrektur bevorsteht. Neben Whatsapp zog deshalb auch der Thermostat-Anbieter NestLab, der kürzlich von Google erworben wurde, den sicheren Hafen eines Internet-Giganten vor. Und vor wenigen Tagen übernahm der japanische Online-Händler Rakuten die Kommunikations-App Viber für 900 Millionen Dollar.

Im Silicon Valley laufen schon Wetten, wer sich den Fotodienst Snapchat sichert. Den wollte Facebook dem Vernehmen nach für drei Milliarden Dollar kaufen, doch dessen Mitgründer Evan Spiegel hatte nicht nur abgelehnt, sondern sogar seine Kommunikation mit Zuckerberg öffentlich gemacht. Nun wird Spiegel wohl Druck von seinen Geldgebern bekommen, lieber doch auf Nummer Sicher zu gehen.

Mit Material von dpa

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