Facebook Mark Zuckerberg macht Musik

Virtual Reality, Videos – und jetzt auch noch Musik. Facebook-Chef Mark Zuckerberg will die Geschäftsbereiche seines Konzerns ausweiten. Warum das soziale Netzwerk nun auch etablierten Musiklabels Avancen macht.

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Neue Geschäftsfelder für das soziale Netzwerk. Quelle: dpa

Düsseldorf Mark Zuckerberg kann zufrieden sein. Das vergangene Quartal bescherte Facebook wieder einen Rekord. Der Umsatz stieg um 51 Prozent auf rund 8,8 Milliarden Dollar und auch der Gewinn verdoppelte sich auf 3,57 Milliarden Dollar. Das soziale Netzwerk zählt derzeit 1,86 Milliarden aktive Nutzer im Monat.

Das Geschäftsmodell von Facebook fußt vor allem auf den Werbeerlöse, die kontinuierlich steigen. Dafür braucht es Formate, indenen die Werbung ausgespielt wird. Bisher gibt es zwei große Werbeträger. Zum einen den Newsfeed, zum anderen der Nachrichtendienst Messenger. Werden die aber mit Werbeanzeigen überfrachtet, können Nutzer schnell genervt reagieren und verlassen Facebook. Dessen ist sich auch Facebook-Chef Zuckerberg bewusst. Deshalb hat er bereits im vergangenen Jahr davor gewarnt, dass die Zeit des schnellen Wachstums schnell vorbei sein könnte.

Das hat sich zwar noch nicht bewahrheitet, allerdings sorgt Zuckerberg mit einer Expansion in neue Geschäftsbereiche vor: Er ernannte den Topmanager Hugo Barra zum neuen Chef der Virtual-Reality-Sparte. Auch Medienpartnerschaften will er weiter ausbauen.

Der von Zuckerberg selbst als „Megatrend“ bezeichnete Video-Bereich soll weiter wachsen. Jetzt treibt Facebook eine neue Sparte voran: Der Musikindustrie bietet sich das Unternehmen als Alternative zur Google-Tochter Youtube an. Zuckerberg weiß: Seine Erfolge haben eine Halbwertszeit und die Konkurrenz sitzt ihm im Nacken.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, soll Facebook in Verhandlungen mit verschiedenen Musiklabels stecken. Ein Deal könnte demnach mehr nutzergenerierte Videos mit Musikinhalt und Musikvideos der Labels beinhalten. Der Musikindustrie würde das entgegenkommen, denn die versucht schon lange, auch von Online-Diensten wie Facebook zu profitieren.

Youtube bescherte der Industrie dank Werbeerlösen fast eine Milliarde Dollar an Einnahmen – und ist zur wichtigsten Seite für Musik geworden ist, wie Bloomberg berichtet. Trotzdem befinden sich viele Labels mit Youtube im Clinch. Der Google-Tochter wird ein zu laxer Umgang mit der Durchsetzung von Copyright-Rechten vorgeworfen.

Eine Kooperation mit Facebook könnte Youtube unter Druck setzen. So soll Facebook bereits angekündigt haben, Musikpiraterie überwachen und Werbeeinnahmen mit den Erstellern teilen zu wollen. Damit die Kooperation zustande kommt, muss Facebook allerdings gewährleisten, dass Urheberrechte in Nutzervideos gewahrt bleiben. Dafür braucht es ein System, das derartige Verstöße überwacht. Youtube bietet mit Content ID bereits ein vergleichbares an. Rechteinhaber können so ihre Inhalte auf der Plattform überwachen und Anspruch auf entsprechende Videos erheben. Trotzdem existieren auf Youtube viele Inhalte, für die weder Labels noch Künstler Tantiemen oder Lizenzgelder erhalten. An einem entsprechenden System soll Facebook bereits arbeiten, wie verschiedene Medien im vergangenen Dezember berichteten.


Die Konkurrenz schielt auf Facebooks Werbekunden

Dazu passt auch eine Personalie, die Ende Januar bekannt geworden ist. Facebook warb Tamara Hrivnak, die Leiterin für Musikpartnerschaften bei Google Play und Youtube, ab. Das soziale Netzwerk hat sie als globale Chefin für Strategie und Geschäftsentwicklung für den Bereich Musik verpflichtet. Die Anwältin ist eine in der Branche geachtete Expertin, die bereits zahlreiche Lizenz-Deals ausgehandelt hat.

Eine Kooperation mit der Musikindustrie würde nicht nur Facebooks Position als „All-in-one“-Plattform festigen, sondern auch neue Einnahmequellen erschließen. Zwar sind die sogenannten „Mid-Ad-Rolls“, also Werbeeinspielungen, die ein Video in der Mitte unterbrechen, noch in einer frühen Entwicklungsphase, wie Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in einem Analystengespräch bekanntgab. Doch es locken Millionengewinne – für beide Seiten. So wie Google-Tochter Youtube will sich auch Facebook die Werbeeinnahmen aus diesen Einspielungen mit dem Ersteller der jeweiligen Videos teilen. Die Musikindustrie böte dies einen neuen Vertriebskanal für ihre Inhalte. Facebook bekäme mehr Fläche für seine Werbekunden.

Zuckerbergs Expansionspläne werden auch von mehreren Rivalen getrieben. Snapchat will im Frühjahr an die Börse gehen. Der Bilder- und Videoschnipseldienst könnte ernsthafte Konkurrenz für das Werbegeschäft bedeuteten. Der Facebook-Chef legte nach und implementierte ähnliche Funktionen auf seinem Bilderdienst Instagram und will sie nun auch auf Facebook ausrollen.

Und es ist wahrscheinlich nicht nur Snapchat, das Mark Zuckerberg umtreibt. Nur wenige Meilen von Facebooks Hauptquartier in Menlo Park entfernt, hat der Kurznachrichtendienst Twitter in San Francisco seinen Sitz. Der bewies mit den vergangenen Quartalszahlen eindrucksvoll, was passiert, wenn Werbemodelle nicht konstant weiterentwickelt werden. Chef Jack Dorsey musste für das vergangene Quartal einen Verlust von 167 Millionen Dollar verkraften – im vergangenen Jahr verlor der Konzern damit knapp 457 Millionen nach 521 Millionen Dollar in 2015. Auch die Werbeeinahmen sanken im Vorjahresvergleich auf 638 Millionen Dollar. Chef Dorsey kündigte an, den Dienst stärker auf Videoinhalte ausrichten zu wollen und so auch wieder für Werbekunden interessant zu werden. Die Musik spielt für die wahrscheinlich gerade aber woanders.

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