Facebook verteilt Umsätze Mark Zuckerbergs neue Steuermoral

Facebook reagiert auf die internationale Kritik und will mehr Werbeumsätze in einzelnen Ländern ausweisen. Damit würden auch mehr Steuern in Deutschland anfallen. Ein weiterer Zug in der globalen Sympathieoffensive.

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Angesichts massiver Kritik setzt der Konzern auf eine Sympathieoffensive. Quelle: AP

Düsseldorf Bislang führten alle Wege nach Irland: Wenn für Facebook die Werbeumsätze in Deutschland oder Frankreich sprudelten, wurden die Erlöse dann doch im internationalen Hauptquartier auf der Insel verbucht – und die gehört mit ihren Niedrigsteuersätzen bekanntlich zu den innereuropäischen Anlaufstellen für internationale Großkonzerne.

Wie Facebook am Dienstag in einem Blogbeitrag mitteilte, wird sich das ändern: In Zukunft sollen mehr Werbeumsätze dort verbucht werden, wo sie auch gemacht werden. Das bedeutet: Wo immer Facebook ein Büro betreibt, sei es beispielsweise in Hamburg, Paris oder Mailand, und dort mit einem Team Werbekunden akquiriert, sollen die Umsätze auch verbucht werden.

Mit dieser Änderung würden dann auch mehr Steuern in den jeweiligen Ländern fällig. Insgesamt seien davon mehr als zwei Dutzend Ländern betroffen. Die Umstellung soll bis zur Jahresmitte 2019 abgeschlossen sein. In Großbritannien wurde diese Änderung schon vor geraumer Zeit vollzogen.

Facebook-Finanzchef David Wehner erklärte, dass dieser Schritt zu einer lokalen Struktur mehr Transparenz für Regierungen und Politiker bedeuten würde, die überall auf der Welt für mehr Sichtbarkeit von Gewinnen eingetreten seien. Der EU ist das Steuergebaren von Konzernen wie Apple, Google oder Facebook schon seit langem ein Ärgernis: Im Oktober trug die Kommission die Möglichkeit einer Steuer auf die weltweiten Gewinne von Digitalunternehmen vor. Diese Einnahmen sollten dann an die EU-Länder ausgeschüttet werden. Eine von vielen Lösungen, die zur Diskussion stehen oder standen.

Facebook ist einer der ersten Tech-Konzerne, der auf ein solches Modell umstellt. Das Unternehmen setzt damit auf einen weiteren Schritt in einer Sympathieoffensive. Denn das Image ist angekratzt: Fake-News, Hasskommentare und die Nutzung der Plattform für aus Russland gesteuerte Propaganda machen es dem sozialen Netzwerk schwer, dem Selbstbild als freundliches und dem Gemeinwesen verpflichtetes Unternehmen zu entsprechen.

Nun mag man Chef Mark Zuckerberg zwar Reaktionsverzögerung vorwerfen, schließlich bezeichnete er zum Beispiel die Manipulation der Wahl anfangs noch als Unsinn. Das er dann aber nicht als geschickter Unternehmer reagierte, kann man ihm nicht nachsagen. Er schuf einen hochrangigen Managerposten für Medienpartnerschaften, finanzierte Initiativen für mehr Medienkompetenz, änderte die Werberichtlinien und stockte schließlich auch den Mitarbeiterstamm massiv auf, der sich um die Identifikation und Beseitigung von kritischen Inhalten kümmert.

Nun scheint er sich dem anderen Makel anzunehmen: Wer nicht ordentlich Steuern zahlt, der kann schlecht glaubhaft vertreten, dass er dem Gemeinwohl und der globalen Gemeinschaft verpflichtet ist. Gleich nebenbei könnte man mit der Neuerung auch Politiker milde stimmen. Ob die Umstellung in der Praxis allerdings automatisch mehr Steuern bedeutet, muss sich noch zeigen: Die Einnahmen müssen dann in jedem Land auch mit Ausgaben wie beispielsweise Betriebskosten gegengerechnet werden.

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