Facebook Zuckerbergs Gespensterjagd

Der Internetkonzern Facebook legt erneut starke Zahlen vor, doch das Rekordwachstum lässt im kommenden Jahr nach. Vor allem der Konkurrent Snapchat setzt das soziale Netzwerk zunehmend unter Druck.

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Das Facebook-Logo auf Monitoren an der New Yorker Börse NASDAQ. Quelle: REUTERS

Unterschiedlicher könnten die Gegenspieler kaum sein. Auf der einen Seite: Mark Zuckerberg, 32-jähriger Facebook-Chef mit leicht nerdigen Einschlag, der der Einfachheit halber jeden Tag ein T-Shirt in Grau trägt. Auf der anderen Seite: Evan Spiegel, 26 Jahre alt und Snapchat-Chef, Sohn eines Millionärs aus Los Angeles und verlobt mit dem australischen Supermodel Miranda Kerr.

Vielleicht ist das der Grund, warum Zuckerberg noch kein Mittel gefunden hat, das Wachstum des rivalisierenden Netzwerks Snapchat einzudämmen. Der Konkurrent hat ein Gespenst als Logo hat und ist durch Fotos und Videos, die nach dem Anschauen von selbst verschwinden, bekannt geworden. Facebook versuchte Snapchat zu übernehmen wie zuvor Instagram und Whatsapp. Doch Spiegel ließ sich nicht auf den Deal ein, setzte stattdessen auf Expansion.

Inzwischen hat er seine Firma in Snap umbenannt und kündigte für das kommende Jahr einen Börsengang an, bei dem er bis zu vier Milliarden Dollar einzunehmen hofft. Seither konzentriert sich Zuckerberg darauf, Gespenster zu vertreiben.

So sieht die gewöhnliche Facebook-Nutzung aus

Erneut kann der Tech-Gigant Facebook beste Ergebnisse vermelden. Der Umsatz stieg um 56 Prozent auf sieben Milliarden Dollar, der Gewinn verdreifachte sich im Vergleich zum Vorjahr auf 2,38 Milliarden Dollar. Hauptquelle des Wachstums waren Werbeerlöse. Bis Ende des Jahres werden bei dem sozialen Netzwerk nach Prognose der Analysten von eMarketer die weltweiten Werbeeinnahmen auf 26 Milliarden Dollar klettern. Facebook hatte Ende September 1,79 Milliarden aktive Nutzer pro Monat, das waren 16 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Besonders stark profitiert das Netzwerk vom mobilen Wandel, 93 Prozent aller Facebook-Nutzer loggen sich über Smartphone oder Tablet ein. Der Anteil an den Werbeeinnahmen stieg von 78 Prozent im vergangenen Jahr auf 84 Prozent im aktuellen Geschäftsjahr. Hier sieht das Unternehmen auch weiterhin die größten Wachstumschancen. „Wir wollen den Vermarktern dabei helfen, noch besser zu verstehen, wie groß der kleine Bildschirm ist“, erklärte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg.

Doch die Zahl der Inserate, die Facebook Nutzern zeigen kann, ist begrenzt. Deshalb kündigte Finanzchef David Wehner eine Strategieänderung an, die sich empfindlich auf die Zahlen auswirken wird. Ab Mitte des kommenden Jahres werde Facebook den Nutzern weniger Werbung zeigen, die Erlöse würden „bedeutend sinken“, so Wehner. Zudem plane der Konzern größere Investments in Datencenter und neues Personal.

Wachsen will Facebook, indem es mehr Reichweite gewinnt und die Verweildauer der Nutzer erhöht. Bereits heute surft ein Fan durchschnittlich 50 Minuten pro Tag im sozialen Netzwerk, inklusive Messenger und Instagram, länger als auf jeder anderen Online-Plattform. Neue Videoformate sollen den Nutzer stärker binden als bisher.

„Video wird der erste Kanal“, kündigte Zuckerberg an. „Bald werden sich die Menschen nicht zuerst über einen Text, sondern über ein Video mitteilen.“ Die Zahl der Nutzer, die bei Facebook Live-Videos einstellten, habe sich in den vergangenen Monaten vervierfacht. Facebook investiere in neue Kamera-Features und die eigene Infrastruktur, um den Nutzern „das beste Erlebnis zu geben“.

Die Anleger reagierten skeptisch auf die Ankündigungen. Der Aktienkurs des einstigen Wall-Street-Lieblings sank zwischenzeitlich um bis zu acht Prozentpunkte. Einerseits wissen auch die Börsianer, dass Facebooks Rekordwachstum irgendwann den Zenit erreichen musste. Andererseits fällt der Strategiewechsel in die Zeit des erstarkenden Rivalen Snapchat, der für Facebook zumindest auf lange Sicht gefährlich werden könnte.

Das steht im Kleingedruckten bei Amazon, Facebook und Co.
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Zuckerbergs Gegenspieler Spiegel kommt derzeit auf über 150 Millionen Nutzer täglich, bis Ende dieses Jahres peilt er nach Informationen von Bloomberg Werbeerlöse von mehr als 350 Millionen Dollar an. Damit liegt die Firma aus LA zwar noch weit hinter Facebook, doch die Geschichte von Silicon Valley hat mehrfach gezeigt, dass nichts so fragil ist wie eine Markführerschaft.

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