Facebook Wie Mark Zuckerberg einen Mediengiganten schmiedet

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Zukäufe

Zuckerberg nutzt seine finanziellen und zeitlichen Ressourcen, um seine Haupteinnahmequelle Facebook attraktiv zu halten. Als beispielsweise sein Plan floppte, den Startschirm der Mobiltelefone zu erobern, verlagerte er einfach alle Bemühungen in seine eigene App. Die ist mittlerweile beliebter als Apps von Wettbewerber Google, obwohl dieser das populärste Mobilbetriebssystem der Welt kontrolliert. Kommen eigene Projekte nicht vom Fleck, wird zugekauft. So wie bei Instagram. Der im Oktober 2010 gestartete, mobile Fotodienst hatte zwar nur eine Handvoll Mitarbeiter und keinerlei Einnahmen. Dafür aber im Frühjahr 2012 schon 100 Millionen begeisterte Nutzer. Ein möglicher Konkurrent, erkannte Zuckerberg schnell.

Höchstpersönlich überredete er den Instagram-Mitschöpfer Kevin Systrom mit seinem Start-up ins Facebook-Reich zu wechseln. Dank seiner Macht im Unternehmen benötigte er dafür keine langwierige Überzeugungsarbeit im Aufsichtsrat. 800 Millionen Dollar offerierte Zuckerberg, Zugriff auf Facebooks Infrastruktur, Investitionen und die Zusicherung, den Dienst innerhalb von Facebook eigenständig führen zu können. In diesem Jahr, so schätzt das Marktforschungsunternehmen eMarketer wird Instagram bereits 600 Millionen Dollar mit Werbung umsetzen, im nächsten Jahr sollen es bereits knapp 1,5 Milliarden Dollar sein.

Auch beim Kurznachrichtendienst WhatsApp zögerte Zuckerberg nicht lange – und zeigte, dass er auch das alte Managementspiel aus teile und herrsche versteht: Zwar war WhatsApp mit einem Rekordpreis von rund 20 Milliarden Dollar kein Schnäppchen. Dennoch musste Zuckerberg noch etwas drauflegen, was sich für Geld nicht kaufen lässt: Einfluss. Um den Deal zu besiegeln, offerierte Zuckerberg einen Platz im Aufsichtsrat. Dort sitzt jetzt WhatsApp-Mitgründer Jan Koum. Aus dem Stand ist der gebürtige Ukrainer damit zu einem der mächtigsten Männer des Silicon Valley aufgestiegen. Gemeinsam mit seinem Mitgründer Brian Acton genießt er genau wie die Instagram-Schöpfer seine Autonomie innerhalb des Facebook-Imperiums.

Nicht alle hat Zuckerberg umgarnen können. Evan Spiegel, Mitgründer des sozialen Netzwerks Snapchat, das die Mitteilungen seiner Nutzer wieder verschwinden lässt, hat allerhand Avancen widerstanden. Bislang. Doch sollte die Vorliebe für populäre Internet-Medienunternehmen ohne große Umsätze wieder abkühlen und das soziale Netzwerk aus Los Angeles an Reiz für dessen Investoren verlieren, steht Facebook für die Übernahme bereit.

Gehört Zuckerberg damit die künftige Medienindustrie? Entsteht das neue Hollywood im Silicon Valley?

Zu oft ist in der Vergangenheit den mutmaßlichen Herrschern der Zukunft die Kontrolle über diese wieder entglitten. So wie es Microsoft-Gründer Bill Gates nicht gelang, die Macht über die Personalcomputer auf Mobiltelefone und das Internet zu übertragen.

Zuckerberg ist der Sprung vom Personalcomputer aufs Smartphone zumindest schon mal gelungen. Für den in die virtuelle Realität und später in die computergestützte Telepathie hat er noch viel Zeit. Mark, so erinnert sein Mentor, der Internetpionier Marc Andreessen gern, „hat noch viele Jahrzehnte vor sich“.

Er ist ja erst 31 Jahre alt.

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