




Datenleck bei Uber: Unbefugte haben sich Zugriff auf Daten von rund 50.000 Fahrern des umstrittenen Fahrdienst-Vermittlers Uber verschafft. Es handele sich um Namen und Führerschein-Nummern von Fahrern aus verschiedenen US-Staaten, erklärte Uber in einem Blogeintrag am späten Freitag.
Fragen könnte das lange Zögern von Uber mit der Mitteilung aufwerfen: Der Zugriff Unbefugter sei bereits Mitte September festgestellt worden, hieß es. Ereignet habe er sich Mitte Mai. Uber reichte auch eine Klage gegen Unbekannt ein. Das Unternehmen machte in der Mitteilung keine weiteren Angaben etwa zu den Umständen des Datenzugriffs. Es sei aber bisher kein Missbrauch festgestellt worden, hieß es. Die betroffenen Fahrer bekommen Unterstützung von einem Dienst, der hilft, die digitale Identität im Netz zu kontrollieren. Uber war erst vor einigen Wochen in die Diskussion wegen seiner Datenschutz-Politik geraten. Unter anderem hatte sich eine Journalistin beschwert, dass ein ranghoher Uber-Mitarbeiter in New York ohne ihre Erlaubnis auf ihre Fahrt-Daten zugegriffen habe. Uber betonte, man nehme den Datenschutz sehr ernst, der Mitarbeiter sei bestraft worden.
Warum Uber so umstritten ist
Uber startete vor rund vier Jahren in San Francisco als Alternative zu Taxis, die in der kalifornischen Metropole notorisch schwer zu kriegen sind. Anfangs ging es nur darum, für etwas mehr Geld einen Chauffeur-Service mit Oberklasse-Wagen anzubieten. Inzwischen nutzt Uber seine Vermittlungsplattform auch für Dienste, bei denen Privatleute Fahrgäste mit ihren eigenen Autos mitnehmen können. Vor allem um solche Angebote entzünden sich die Streitigkeiten mit Taxi-Gewerbe und Behörden in verschiedenen Ländern.
Es ist eine Smartphone-App, wie man sie auch von den Taxi-Anwendungen kennt. Der Abholort wird automatisch ermittelt, der Kunde sieht die Uber-Fahzeuge in der Nähe. Der Fahrweg wird mit Hilfe von GPS berechnet, die Wagen kommen daher ohne Taxameter aus. Der Bezahlvorgang entfällt: Es wird einfach die bei Uber hinterlegte Kreditkarte belastet.
Das Taxi-Geschäft überall ist vielen Regeln unterworfen. Es gibt Vorschriften für die technische Kontrolle der Fahrzeuge, die Überprüfung des Gesundheitszustands der Fahrer, spezielle Versicherungen und die Beförderungspflicht. Außerdem wird die Größe des Marktes über die Vergabe von Konzessionen eingeschränkt. So kann eine Taxi-Lizenz in New York mehr als eine Million Dollar kosten. Uber platzt mit seinen Dienstes in dieses über Jahrzehnte gewachsene Geflecht von Regeln und wirtschaftlichen Interessen.
Beim ursprünglichen Chaufferdienst UberBLACK waren die Argumente vor allem der Komfort einer Smartphone-App, ein schickes Auto und die automatische Abrechnung. Bei den Mitfahrdiensten in Privatautos ist Uber aber auch günstiger als herkömmliche Taxis. So kostet der Service UberPOP in Hamburg einen Euro pro Kilometer bzw. 25 Cent pro Minute. Laut Hamburger Taxentarif zahlt man dagegen jeweils 2,20 Euro für die ersten vier Kilometer, je 1,90 für die nächsten fünf Kilometer und 1,40 ab dem 10. Kilometer.
Behörden und auch Landesregierungen sehen den Dienst skeptisch. In Berlin und Hamburg erließen die Behörden Unterlassungsverfügung gegen Uber. Gerichte erlaubtem dem Fahrdienst aber vorläufig die Weiterfahrt. In NRW erklärte ein Sprecher des Verkehrsministeriums zu Uber: "Nach den vorliegenden Informationen handelt es sich bei den Fahrten um genehmigungspflichtige Personenbeförderungen." Über eine solche Genehmigung verfügen die Uber-Fahrer aber offenbar nicht. Das Verkehrsministerium warnt deshalb vor hohen Bußgeldern.
In Deutschland gerät die Expansion von Uber unterdessen nach dem heftigen Gegenwind aus der Taxibranche ins Stocken. Zu Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Düsseldorf kämen vorerst keine weiteren Städte hinzu, bestätigte das Unternehmen der „Wirtschaftswoche“. Zugleich stellte ein Sprecher am Samstag klar: „Uber stellt die Expansion in Deutschland nicht ein.“ Zugleich könne Uber in den Städten, in denen der Dienst uberPOP zu 35 Cent pro Kilometer angeboten werde, nicht so schnell wachsen, „wie das aufgrund der Nachfrage eigentlich nötig wäre“, räumte er ein. „Einen generellen Anwerbestopp für Partner-Fahrer“, gebe es allerdings auch in diesen Städten nicht. „Die 35-Cent-Regel erlaubt nur ein begrenzt nachhaltiges Geschäft“, zitierte das Magazin einen Uber-Vertreter.
Taxi-Unternehmer erreichten in Deutschland mehrere Gerichtsentscheidungen, die das Geschäftsmodell von Uber einschränkten. Anfangs hatte das Startup aus San Francisco auf eine sehr schnelle Expansion auch in Deutschland gesetzt. Neben seinem Limo-Service vermittelt das kalifornische Unternehmen auch Fahrgäste an private Fahrer. Dieser Dienst ist schon weltweit in die Schlagzeilen geraten. Der Taxi-Branche ist das Angebot seit längerem ein Dorn im Auge. Der Vorwurf ist, dass sich Uber damit wettbewerbswidrig verhält, da sich die Fahrer nicht an Regeln des Personenbeförderungsgesetzes halten.
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband BZP bekräftigte am Samstag noch einmal seine Position: „Beförderungsleistungen dürfen nicht ohne staatliche Genehmigung und von Fahrpersonal ohne Personenbeförderungsschein erbracht werden.“ Uber kritisiert weltweit, viele Regeln seien veraltet und dienten dem Schutz der Platzhirsche aus der Taxi-Branche. Uber-Chef Travis Kalanick warb bei einem Auftritt auf der Internet-Konferenz DLD in München im Januar für Partnerschaften mit großen Städten in Europa. Uber könne unter anderem helfen, Verkehrsprobleme zu bewältigen und Zehntausende neue Jobs schaffen, argumentierte er. Uber holte sich mehrere Milliarden Dollar bei Investoren vor allem für die internationale Expansion und ist damit eines der am besten mit Geld ausgestatteten Startups weltweit.