Fake News, Virtual Reality, Stories Facebook geht in die Offensive

Wegen dem Umgang mit Fake News stand Facebook immer wieder in der Kritik. Dagegen soll jetzt ein neuer Algorithmus helfen. Und Mark Zuckerberg geht gerade noch einige andere Baustellen im Konzern an.

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Der Facebook-Chef hat sich viel vorgenommen. Quelle: AP

Die To-Do-Liste von Mark Zuckerberg ist in diesen Tagen ziemlich lang. Doch zumindest drei wichtige Punkte kann der Facebook-Chef jetzt von der Liste streichen: Fake News, Virtual Reality und die aufkommende Konkurrenz von Snapchat. Zumindest vorerst.

Sein Konzern war in den vergangenen Monaten unter Dauerbeschuss: Der Umgang des größten sozialen Netzwerks der Welt mit den sogenannten Fake News sorgte für Kritik von Medien und Politik. Auch in Deutschland herrscht Angst, wie sich diese Märchengeschichten auf die in diesem Jahr anstehenden Wahlen auswirken könnten. Facebook hat reagiert und das Recherchenetzwerk „Correctiv“ ins Boot geholt. Die Journalisten sollen künftig als „Fake“ gemeldete Nachrichten überprüfen und, sollten diese tatsächlich falsch sein, mit einem Hinweis versehen. Doch das reicht noch nicht: Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat Facebook noch eine weitere Änderung parat, die die Kritiker verstummen lassen soll.

In den USA oder Großbritannien bietet das Netzwerk die sogenannte „Trending Box“ an. Ähnlich wie auf Twitter werden dort Nachrichten angezeigt, über die im Netzwerk gerade besonders viele Menschen sprechen. Und da können es natürlich auch die sogenannten Fake News reinschaffen, wenn nur genug Nutzer darüber sprechen. Damit soll Schluss sein: Seit Mittwoch bestimmt ein neuer Algorithmus, was der Nutzer zu sehen bekommt.

Während der vorher eine personalisierte Auswahl traf, setzt er nun auf unterschiedliche Kriterien. Entscheidend, so berichtet das „Wall Street Journal“, ist zum Beispiel das „historische Engagement“ des Veröffentlichers – wie lange also seine Präsenz auf dem sozialen Netzwerk vorherrscht. Zudem wird der Algorithmus bewerten, wie viele glaubwürdige Quellen darüber berichten. Nur dann schafft es eine Meldung in die Box. Der persönliche Newsfeed des Nutzers sei von der Änderung allerdings nicht betroffen. Mit der Depersonalisierung will Facebook auch das Entstehen von Filterblasen verhindern, in der gewisse Meldungen nicht zur Kenntnis genommen werden.

Ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste von Mark Zuckerberg: Die Konkurrenz. Zwar ist Facebook unter den sozialen Medien der Platzhirsch, doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht. Sie wächst sogar. Die Macher von Snapchat haben es geschafft, täglich mehr als 150 Millionen Nutzer auf ihre Video- und Bilderschnipsel-App zu ziehen. Getreu dem Motto „Kaufe, was dich zerstören kann“ hatte der Facebook-Chef auch für die App geboten. Die Gründer Evan Spiegel und Bobby Murphy lehnten ab.

Und Snapchat baut seitdem kräftig aus: Es gibt Kooperationen mit Sendern wie MTV oder NBC. Zudem arbeitet Snapchat seit vergangenem Jahr mit dem Marktforscher Nielsen zusammen, um sein Targeting zu verbessern. Im Frühjahr soll das Unternehmen an die Börse gehen. Medienberichten zufolge liegt eine mögliche Börsenbewertung zwischen 20 und 25 Milliarden Dollar.

Facebook gegen Snapchat


Zuckerberg beäugt den Nachwuchs kritisch – und reagiert mit Nachahmung: Seinen Fotodienst Instagram ließ der Facebook-Chef mit dem „Stories-Feature“ ausrüsten. Nun soll die Erweiterung auch auf Facebook folgen und Foto- und Videoschnipsel im oberen Bereich der mobilen App anzeigen, wie der „Business Insider“ berichtet. Die Testversion läuft gerade in Irland und soll nun nach und nach überall auf der Welt zugänglich gemacht werden. Keine gute Nachricht für Snapchat, so kurz vor dem geplanten Börsengang.

Doch Zuckerberg ist nicht nur an Videoschnipseln interessiert, sondern will auch aus dem bisherigen Nischenmarkt der Virtuellen Realität etwas Großes machen. 2014 übernahm sein Konzern für zwei Milliarden Dollar Oculus Rift, ein Entwickler für Virtual-Reality-Brillen. Der Facebook-Chef hat sich nun Verstärkung geholt. Der ehemalige Google-Manager Hugo Barra soll diese Sparte vorantreiben. Barra arbeitete vorher für Xiaomi, einen chinesischen Hersteller von Smartphones, aber auch vernetzter Haushaltstechnik. Das Unternehmen großer Player in Asien: Allein in Indien macht der Konzern mehr als eine Milliarde Umsatz.

Barra hatte Anfang der Woche angekündigt, China und Xiaomi in Richtung Silicon Valley verlassen zu wollen, allerdings ohne einen neuen Arbeitgeber zu nennen. Die folgte dann am Mittwoch: Mark Zuckerberg erklärte auf seiner Facebook-Seite, Barra teile seine Überzeugung, dass virtuelle Realität die nächste zentrale Computer-Plattform sein werde.

Der 40-Jährige soll nun das Oculus-Team leiten. Auch Barra selbst antwortete und bekräftigte sein Ziel, virtuelle Realität „Mainstream“ werden zu lassen.

Aktuell sind die großen Pläne mit der Virtuellen Realität allerdings gestört, denn Facebook und Oculus müssen sich vor Gericht des Vorwurfes erwehren, die anfängliche Oculus-Technologie sei von einem Entwickler beim Wechsel des Arbeitgebers bei einem anderen Unternehmen mitgenommen worden. Ein weiterer Punkt auf Zuckerbergs To-Do-Liste. Aber die wird wahrscheinlich trotz der neuerlichen Offensiven auch immer nur länger.

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