Falscher Uni-Abschluss Aktionär verlangt Einblick in Yahoo-Interna

Yahoo-Großaktionär Dan Loeb lässt nicht locker. Der Manager fordert eine lückenlose Aufklärung, wie Scott Thompson mit einem falschen Uni-Diplom Konzern-Chef werden konnte. Dabei geht es ihm nicht nur um die Wahrheit.

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Daniel Loeb: Der Fondsmanager wäre gerne Teil des Yahoo-Aufsichtsrats. Quelle: Reuters

New York Dan Loeb verlangt einen umfassenden Einblick in die Aufzeichnungen des Internetkonzerns Yahoo. Der Fondsmanager will wissen, wie und warum Scott Thompson mit einem gefälschten Uni-Abschluss an die Spitze des IT-Unternehmens gewählt werden konnte. Darüber hinaus zweifelt der Investor auch die Qualifikationen von mehreren anderen Yahoo-Verwaltungsräten an.

„Den Anteilseigner haben ein Recht auf totale Transparenz“, erklärte am Montag Loebs Investmentfirma Third Point, die 5,8 Prozent an Yahoo hält. Es könne nicht sein, dass die Untersuchungen im Geheimen abliefen. Yahoo hatte am Donnerstag zugeben müssen, dass Thompson entgegen bisherigen Angaben keinen Bachelor-Titel in Computerwissenschaften hat. Loeb forderte daraufhin, dass Thompson bis zum Montag gefeuert wird. Sonst drohte er mit rechtlichen Schritten.

Yahoo hatte zunächst von einem „unbeabsichtigter Fehler“ gesprochen, später aber angekündigt, der Verwaltungsrat werde sich mit dem Thema befassen. Ziemlich schnell wurde klar, dass die falsche Information auch schon vor Jahren in Thompsons offizieller Biografie zu seiner Zeit bei der Online-Handelsplattform Ebay stand. Außerdem tauchte ein Rundfunk-Interview auf, in dem Thompson eine Journalistin nicht korrigierte, nachdem diese seine Titel aufgezählt hatte.

Investor Loeb kommt der Fehler gerade recht, denn er kann Yahoo damit unter Druck setzen. Loeb will schon lange selbst in das Yahoo-Aufsichtsgremium einziehen und den Kurs des Konzerns mitbestimmen. Bisher hat ihn die Yahoo-Führung abgeblockt.

Loeb will neben Thompson sechs weitere Verwaltungsräte hinausdrängen und durch eigene Leute ersetzen. So soll Patti Hart gehen, die für die Chefsuche verantwortlich war. „Yahoo hat nicht erklärt, warum das für die Suche verantwortliche Komitee einen Firmenchef anheuern konnte, ohne die Qualifikationen des Kandidaten auch nur rudimentär zu überprüfen“, hieß es in einem öffentlichen Brief an den Yahoo-Verwaltungsrat.

Für Yahoo kommt der Feuersturm des Investors zur Unzeit. Thompson kam erst Anfang des Jahres zu dem mit Umsatz-Rückgängen kämpfenden Internet-Pionier, dem Rivalen wie Google einen immer größeren Teil der Werbeeinnahmen weggeschnappt haben. Thompson leitete einen Sparkurs ein, baute um und konnte auch schon erste Erfolge vorweisen. Vor Thompson war Yahoo monatelang führungslos, nachdem Vorgängerin Carol Bartz das Unternehmen im Streit verlassen hatte.

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