Freytags-Frage

Korruption privatwirtschaftlich bekämpfen?

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SAP setzt ein starkes Signal

Wie es ist, von den Amerikanern gestellt zu werden, hat gerade das deutsche Unternehmen SAP erfahren, dessen Niederlassung in Südafrika von einem Korruptionsfall erschüttert wurde. Mitarbeiter dieser Niederlassung haben der Presse zufolge eine Provision, also ein Bestechungsgeld, an ein privates Unternehmen gezahlt, um einen lukrativen Auftrag einer staatlichen Netzgesellschaft zu erhalten.

Das private Unternehmen gehört der Gupta-Familie, die in Südafrika für spektakuläre Korruptionsfälle und eine Nähe zu Präsident Jakob Zuma bekannt ist. Präsident Zuma seinerseits drohen Hunderte von Gerichtsverfahren wegen Korruption.

Für SAP kann dieser Fall erhebliche Konsequenzen in den USA nach sich ziehen. Es drohen Strafen und ein sogenanntes „Bilanz-Monitoring“, bei dem das Unternehmen streng durch das Justizministerium kontrolliert wird und bei weiteren Vorfällen vom amerikanischen Markt ausgeschlossen werden kann.

Das sind die korruptesten Länder der Welt
Venezuela Quelle: AP
Guinea-Bissau: Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Bissau Quelle: AP
Afghanistans Hauptstadt Kabul Quelle: REUTERS
Libyens Hauptstadt Tripolis Quelle: dpa
Der im SUdan autoritär regierenden Präsidenten Umar al-Baschir Quelle: REUTERS
Jemens Hauptstadt Sanaa, die zur Zeit von Rebellen besetzt ist Quelle: dpa
Syriens im Krieg zerstörte Stadt Aleppo Quelle: dpa

Dabei stellt sich den Unternehmen, die in Südafrika, aber auch in anderen afrikanischen Ländern aktiv sein wollen, das grundsätzliche Problem, dass Korruption nur schwer zu vermeiden ist. Damit wird klar, dass das Unternehmen entweder in einer Grauzone operieren oder auf das Geschäft verzichten muss.

Hinzu kommt, dass für die Regierungen in den OECD-Ländern ein Gefangenendilemma besteht. Eine zu strenge Verfolgung der eigenen Unternehmen verringert Exporterlöse und damit die Anzahl der Jobs zuhause und Steuereinnahmen. Vor diesem Hintergrund klagen deutsche Unternehmen, dass die Bundesregierung im Gegensatz zu anderen OECD-Ländern die Korruptions-Regeln zu streng auslegt.

Es kann auch nicht völlig ausgeschlossen werden, dass in den Vereinigten Staaten in der Sache SAP neben juristischen auch industriepolitische Motive, also der Wunsch, einen Konkurrenten amerikanischer Software-Unternehmen zu behindern, im Raum stehen.

Was könnte eine Lösung für dieses Dilemma sein? SAP reagiert mit einer interessanten Antwort. Neben den üblichen arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegen die betreffenden Mitarbeiter wurde beschlossen, in Ländern, die beim Transparency International Ranking weniger als 50 von möglichen 100 Punkten erhalten, gänzlich auf Vertriebsprovisionen im öffentlichen Sektor zu verzichten.

Dies ist ein starkes Signal, das einerseits zu Vertriebsausfällen führen, andererseits aber auch bewirken kann, dass Regierungen stärker gegen Korruption vorgehen. Schließlich rückt nun die schwache Punktzahl in den Fokus. Es wäre wünschenswert, dass andere Unternehmen diesem Beispiel folgen.

Zwar lässt sich das Problem der “Grand corruption“ so nicht lösen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Gerade wenn es sich um Produkte oder Dienstleistungen mit großer Nachfrage und hoher Wertschätzung durch die tatsächlichen Nutzer handelt, kann ein gewisser Druck aufgebaut werden. Schon die Veröffentlichung eines Indexes übt Druck auf korrupte Regierungen aus. Die direkte Anwendung durch große Unternehmen kann diesen Druck nur erhöhen.

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