Fusion von T-Mobile US und Sprint Gut für die Telekom, schlecht für Deutschland

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom Quelle: dpa

Telekom-Chef Timotheus Höttges hat den Genehmigungsmarathon in den USA gewonnen. „Patriotische Investitionen“ in Deutschland haben künftig einen schweren Stand.

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Wer weiß, mit welch hohem persönlichen Einsatz die gesamte Führungsriege der Deutschen Telekom mit Konzernchef Timotheus Höttges an der Spitze für das Zustandekommen der Fusion von T-Mobile und Sprint gekämpft hat, der weiß auch, wie groß in diesem Augenblick die Seufzer der Erleichterung sind. Dienstagmittag um 14 Uhr eröffnet Höttges traditionell die wöchentliche Sitzung des Vorstandes. Und die endet jetzt anders als geplant. Wahrscheinlich lässt Höttges unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ ein paar Sektkorken knallen. Und das hat sich der Vorstand nach dieser unendlichen Genehmigungsgeschichte mit ständigen Aufs und Abs auch verdient.

Die allerletzten Hürden sind zwar noch nicht genommen, aber die Börsen und auch die Marktbeobachter sind sich weitgehend einig: Die Zitterpartie ist beendet. Mit gemeinsam 127 Millionen Kunden und einem kombinierten Jahresumsatz von mehr als 70 Milliarden US-Dollar schließt das fusionierte Unternehmen von T-Mobile und Sprint zu den Marktführern AT&T und Verizon auf. Auf diesem soliden Kunden-Fundament kann die Telekom mit den Milliarden-Investitionen starten, die für den Aufbau eines superschnellen 5G-Mobilfunknetzes notwendig sind. Die hohen Investitionsgarantien waren ein Grund, die den US-Kartellrichter Victor Marreno schließlich veranlassten, seinen Widerstand aufzugeben. Das US-Geschäft wird der Telekom-Bilanz schöne Wachstumsraten bescheren. Und der Konzernchef wird dafür auch den Applaus seiner Aktionäre ernten.

Das ist gut für die Telekom, aber schlecht für Deutschland. Denn in seinem Kern mutiert der Ex-Monopolist, der immer noch zu 32 Prozent in Staatsbesitz ist, zu einem US-amerikanischen Unternehmen. Erst kürzlich ließ Höttges auf einer Veranstaltung tiefe Einblicke in sein Seelenleben zu. „Natürlich würde ich am liebsten das Patriotische verbinden mit den Investitionen“, sagte Höttges. „Aber das ist in Deutschland nicht so leicht.“ In Europa wachse die Telekom mit vier Prozent, der deutsche Telekommunikationsmarkt schrumpfe sogar. In den USA dagegen wachse die Telekom zweistellig. Das spiegele sich auch in der Börsenbewertung wider.

Die europäische Telekommunikationsindustrie habe – sagt Höttges – seit 2009 rund 17 Prozent an Wert verloren. Im gleichen Zeitraum haben die US-amerikanischen Telekommunikationsunternehmen ihre Marktkapitalisierung um 201 Prozent gesteigert. Das heißt: Jeder Euro, den die Telekom in den USA anlegt, bringt mehr Wachstum und eine höhere Börsenbewertung als eine Investition in gleicher Größe in Deutschland beziehungsweise Europa.

Für die Aufholjagd, die Deutschland beim Bau von superschnellen Glasfaser- und 5G-Mobilfunknetzen hinlegen will, verheißt das nichts Gutes. Die Deutsche Telekom wird mit einer fusionierten T-Mobile-/Sprint-Gruppe die USA zu einem der Pioniere beim superschnellen 5G-Mobilfunk machen und so den Digital-Standort USA weiter stärken. Weil jeder Euro/US-Dollar nur einmal ausgegeben werden kann, ist die Gefahr groß, dass sich Deutschland/Europa hinten anstellen muss. Gute Konzernlenker investieren dort, wo mehr Rendite winkt. Da hilft es auch nicht, wenn sich die Bundesregierung – wie im Entwurf ihres neuen Beteiligungsberichts – deutlicher als bisher zur Beteiligung an der Telekom als „strategisch wichtig“ bekennt.

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