Gamescom Deutschland, einig Zockerland

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„Dringender Handlungsbedarf“

Der Hype um Paluten & Co. zeigt anschaulich, was den deutschen Games-Marktes antreibt: Die Geräte sichern den größten Teil des Branchenumsatzes. Mit Spielekonsolen und Peripherie-Geräten wie Games-Controllern wurde laut des in der vergangenen Woche veröffentlichten Jahresreports der deutschen Games-Branche hierzulande eine knappe Milliarde Euro umgesetzt (938 Millionen Euro). Im Vergleich zu 2016 ist das ein Plus von mehr als einem Viertel (26 Prozent). Dazu haben vor allem neue und überarbeitete Spielekonsolen von Sony (Playstation 4 Pro), Microsoft (Xbox One X) und Nintendo (Switch) beigetragen. 

Auch der Umsatz mit Spiele-Software zog im vergangenen Jahr an: So legte der Markt mit Games für PC, Konsole, Smartphone und Tablet 2017 um immerhin zehn Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Und der Gesamtmarkt aus Spielen und zugehöriger Hardware kletterte um fast 350 Millionen Euro auf insgesamt 3,3 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland in Europa der größte Markt für Computer- und Videospiele, weltweit rangiert die Republik allerdings nur auf Platz fünf - hinter den deutlich bevölkerungsreicheren Ländern China, USA und Japan. 

Doch auch wenn die Deutschen immer öfter spielen, das große Geld wird mit dem Spieltrieb anderswo verdient: Der Anteil von Spiele-Entwicklungen aus Deutschland ist im vergangenen Jahr abermals gesunken: 2016 entfielen noch 6,4 Prozent des Umsatzes auf Titel aus Deutschland, 2017 waren es dagegen nur noch 5,4 Prozent. Das entspricht rund 119 Millionen Euro bei einer Marktgröße von über 2,2 Milliarden Euro.

In die Spitzengruppe der 20 meistverkauften PC- und Konsolenspiele in Deutschland können hiesige Entwickler nicht vorstoßen: Die Top 20 dominieren amerikanische und japanische Spieleanbieter. Im Jahr 2017 hieß das erfolgreichste Computer- und Videospiel in Deutschland „FIFA 18“ vom US-Publisher EA. Auf Rang zwei folgt das Actionspiel „Call of Duty: WWII“ vom US-Rivalen Activision Blizzard. Auf dem dritten Platz landete im vergangenen Jahr „Grand Theft Auto V“ vom amerikanischen Spieleentwickler Rockstar Games, dessen erste Version 2013 noch für die damals aktuelle Generation der Spielekonsolen PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlicht wurde. 

Zwar hat die auch die Bundesregierung die Bedeutung die Spielebranche als Wirtschaftszweig erkannt – und in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung einer Games-Förderung auf Bundesebene angekündigt. 

Das Ziel: systematisch Spieleentwicklungen zu fördern, um die derzeitigen Wettbewerbsnachteile gegenüber Standorten wie Frankreich, Großbritannien und Kanada auszugleichen. Passiert ist bislang wenig. Für traditionelle Branchen tut Berlin bislang dann doch noch ein bisschen mehr. 

Und so findet Felix Falk, als Geschäftsführer des Game-Verbands die wichtigste Stimme der Spiele-Branche, deutliche Worte: Dass die deutschen Entwickler hinter der ausländischen Konkurrenz weiter zurückfallen, zeige, „dass es dringenden Handlungsbedarf gibt. Deshalb sollte der von der Bundesregierung geplante Games-Fonds zur Unterstützung deutscher Entwickler jetzt umgesetzt werden.“ 

Immerhin gebe es ja bereits positive Beispiele wie das Action-Rollenspiel „Elex“ vom Essener Entwickler Piranha Bytes oder das Science-Fiction-Spiel „The Surge“ von Deck 13 aus Frankfurt – diese zeigten, dass Spiele made in Germany eine echte Erfolgsgeschichte werden können. 

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