
Herzogenrath Nach der gescheiterten Übernahme des Spezialmaschinenbauers Aixtron könnte es für das Bundeswirtschaftsministerium nun ein juristisches Nachspiel geben. Bislang drei Klagen von Aktionären auf einen Schadenersatz von zusammen rund 200.000 Euro seien in der Sache beim Berliner Landgericht eingereicht worden, teilte ein Sprecher der Frankfurter Kanzlei Nieding und Barth am Dienstag mit. Es werde jedoch mit bis zu 60 Klagen gerechnet. Einer Sprecherin des Berliner Gerichts konnte den Eingang der Klagen auf Anfrage zunächst nicht bestätigen.
Der Bundesregierung werde vorgeworfen, eine außenwirtschaftliche Unbedenklichkeitsbescheinigung ohne genaue Prüfung und vorschnell erteilt zu haben, so der Sprecher der Kanzlei. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte eine zunächst erteilte Genehmigung für den Verkauf von Aixtron an einen chinesischen Investor nach einem Veto aus den USA wieder zurückgenommen.
Dadurch seien die Aktionäre nach Darstellung der Anwaltskanzlei „völlig überrascht“ worden, so die Kanzlei. Nur auf Basis des Vertrauens auf die Unbedenklichkeitsbescheinigung seien die Aktien dem Übernehmer angedient worden. Dadurch seien die Aktionäre schließlich auch gehindert gewesen, ihre Papiere anderwertig zu verkaufen.
Übernahmen chinesischer Firmen in Deutschland
Die chinesische Holding Beijing Enterprises gab Anfang Februar 2016 bekannt, den Müllverbrennungsspezialisten EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.
Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar 2016 von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen – mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.
Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernahm 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Avic übernahm 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.
Der Industriekonzern Thyssenkrupp schloss 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machten beide Seiten keine Angaben.
2012 stieg der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kauften zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigerten 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhielt der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.
Der Baumaschinenhersteller Sany übernahm 2012 den Betonpumpenhersteller für gut 320 Millionen Euro.
Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.
Aixtron stellt Maschinen für die Chipindustrie her und steckt wegen einer schwachen Auftragslage in der Krise. Ein Weg daraus sollte die Übernahme durch chinesische Investoren sein. Diese scheiterte allerdings kurz vor Weihnachten am Veto des damaligen US-Präsidenten Barack Obama, der „Risiken für die nationale Sicherheit der USA“ vorgebracht hatte. Die Regierung hatte ein Mitspracherecht, weil das TecDax-Unternehmen eine Niederlassung in den USA hat.